| # taz.de -- SPD-Skandal um „schwarze Liste“: Die hohe Kunst der guten Ausre… | |
| > In Hannover hat die SPD kritische Äußerungen von Stadtmitarbeitern | |
| > gesammelt. Und hatte dafür nicht einmal eine gute Ausrede parat. | |
| Bild: Eisige Zeiten im Rathaus: Beim Ausloten der Meinungsfreiheit für Stadtmi… | |
| Die hohe Kunst der guten Ausrede ist irgendwie auf den Hund gekommen. | |
| [1][Man sah das zuletzt bei der FDP]: Niemand hatte einen D-Day geplant. Na | |
| gut, jemand hatte einen D-Day geplant. Aber Herr Lindner hatte das nicht | |
| zur Kenntnis genommen und irgendwie ist trotzdem der Kanzler schuld. | |
| Eine gute Ausrede ist zwar immer noch eine Lüge, aber eine, bei der man | |
| sich nicht vollständig für dumm verkauft fühlt. Das setzt voraus, dass man | |
| sich ansatzweise in den Gegenüber einfühlt, aber das geht halt nicht, wenn | |
| man sich mit Selbstgerechtigkeit panzert. | |
| Dem Vorsitzenden der SPD-Ratsfraktion geht es anscheinend gerade ähnlich. | |
| Erst lässt er sich dabei erwischen, [2][wie er | |
| Verwaltungsmitarbeiter:innen, die es wagen, seine Politik zu kritisieren,] | |
| bei ihren Vorgesetzten anscheißt. | |
| Begründet hat er das auf meine Anfrage (und die anderer Medien) hin | |
| folgendermaßen: „Aus der hannoverschen Stadtverwaltung erreichten uns | |
| Nachrichten von Beschäftigten, die über Social Media Entscheidungen der | |
| Verwaltung und Ratspolitik kommentiert haben. In Teilen der Belegschaft ist | |
| die Verunsicherung groß – vor allem nach den jüngsten parteipolitischen | |
| Äußerungen des Oberbürgermeisters.“ | |
| ## Verunsichert ist wohl eher die SPD | |
| Ich bin da vielleicht politisch nicht versiert genug, aber die Logik | |
| verstehe ich nicht. Worin genau bestand diese Verunsicherung? In den von | |
| der SPD gesammelten Social-Media-Postings und Leserbriefen wirkte es | |
| jedenfalls so, als wären sich die betreffenden Personen ihrer Meinung schon | |
| einigermaßen sicher. | |
| Waren sie sich unsicher, ob sie privat eine ähnliche Meinung wie ihr | |
| Oberbürgermeister vertreten dürfen, jetzt wo die Mehrheiten gewechselt | |
| haben? Und haben dann sicherheitshalber mal bei der SPD nachgefragt? Oder | |
| haben da Leute nachgefragt, die sich noch nicht geäußert haben und jetzt | |
| wissen wollten, welche Meinung sie wohl am besten vertreten sollen? | |
| Rätselhaft. Ich wäre ja davon ausgegangen, dass auch Leute, die in der | |
| Verwaltung arbeiten, einen eigenen Kopf haben. Aber was weiß ich schon, im | |
| Gegensatz zur SPD habe ich ja nicht 70 Jahre lang so ein Rathaus bis in die | |
| letzte Ecke verfilzt und möchte das ganz dringend wieder tun. | |
| Was bei einem solchen Vorgang natürlich nicht fehlen darf: Die klassische | |
| Nichtentschuldigung. „Dass daraus ein falscher Eindruck entstanden ist, | |
| bedauere ich sehr und bitte um Entschuldigung.“ Nun ja. Am Ende musste er | |
| dann doch seinen Hut nehmen. | |
| Für manche reiht sich das nun ein in andere Zusammenstöße der vergangenen | |
| Zeit. Immerhin haben [3][ja auch einige Vereine beklagt, dass ihnen | |
| signalisiert worden war,] die Kürzung ihrer Zuschüsse könnte noch | |
| zurückgenommen werden – wenn sie brav sind und nicht kritisch | |
| herumstänkern. | |
| Manche Grüne [4][wähnten die SPD-Fraktion deshalb so langsam in ihrer | |
| proto-faschistischen Phase] oder zumindest kurz vor der Orbanisierung. Aber | |
| das ist natürlich übertrieben. Wobei: Zu so einem Fraktionsvorsitzenden | |
| gehört auch immer eine Fraktion und eine Partei, die mitspielt. Mal sehen, | |
| wohin die totale Verzweiflung die Genoss:innen als Nächstes führt. | |
| 14 Dec 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Nadine Conti | |
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