# taz.de -- Hausdurchsuchung bei AStA-Mitarbeiterin: Gefährlicher Angriff auf … | |
> Die Durchsuchung bei einer Studentin im Anschluss an eine kritische | |
> Tagung in Hamburg zeigt, wie gefährdet die Freiheit akademischer Räume | |
> ist. | |
Bild: Nicht für alle wissenschaftlichen Tagungen ein Heimathafen: Schild an ei… | |
Die Uni Hamburg verweigert [1][einer wissenschaftlichen Konferenz zur | |
Klimakrise und zu sozialer Gerechtigkeit] kurzfristig die Räume, weil der | |
Verfassungsschutz in ihr eine Propagandaveranstaltung PKK-naher Gruppen | |
sieht. Im Anschluss an die Konferenz, die woanders stattfinden musste, | |
kommt es zu weiteren Ermittlungen, Überwachungsmaßnahmen und einer | |
Durchsuchung des WG-Zimmers einer AStA-Mitarbeiterin, weil sie sich an der | |
Konferenz beteiligt hatte – die der Asta mitorganisiert hatte. | |
All das hat rechtliche Grundlagen, wirft aber ernsthafte Fragen über die | |
Verhältnismäßigkeit staatlicher Eingriffe in akademische Räume auf. | |
Demokratie lebt vom offenen Diskurs, übermäßige Kontrolle diskreditiert | |
legitime Debatten und schüchtert kritische Stimmen ein. Die | |
Wissenschaftsfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung und die | |
Unschuldsvermutung sind aber Grundpfeiler unserer Demokratie. Wenn sie im | |
Namen der Sicherheit ausgehöhlt werden, ist das in Zeiten einer | |
schleichenden gesellschaftlichen Autoritarisierung hochgefährlich. | |
Dass eine Veranstaltung, die sich mit Demokratieabbau, Klimakrise und | |
Alternativen zum Kapitalismus auseinandersetzt, unter Terrorismusverdacht | |
gerät, weil [2][kurdische Gruppen] daran teilnehmen, ist absurd. Die | |
Kriminalisierung dieser Gruppen nach Paragraf 129b StGB wird als Vorwand | |
genutzt, einen kritischen Diskurs zu unterbinden. Sich mit der Gefährdung | |
von Menschenrechten, mit Umweltzerstörung und patriarchaler Gewalt | |
wissenschaftlich und auch politisch auseinanderzusetzen, ist richtig und | |
wird nicht deshalb zum Problem, weil auch kurdische Gruppen das tun. | |
## Unis dürfen nicht zu Vollzugsgehilfen werden | |
Die Rolle, die die Unileitung bei den Vorkommnissen gespielt hat, ist | |
erschreckend. Statt die akademische Freiheit zu verteidigen, hat sich | |
[3][Unipräsident Hauke Heekeren] politisch beeinflussen lassen und mit der | |
Entscheidung, die Veranstaltung wegen einer angeblich „parteipolitischen | |
Ausrichtung“ abzusagen, letztlich zugelassen, dass ein Geheimdienst den | |
Charakter wissenschaftlicher Tagungen beeinflusst. | |
Die Hausdurchsuchung bei der Asta-Mitarbeiterin ist eine weitere Eskalation | |
und zeigt, wie fragil die Wissenschaftsfreiheit ist und wie schnell | |
unliebsame Formen kritischen Denkens unter Verdacht geraten können. Es | |
braucht eine breite öffentliche Debatte über die Grenzen staatlicher | |
Eingriffe in den akademischen Raum. Universitäten dürfen nicht zu | |
Vollzugsgehilfen politischer Interessen werden. | |
19 Dec 2024 | |
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[1] /Kongress-wegen-PKK-Naehe-abgesagt/!5926578 | |
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[3] /Hauke-Heekeren-ueber-die-Uni-Hamburg/!5917923 | |
## AUTOREN | |
Robert Matthies | |
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