# taz.de -- Proteste in Georgien: EU berät über Lage in Tbilisi | |
> Nach Protesten erwägt die EU, Sanktionen in Georgien zu verhängen. | |
> EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sprach auch von möglichen Einschränkungen | |
> bei der Visavergabe. | |
Bild: Wütend wegen des auf Eis gelegten EU-Beitritts: Demonstranten in der Nac… | |
## EU-Diplomatin bringt Sanktionen gegen Georgien ins Spiel | |
Die EU könnte nach Angaben der neuen EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas | |
Sanktionen wegen [1][der jüngsten Entwicklungen in Georgien] verhängen. Es | |
sei eindeutig, dass Gewalt gegen friedliche Demonstranten inakzeptabel sei | |
und die georgische Regierung den Willen des georgischen Volkes sowie die | |
georgische Verfassung respektieren sollte, sagte die frühere estnische | |
Regierungschefin am Rande von Gesprächen in der ukrainischen Hauptstadt | |
Kiew. | |
Man werde gemeinsam mit den Mitgliedstaaten mögliche Konsequenzen erörtern. | |
Als konkrete Beispiele nannte Kallas Sanktionen, aber auch Einschränkungen | |
bei der Visavergabe. Es sei offensichtlich, dass die georgische Regierung | |
den Willen des georgischen Volkes in Bezug auf die europäische Zukunft | |
nicht respektiere, sagte Kallas. Aus ihrer Sicht dürfe es nicht zugelassen | |
werden, dass Georgien damit durchkomme. | |
EU-Sanktionen können allerdings nur dann verhängt werden, wenn alle | |
EU-Staaten zustimmen. Insbesondere bei Ungarn gilt dies derzeit als | |
fraglich. Grund ist, dass der Ministerpräsident Viktor Orban zuletzt | |
Unterstützung für Kobachidse geäußert hatte. (dpa) | |
## Georgiens Polizei löst Demos erneut gewaltsam auf | |
In der Südkaukasusrepublik Georgien ist es in der dritten Nacht in Folge zu | |
gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Polizei und regierungskritischen | |
Demonstranten gekommen. Georgischen Medien zufolge setzten die Beamten | |
Wasserwerfer und Tränengas ein, die Demonstranten beschossen die Polizei | |
mit Feuerwerkskörpern. Erst am Morgen gelang es den Uniformierten, die | |
Protestierenden vom Parlamentsgebäude am Rustaweli-Prospekt abzudrängen. | |
Die Menge hat nun Straßensperren nahe der Staatlichen Universität | |
aufgebaut. Die Auseinandersetzungen zwischen der nationalkonservativen | |
Regierung und der proeuropäischen Opposition drohen Georgien zu zerreißen. | |
Bislang gibt es noch keine offiziellen Angaben zur Zahl der Verletzten und | |
Festgenommenen. In der vergangenen Nacht hatte die Polizei allein in der | |
Hauptstadt Tiflis (Tbilissi) eigenen Angaben nach 107 Menschen wegen | |
Rowdytums festgenommen – auch in anderen Städten wird demonstriert. | |
Hintergrund der Proteste sind die von Fälschungsvorwürfen überschatteten | |
[2][Parlamentswahlen Ende Oktober], bei der sich die Regierungspartei | |
Georgischer Traum zum Sieger erklären ließ. Die Opposition hat die | |
Wahlergebnisse nicht anerkannt – und weigert sich, ihre Mandate anzunehmen. | |
Befeuert wurden die Proteste von Regierungschef Irakli Kobachidse, der | |
ankündigte, die Beitrittsverhandlungen mit der EU, der er Einmischung und | |
Erpressung vorwarf, bis 2028 auf Eis zu legen. Die Mehrheit der Bevölkerung | |
will Umfragen zufolge in die EU. Der Beitritt ist auch in der Verfassung | |
als Ziel festgeschrieben. (dpa) | |
## USA setzen strategische Partnerschaft mit Georgien aus | |
Als Reaktion auf die politischen Entwicklungen in Georgien setzen die USA | |
ihre strategische Partnerschaft mit der Südkaukasusrepublik vorübergehend | |
aus. Die Entscheidung der prorussischen Regierungspartei Georgischer Traum, | |
den EU-Beitrittsprozess auszusetzen, sei ein „Verrat an der georgischen | |
Verfassung“, teilte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, | |
auf der Online-Plattform X zur Begründung mit. Man verurteile auch „den | |
übermäßigen Einsatz von Gewalt gegen Georgier, die ihr Recht auf Protest | |
wahrnehmen“, hieß es weiter. (dpa) | |
## Präsidentin will ohne Wahlwiederholung nicht zurücktreten | |
Die pro-europäische Präsidentin Georgiens, Salome Surabischwili, will nach | |
eigenen Worten nicht aus dem Amt scheiden, bis [3][die umstrittene | |
Parlamentswahl] vom Oktober wiederholt wird. „So lange es keine neuen | |
Wahlen gibt und ein Parlament, das einen neuen Präsidenten nach neuen | |
Regeln wählt, wird mein Mandat andauern“, sagte Surabischwili am Samstag in | |
einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Die Regierungspartei | |
Georgischer Traum hatte nach ihrem von Betrugsvorwürfen überschatteten Sieg | |
bei der Parlamentswahl mit ihrer Parlamentsmehrheit die Wahl eines neuen | |
Staatspräsidenten am 14. Dezember beschlossen. | |
Surabischwili hatte das neue Parlament wegen Wahlbetrugsvorwürfen als | |
verfassungswidrig eingestuft und das Wahlergebnis vor dem | |
Verfassungsgericht angefochten. Am vergangenen Dienstag legten die | |
Abgeordneten in Tiflis den Termin für die Präsidentenwahl auf den 14. | |
Dezember fest, Abgeordnete der Opposition boykottierten die Abstimmung. | |
Rechtsexperten zufolge sind die Beschlüsse des neuen Parlaments ungültig, | |
solange das Gericht nicht über Surabischwilis Antrag entschieden hat. | |
Die Nachfolgerin oder der Nachfolger der regierungskritischen Präsidentin | |
Surabischwili soll erstmals nicht mehr direkt vom Volk, sondern von einer | |
300-köpfigen Wahlversammlung aus 150 Parlamentsabgeordneten sowie Lokal- | |
und Regionalvertretern bestimmt werden. Das neue Wahlverfahren war 2017 im | |
Rahmen einer von der Partei Georgischer Traum vorangetriebenen | |
Verfassungsreform verabschiedet worden. | |
Aufgrund des Verfahrens gilt als ausgemacht, dass das neue Staatsoberhaupt | |
auf der Linie der Partei von Regierungschef Irakli Kobachidse liegen wird. | |
Der neue Staatschef soll nach Parlamentsangaben am 29. Dezember sein Amt | |
antreten, die Amtszeit dauert fünf Jahre. (afp) | |
1 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Eskalation-in-Georgien/!6053787 | |
[2] /Vor-Parlamentswahlen-in-Georgien/!6038959 | |
[3] /Wahlen-in-Georgien/!6045089 | |
## TAGS | |
Georgien | |
Tiflis | |
EU-Kommission | |
Parlamentswahl | |
GNS | |
Georgien | |
Georgien | |
Georgien | |
Georgien | |
Osteuropa – ein Gedankenaustausch | |
Georgien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Proteste in Georgien: Tausende trotzen Drohungen von Regierungschef Kobachidse | |
In Georgien sind erneut tausende Menschen auf die Straße gegangen. Sie | |
protestieren gegen den Aufschub der EU-Beitrittsverhandlungen durch die | |
Regierung. | |
Wahlergebnisse in Georgien: Verfassungsgericht weist Antrag auf Annullierung ab | |
Georgiens Präsidentin Surabischwili scheiterte mit einer Klage gegen das | |
Wahlergebnis. Pro-europäische Proteste gegen den EU-Beitrittsaufschub | |
dauern an. | |
Proteste in Georgien: Kritik an Georgien | |
EU erwägt Sanktionen nach gewaltsamen Ausschreitungen gegen friedliche | |
Proteste. | |
Eskalation in Georgien: Gewaltausbruch in Tbilisi | |
Polizei- und Sicherheitskräfte gehen brutal gegen Teilnehmer*innen von | |
Anti-Regierungsprotesten vor. Auch Journalisten werden gezielt | |
angegriffen. | |
Wie es um den Kaukasus steht: „Die EU sollte die Tür zu Georgien offen lasse… | |
Die Leiterin des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Tbilisi, Dr. Sonja | |
Schiffers, über die Auswirkungen des „Agenten-Gesetzes“ und | |
Herausforderungen in der Region. | |
Zurück in die Ukraine – um jeden Preis: Der lange Weg in die Heimat | |
Ukraine, Russland, Georgien … Von einer, die auszog, um wieder nach Hause | |
zu kommen. Und die endlich ihren Platz gefunden hat. |