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# taz.de -- Netflix-Thrillerserie „Zero Day“: Blackout in Amerika
> In der Serie „Zero Day“ legt eine Cyberattacke die USA lahm und bringt
> die Demokratie ins Wanken – toll inszeniert und hochkarätig besetzt.
Bild: George Mullen (Mitte), überzeugend und hingebungsvoll gespielt von Rober…
Eigentlich will [1][Ex-Präsident] George Mullen (Robert De Niro) seinen
Ruhestand genießen, morgens eine Runde im Pool schwimmen, mit dem Hund
joggen gehen und sich beim anschließenden Frühstück von seinem Sekretär mit
den neuesten Nachrichten briefen lassen.
Dann fällt in den gesamten USA wegen einer Cyberattacke der Strom für eine
Minute aus. Züge entgleisen, die Krankenversorgung kollabiert, Flugzeuge
stürzen ab, es kommt zu Massenkarambolagen, Tausende sterben, während auf
allen Handys die Nachricht „Das wird wieder passieren!“ aufploppt.
Für den aufwendig produzierten [2][Netflix]-Sechsteiler „Zero Day“ gibt der
81jährige Robert De Niro sein Seriendebüt. Als Ex-Präsident, der als Mann
der alten Schule gilt und dem die Menschen vertrauen, soll er eine
Untersuchungskommission leiten, die weitreichende Befugnisse hat, unter
anderem die Aufhebung von Bürgerrechten, falls nötig.
„Das haben wir nicht einmal nach dem 11. September gemacht“, sagt George
Mullen besorgt zur regierenden Präsidenten Evelyn Mitchell (Angela
Bassett). Aber die setzt, so wie ihr Stab, auf einen harten Kurs.
Bald wird [3][Russland] zum Hauptverdächtigen, bis Mullen herausfindet,
dass doch eine inländische Terrorgruppe für die Cyberattacke verantwortlich
sein könnte.
## Beschissene sozialistische Verräter
Das Drehbuch für „Zero Day“, das unter anderem aus der Feder des
Washingtoner New York Times-Korrespondenten Michael Schmidt stammt, wurde
vor drei Jahren geschrieben, könnte aber aktueller nicht sein.
Es geht um die Dynamik einer schweren Krise, in die die USA schlittern und
in der demokratische Rechte geschleift werden, um vermeintlichen
Sachzwängen gerecht zu werden. Jede Menge Verschwörungstheoretiker sind
prompt auf der Straße und beschimpfen Politiker als „beschissene
sozialistische Verräter“.
Viel Gegenwind bekommt George Mullen aber auch von seiner Tochter Alexandra
(Lizzy Caplan), die als Kongressabgeordnete scharfe Kritik am Vorgehen der
neu gegründeten Zero-Day-Kommission übt, die ihr Vater leitet.
Zwischen Ermittlungen gegen eine Hacker-Gruppe in der New Yorker Bronx,
Besuchen im CIA-Hauptquartier in Langley, Briefings mit der Präsidentin im
Oval Office und heftigen Auseinandersetzungen mit seiner Tochter, versucht
George Mullen die Wahrheit herauszufinden.
Das alles wird in kinotauglichen Bildern mit einem beachtlichen
Staraufgebot spannend und bildgewaltig in Szene gesetzt. Der
Streamingdienst Netflix hatte vorab nur zwei Episoden zur Sichtung
freigegeben und ein ähnliches Geheimnis um die Serie gemacht wie die
Sicherheitsdienste in dieser Geschichte rund um die digitale Infrastruktur.
„Zero Day“ vermittelt eine beklemmende und düstere Grundstimmung. Ist der
in die Jahre gekommene Ex-Präsident wirklich der Richtige für die Aufgabe
oder wird er nur missbraucht, um Vertrauen herzustellen?
Als George Mullen, den Robert De Niro überzeugend und hingebungsvoll zu
spielen weiß, dann auch noch einige altersbedingte Aussetzer zu haben
scheint, wird die Sache immer komplizierter.
Oder leidet Mullen plötzlich an Halluzinationen? „Zero Day“ legt im Stil
eines gut gemachten Thrillers jede Menge Fährten aus. Er schiebt die
verschiedenen Handlungsstränge dieser immer komplexer werdenden Geschichte
sehr geschickt ineinander und erzeugt knisternde Spannung.
20 Feb 2025
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## AUTOREN
Florian Schmid
## TAGS
Netflix
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Cybersicherheit
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