# taz.de -- Anschlag von Magdeburg: Aus günstigem Anlass | |
> Innenministerin Faeser fordert ein neues Bundespolizeigesetz und | |
> biometrische Gesichtserkennung. Beides hat mit der Tat von Magdeburg | |
> nichts zu tun. | |
Bild: Gelegenheit packen: Faeser bedankt sich am Tag nach dem Anschlag bei der … | |
Freiburg taz | Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte FDP und | |
CDU/CSU auf, gemeinsam mit SPD und Grünen neue Sicherheitsgesetze zu | |
beschließen, die bisher blockiert und aufgehalten wurden. Anders als von | |
Faeser nahegelegt, haben diese Projekte allerdings nichts mit dem | |
[1][Anschlag von Magdeburg] zu tun und hätten ihn auch in keiner Weise | |
verhindern können. | |
Faesers erstes Beispiel ist laut Spiegel das „neue Bundespolizeigesetz“, | |
das die FDP „blockiert“ habe. Gemeint ist das „Gesetz zur Neustrukturieru… | |
des Bundespolizeigesetzes“, auf das sich die Ampelfraktionen 2023 geeinigt | |
hatten. Im März 2024 war erste Lesung im Bundestag, im April gab es noch | |
eine Sachverständigenanhörung. Danach wurde es still. | |
Tatsächlich hat die FDP das Gesetz blockiert, aber nicht aus inhaltlichen | |
Gründen, sondern aus einem typischen Ampelgrund. Die FDP wollte damit | |
erzwingen, dass die SPD ihre Blockade eines Gesetzentwurfs des damaligen | |
Justizministers Marco Buschmann (FDP) aufgibt. | |
Buschmann wollte erstmals die Tätigkeit von polizeilichen V-Leuten regeln. | |
Das Argument der FDP: Beide Projekte sind im Koalitionsvertrag vorgesehen, | |
deshalb müssten auch beide umgesetzt werden. | |
## Weihnachtsmärkte nicht im Bundespolizeigesetz | |
Der Gesetzentwurf zum Bundespolizeigesetz sah erweiterte Befugnisse zur | |
Telekommunikationsüberwachung und zur Verhängung von Aufenthaltsverboten | |
vor. Er enthielt auch eine Kennzeichnungspflicht für Polizist:innen im | |
Einsatz. Zur Vermeidung von Racial Profiling (Kontrollen anhand ethnischer | |
Kriterien) sollten Betroffene bei verdachtslosen Kontrollen eine | |
„Kontrollquittung“ verlangen können. | |
Auf Weihnachtsmärkten gilt aber ohnehin nicht das Bundespolizeigesetz, | |
sondern das jeweilige Landespolizeigesetz. Die Bundespolizei ist vor allem | |
für die deutschen Grenzen sowie auf Bahnhöfen und Flughäfen zuständig. Der | |
Anschlag von Magdeburg hätte auch mit diesem Gesetz unverändert | |
stattgefunden. | |
Als zweites Beispiel verweist Innenministerin Faeser auf die „Einführung | |
der biometrischen Überwachung“, die die Union im Bundesrat aufgehalten | |
habe. Gemeint ist die Befugnis zum biometrischen Abgleich von allgemein | |
zugänglichen Internetfotos mit Fahndungsfotos von Verdächtigen, also die | |
sogenannte biometrische Gesichtserkennung. Diese Befugnis sollten | |
Bundespolizei, Bundeskriminalamt und die Landespolizeien erhalten. | |
Das entsprechende „Gesetz zur Verbesserung der Terrorismusbekämpfung“ war | |
Teil des Sicherheitspakets, das nach [2][dem islamistischen Anschlag von | |
Solingen] geschnürt wurde. Am Vormittag des 18. Oktobers wurde das Gesetz | |
im Bundestag beschlossen, am Nachmittag wurde es jedoch im Bundesrat von | |
den CDU/CSU-regierten Ländern gestoppt. | |
Auch die CDU/CSU hatte nichts gegen das Gesetz als solches, sondern stimmte | |
aus allgemeiner Verärgerung dagegen, weil es das einzige Gesetz im | |
Sicherheitspaket war, das eine Zustimmung des Bundesrats benötigte. Die | |
Union war sauer, weil die Ampelkoalition nicht der (rechtswidrigen) | |
Forderung der CDU/CSU nachgab, alle Asylsuchenden an den deutschen Grenzen | |
zurückzuweisen. Damit die Union im Bundesrat der biometrischen | |
Internetfahndung doch noch zustimmen kann, müsste die Bundesregierung | |
allerdings erst mal den Vermittlungsausschuss anrufen, was sie bisher nicht | |
getan hat. | |
Auch die Gesichtserkennung hätte in keiner Weise den Anschlag verhindern | |
können, da der Täter Taleb al-Abdulmohsen bisher nicht als gefährlich | |
eingestuft worden war. | |
23 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Gedenken-an-die-Opfer-von-Magdeburg/!6055475 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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