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# taz.de -- Agentenserie „The Day of the Jackal“: Rückkehr des Schakals
> „The Day of the Jackal“ traut sich, ein klassischer Agenten-Thriller zu
> sein. Die Serie ist spannend, geschickt konstruiert und grandios besetzt.
Bild: Eddie Redmayne soll als Auftragsmörder einen Unternehmer umbringen
Auftragskiller*in soll hochrangige Politgrößen westlicher Weltmächte
ermorden: Ein erschreckendes, aber weniger überraschendes Szenario aus
heutiger Sicht. Doch vor 50 Jahren hatte diese Erzählung noch das Zeug
dazu, trotz realer Bezüge als fiktiver Thriller durchzugehen.
So geschehen jedenfalls in dem Roman „Der Schakal“ von Frederick Forsyth,
der 1971 nach seiner Veröffentlichung schnell zum Klassiker des Genres
wurde. Damals war es der französische [1][Präsident Charles de Gaulle], auf
den der titelgebende Auftragskiller angesetzt wurde. Bereits zwei Jahre
später erfolgte die Verfilmung durch den Regisseur Fred Zinnemann.
Auch er hielt für das Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Schakal und dem ihm
hinterherlaufenden Ermittler an diesem Plot fest. Ein 90er-Jahre-Remake mit
Bruce Willis und Richard Gere verlegte das Ganze in die USA und machte die
First Lady zum Ziel des Attentats.
Doch bei der Neuadaption „The Day of the Jackal“, die ab dem 7. November
bei den Streamingplattformen [2][Sky] und Wow zu sehen ist, liegt die Sache
nun ein wenig anders. Weil die angedachte Tötung von
Staatenlenker*innen im Jahr 2024 zu erwartbar (oder zu
Entertainmentzwecken zu heikel?) ist, wird der Schakal (Eddie Redmayne)
hier engagiert, um einen milliardenschweren Techunternehmer vor sein
Scharfschützengewehr zu bekommen.
## Hartnäckige Gegenspielerin
Denn das Ziel des Attentats, Ulle Dag Charles (Khalid Abdalla, bekannt als
Dodi Fayed in „The Crown“), plant, ein Programm auf den Markt zu bringen,
das die weltweiten Finanzströme transparent machen und fragwürdige
Geschäfte erschweren soll.
Dass das nicht wenigen Big Playern schwer aufstößt, versteht sich von
selbst. Dass sich dieser Auftrag für den fehlerlos arbeitenden Killer
schwieriger gestaltet als gewohnt, liegt allerdings nicht nur daran, dass
Charles von seinem Securityteam besonders gut abgeschirmt ist, sondern auch
daran, dass nach dem Mord an einem rechtskonservativen deutschen
Spitzenpolitiker (Gastauftritt Burghart Klaußner) die ehrgeizige britische
MI6-Agentin Bianca (Lashana Lynch) hartnäckig seine Spur aufnimmt.
Damit setzt sie sich gegen den Widerstand ihrer Vorgesetzten durch. Und
dass der Schakal nebenbei auch noch ein Familienleben in Spanien inklusive
Kleinkind und zusehends misstrauischer Ehefrau (hervorragend: Úrsula
Corberó) führt, erschwert seinen Job zusätzlich.
Es ist ein Segen, dass die zehnteilige Serie von Ronan Bennett dabei nicht
in die Falle tappt, mehr sein zu wollen als ein klassischer
Agent*innen-Thriller, und das trotz eines Szenarios, das kontroverse
Wirtschaftsgrößen genauso umfasst wie weltweit angespannte politische
Beziehungen.
## Spannung ohne Klischees
„The Day of the Jackal“ schafft es, frei von ideologischem Ballast und ganz
ohne futuristisch angehauchten Hightech-Schnickschnack à la „Citadel“, sich
ganz auf die Qualitäten des Genres zu konzentrieren. Damit lässt die Serie
vergleichbare Produktionen der jüngsten Zeit weit hinter sich.
Rasante Verfolgungsjagden, paneuropäische Kulissen, mutmaßlich undichte
Stellen innerhalb des Geheimdiensts – vieles, was hier aufgefahren wird,
kommt einem bekannt vor. Der an [3][James-Bond-Nummern] erinnernde
Titelsong der britischen Soulsängerin Celeste tut sein Übriges.
Doch so effektiv, geschickt konstruiert und spannend wurde lange nicht mehr
aus der Spionage- und Auftragsmörder*innenwelt erzählt, auch wenn die
Serie sich in der zweiten Hälfte ein paar unnötige Schlenker erlaubt. Zu
weiten Teilen liegt das an Schauspieler Eddie Redmayne, der als eiskalter,
aber nie psychopathischer Antiheld in seiner Wortkargheit faszinierend
expressiv ist.
Aber fast noch interessanter ist seine von Lashana Lynch grandios gespielte
Widersacherin, eine physisch wie psychologisch so komplexe und wahrhaftige
Frauenfigur, wie sie nicht nur in Actiongefilden eine bedauerliche Ausnahme
ist.
„The Day of the Jackal“ auf Sky und Wow
6 Nov 2024
## LINKS
[1] /Die-schoensten-Praesidenten-Ruecktritte-der-Weltde-Gaulle/!615999/
[2] /Sky/!t5028387
[3] /James-Bond/!t5026993
## AUTOREN
Patrick Heidmann
## TAGS
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