# taz.de -- Nicht mal „rechts“ darf man noch sagen: Nicht beim Namen nennen! | |
> Die Dinge beim Namen zu nennen, ist oft nicht so leicht. Schon gar nicht | |
> in Hannover. Oder der Politik. | |
Bild: Da kann einem ja schon mal schwindelig werden: Treppenaufgang im Neuen Ra… | |
Conti ist in Italien ein ziemlicher Allerweltsname, so etwas wie Meier oder | |
Schmidt. In Hannover hat der einen etwas anderen Klang, weil man die | |
Continental AG so abkürzt. Früher – als man noch Telefonbücher nutzte und | |
die Telefonauskunft – landeten deshalb öfter interessante Dinge bei mir: | |
Bewerbungen vor allem, aber einmal auch Wiedereingliederungsunterlagen vom | |
Arbeitsamt. | |
Einmal rief ein Freilichtmuseum an, das auf der Suche nach historischen | |
Treckerreifen war. Ich habe mir diesen Namen ja durch Heirat erschlichen | |
und dann einfach behalten. | |
Mein Großvater, der 40 Jahre bei dieser anderen Conti gearbeitet hatte, war | |
anfangs nur so semi-begeistert. Von Vorteil ist der Name aber, wenn man zum | |
Beispiel bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) | |
anrufen muss. Da werde ich immer gleich durchgestellt, egal, wen ich | |
sprechen will. | |
Von der SPD-Ratsfraktion kann ich das im Moment nicht sagen. Auch meine | |
letzten E-Mails wurden dort nicht beantwortet. Vielleicht sind sie im Spam | |
gelandet, weil der Filter dachte, ich verkaufe Winterreifen. | |
## Von Social-Media-Hetze weiß ich nix | |
Vielleicht hat auch jemand gedacht: Ach, die blöde Nervensäge, das bringt | |
doch eh nichts. Einerseits ist das natürlich verständlich: Als | |
Kommunalpolitiker muss man mit seiner Zeit ja auch haushalten. | |
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle einmal betonen, dass ich | |
grundsätzlich einen hohen Respekt vor Menschen habe, die sich den Kram | |
antun. | |
Schade ist dieses kleine Kommunikationsdefizit trotzdem, ich hätte da | |
nämlich immer noch ein paar Fragen. In den Ausschusssitzungen, in denen es | |
um die Kürzungen ging, die ich [1][hier] und [2][dort] mit Hingabe | |
kritisiert habe, klang durch, dass sich die Mitglieder der | |
Deutschlandkoalition aus SPD, CDU und FDP jetzt als Zielscheibe einer | |
Social-Media-Hetzjagd empfinden, die sie völlig zu Unrecht in die rechte | |
Ecke stellt. | |
Davon weiß ich natürlich nix, weil ich Social Media nur noch mit sehr | |
spitzen Fingern anfasse. Aber so ganz unrecht haben sie vielleicht nicht: | |
Es ist natürlich schon so, dass dieser Vorwurf oft benutzt wird, um eine | |
ernsthafte Debatte überhaupt nicht mehr führen zu müssen. | |
## Es mangelt an richtig guten Begründungen | |
Ich würde den Mitgliedern dieser Fraktionen aber auch inhaltlich gar nicht | |
unbedingt ein entsprechendes Weltbild unterstellen. Meine Befürchtung ist | |
viel mehr: Der Wind weht jetzt von rechts. Und wer sein Fähnchen da | |
reinhängt, der merkt vielleicht zu spät, was er da anrichtet. | |
Denn diese Anträge von AfD und Hannoveranern, die genau diese Kürzungen bei | |
bestimmten Migrantenvereinen oder [3][auch die Extremismusklausel] schon | |
viel früher gefordert haben, die habe ich ja nicht herbeihalluziniert – die | |
stehen für jedermann sichtbar im Ratsinformationssystem. | |
Und wenn man sich schon mit solchen Leuten Positionen teilt, dann sollte | |
man das doch zumindest gut begründen können. Immerhin geht es hier nicht um | |
die berüchtigte Brötchentaste für Kurzzeitparken, wo man vielleicht eher | |
zufällig ähnliche Positionen vertritt, sondern um etwas, was den | |
ideologischen Glutkern dieser Leute ausmacht: das Gehetze gegen die | |
„Asylindustrie“ und linke Einrichtungen. | |
Die Begründungen von SPD, CDU und FDP fielen aber in meinen Augen ein | |
bisschen dünn aus: Da wurden immer wieder der Einsparbedarf und die | |
Mahnungen der Kommunalaufsicht erwähnt – nur um dann im nächsten Atemzug zu | |
erklären, man habe in dem betreffenden Budget ja gar nicht insgesamt | |
gespart, sondern die Summen eher hin- und hergeschoben. | |
Das ist ja ihr gutes Recht, aber dann müsste man schon auch begründen, | |
warum man den einen gibt und den anderen nimmt. Und eine klare Analyse, | |
warum man mit der Arbeit von bestimmten Vereinen nicht zufrieden ist oder | |
glaubt, dass sich die Bedarfe geändert haben, fehlte an vielen Stellen. | |
Und auch der Umgang mit den Protestierenden wirkte nicht so richtig | |
souverän. Aber gut, vielleicht ist man da jetzt auch ein bisschen | |
dünnhäutig. Weil man den Kanal voll hat, sozusagen. Und das Postfach. | |
2 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Nadine Conti | |
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