# taz.de -- Neue Spionage-Thriller zum Streamen: Bürokratie und Blutbad | |
> Mit „The Agency“ und „Black Doves“ erscheinen zwei sehenswerte | |
> Spionage-Thriller. Was sucht das Publikum in solchen Geschichten? | |
Bild: Auftragskiller Sam (Ben Whishaw) mit seinem Freund Michael (Omari Douglas… | |
Spionage-Thriller und [1][Geheimdienstgeschichten] erleben dieser Tage | |
einen Boom wie lange nicht. Nicht dass das Genre, das im 19. Jahrhundert in | |
Romanform seinen Anfang nahm und spätestens im Kalten Krieg – James Bond | |
lässt grüßen – in voller Blüte stand, je wirklich aus der Mode gekommen | |
wäre. Doch aktuell ist es präsent wie selten, auch im Seriengewand. | |
Allein in den zurückliegenden Monaten gab es neue Staffeln von „Slow | |
Horses“, „Diplomatische Beziehungen“, The Old Man“ und „Lioness“, g… | |
zwei Ableger von „Citadel“ sowie ein Remake von [2][„The Day of the | |
Jackal“], und „Mr. & Mrs. Smith“ liegt auch noch nicht so lange zurück. | |
Mit „The Agency“ bei Paramount+ und „Black Doves“ bei Netflix kommen zw… | |
neue Serien hinzu, die einiges gemeinsam haben, aber doch höchst | |
unterschiedlich sind. | |
Das Zentrum von „The Agency“, einem Remake der französischen Serie „Büro | |
der Legenden“, liegt im Londoner Büro [3][der CIA]. Dorthin wird ein Agent | |
mit dem Decknamen Martian (Michael Fassbender) zurückbeordert, der zuvor | |
undercover in Äthiopien im Einsatz war und sich dort verliebt hat. | |
Diese Gefühlslage ist aber nicht der einzige Fehler, der hier begangen | |
wird, denn in der Ukraine droht die Identität eines Spions mit US-Mission | |
aufzufliegen. Die Bosse in der britischen Hauptstadt (Richard Gere & | |
Jeffrey Wright) sind in Aufruhr und aus Washington reist eine hausinterne | |
Psychologin (Harriet Sansom Harris) mit eigenem Auftrag an. | |
Auch in „Black Doves“ setzt das Thema Liebe die Handlung in Gang. Helen | |
(Keira Knightley), Ehefrau eines britischen Spitzenpolitikers, ist in | |
Wirklichkeit im Auftrag einer geheimen und jenseits aller Staatsinteressen | |
aktiven Organisation aktiv. | |
## Bestätigung der größten Ängste? | |
Dann wird ihre Affäre erschossen, auch der chinesische Botschafter stirbt, | |
die Chefin (Sarah Lancashire) wird nervös und Helens schwuler | |
Auftragskillerkollege und bester Freund, Sam (Ben Whishaw), sieht sich | |
genötigt, nach Jahren aus der Versenkung aufzutauchen. Damit ist nur ein | |
Bruchteil der Ereignisse und Wendungen der sechs Episoden angerissen. | |
Dass die gegenwärtige Omnipräsenz von Geheimagent*innen auf den | |
Bildschirmen im Zusammenhang mit der weltweiten politischen Großwetterlage | |
steht, scheint ausgemachte Sache zu sein. | |
Aber sucht das Publikum in diesen Geschichten eher die beruhigende | |
Gewissheit, dass jenseits der Nachrichtenbilder im Verborgenen Menschen | |
agieren, die mit Fachwissen, Hightech und Schusswaffen im Zweifelsfall | |
irgendwie das Schlimmste zu verhindern wissen? | |
Oder die Bestätigung der größten Ängste, dass hinter den Kulissen die | |
Zustände viel bedrohlicher sind, als nach außen behauptet wird, und die | |
Gefahren viel größer? Die Unterschiedlichkeit von „Black Doves“ und „The | |
Agency“ lässt vermuten, dass es in beide Richtungen geht. | |
## Es wird geballert | |
Letztere setzt auf so viel Authentizität wie möglich. Zumindest in den | |
ersten paar der Presse vorab zur Verfügung gestellten Folgen dürfen die | |
fehlbaren Protagonist*innen auch mal überfordert sein. Bezüge zur | |
Realität werden bewusst geknüpft, nicht zuletzt mit Blick auf den | |
Ukrainekrieg. Vor allem geht es hier um möglichst konkrete Einblicke in die | |
Arbeitsmaschinerie eines Geheimdienstes: von einer rasanten Verfolgungsjagd | |
abgesehen, köcheln Action und Spannung eher auf Sparflamme, umso präsenter | |
ist der Büroalltag. | |
In „Black Doves“, einer von Joe Barton erdachten britischen Produktion, ist | |
das Bemühen um Realismus eher Nebensache. Hier wird geballert, was das Zeug | |
hält, das Blut spritzt reichlich und die (mitunter grandiosen) Dialoge sind | |
derart rasant und pointiert, als habe man sich eher an Quentin Tarantino | |
oder Guy Ritchie denn an klassischen Spionage-Thrillern orientiert. | |
Unterhaltsamer als „The Agency“ ist das allemal, auch als Weihnachts- und | |
Freundschaftsgeschichte der etwas anderen Art. | |
Allerdings sind die bemühte Coolness und der sprunghafte Tonfall auch | |
anstrengend. Nicht zuletzt die ebenso prominent besetzten Ensembles machen | |
die visuell überzeugenden Serien sehenswert. | |
4 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Patrick Heidmann | |
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