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# taz.de -- Solaranlagen neuerdings aus Vietnam: Alle wollen sie, aber lieber n…
> Solarinstallateur Enpal versucht unabhängiger von China zu werden und
> setzt auf Module aus Vietnam.
Bild: Boom auf deutschen Dächern: Die Stromerzeugung auf privaten Häusern hat…
Berlin taz | Zwischen 1.000 und 1.200 Container mit Solarmodulen führt das
Berliner Unternehmen Enpal im Jahr nach Deutschland ein – vor allem aus
China. Dort sind die Anlagen konkurrenzlos günstig. Doch Enpal, nach
eigenen Angaben deutscher Marktführer bei der Installation von Solaranlagen
auf Wohngebäuden, will nicht länger von einem einzelnen Land abhängig sein.
Im November sind erste Lieferungen aus Vietnam angekommen, teilte das
Unternehmen am Montag mit.
Das Problem betrifft große Teile der Branche. [1][Die Installation von
Solaranlagen in Deutschland boomt]. Anders als Windkraft ist Sonnenenergie
politisch nicht umstritten. Immer mehr Privatleute und Unternehmen wollen
ihren eigenen Strom erzeugen, weil sie etwas gegen die Klimakrise tun und
sich gegen steigende Energiepreise wappnen wollen. An der Installation und
der Wartung der Anlagen verdienen einheimische Unternehmen wie Enpal.
Hergestellt werden die Module aber überwiegend in China.
Anders als hierzulande wird in China die Solarmodulherstellung vom Staat
seit Jahren massiv gefördert. Über Gemeinschaftsunternehmen mit
europäischen Firmen haben sich die chinesischen das nötige Know-how
besorgt. Die Folge: Heute produzieren chinesische Hersteller sehr große
[2][Mengen an Modulen, mit denen sie die europäischen Märkte zu sehr
niedrigen Preisen fluten.] Die europäischen Hersteller kämpfen ums
Überleben.
Für viele Installateure von Solaranlagen und Dienstleister in dem Bereich
läuft das Geschäft hingegen gut. Neben Enpal sind unter anderem 1Komma5Grad
oder Enerix überregionale Anbieter. Außerdem gibt es zahlreiche lokale
Handwerker:innen, die den Bau von Solaranlagen übernehmen.
## Vietnam und Indien holen auf
Und die kommen [3][zum allergrößten Teil aus Asien]. „China wird auch der
zentrale Markt bleiben“, sagt Henning Rath, Co-Geschäftsführer und
Verantwortlicher für Enpals Lieferkette, der taz. Allerdings: Die
Abhängigkeit von China kann schwierig werden, etwa wenn sich der Konflikt
um Taiwan zuspitzt oder andere geopolitische Probleme entstehen. Deshalb
hat Enpal begonnen, auch aus anderen Ländern Module zu beziehen.
Die jetzt gestarteten Lieferungen aus Vietnam ersetzen Unternehmensangaben
zufolge 20 Prozent der bisherigen Importe aus China. „Vietnam hat eine
starke Industriepolitik“, sagt Rath. Dort hat Enpal einen Partner, der
produziert: das japanische Unternehmen VSUN Solar. Die beiden Firmen haben
seit Ende 2023 gemeinsam Produktionsprozesse etabliert.
Enpal selbst stellt keine Module her und hat das auch künftig nicht vor.
„Aber wir sind so nah dran, dass wir die Produktion begleiten“, erklärt
Rath. So weiß das Unternehmen zum Beispiel, wo die einzelnen Materialien
herkommen. „Wir möchten eine saubere Lieferkette haben“, sagt er. Die
Produktionslinie umfasst nach Angaben von Enpal die gesamte
Wertschöpfungskette von Polysilizium über Ingots und Wafern bis hin zu
Zellen und fertigen Modulen.
Auch aus Indien will das Unternehmen perspektivisch Module beziehen. Indien
hat ähnlich wie die USA ein großes Subventionsprogramm zum Aufbau
erneuerbarer Energien aufgelegt und investiert viel Geld in eine aktive
Industriepolitik. „Indien will sich von China lösen und selber
entsprechende Technologien entwickeln“, erklärt Rath. Zurzeit entstehen
dort große Produktionsstätten für Solarmodule. „Noch kann Indien den
Weltmarkt nicht beliefern“, berichtet er.
Von der Größenordnung, in der produziert wird, hängen auch die Preise ab.
Je mehr Module ein Unternehmen herstellt, desto billiger ist das einzelne
Produkt. Erst wenn die indische Solarindustrie groß genug ist, lohnt sich
für europäische Abnehmer der Einkauf. Enpal ist bereits mit Unternehmen
dort im Gespräch. Für 2026 erwartet die Berliner Firma die ersten Module
aus Indien.
Asiatische Unternehmen würden sich in Europa ansiedeln, wenn die
Rahmenbedingungen stimmen würden, sagt Rath. „Sie sind in Wartestellung.“
Damit die Firmen kommen, müsste Europa eine ähnliche Industriepolitik
betreiben wie die USA unter Präsident Joe Biden oder wie Indien – und die
müsste für viele Jahre abgesichert sein.
17 Dec 2024
## LINKS
[1] /Photovoltaikausbau-in-Deutschland/!6018468
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[3] /Energieexperte-zu-Solaranlagen-aus-China/!6017591
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Solarenergie
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