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# taz.de -- Kanzlerkandidatur bei der SPD: Im Pott ist für Olaf Scholz einiges…
> Im mächtigen Landesverband Nordrhein-Westfalen stehen nicht alle hinter
> dem Kanzler. An der Basis ist die Stimmung gespalten.
Bild: Anschauen können sie sich noch: Boris Pistorius (links) und Olaf Scholz …
Essen taz | Im größten und einflussreichsten SPD-Landesverband
Nordrhein-Westfalen wächst der Widerstand gegen [1][eine erneute
Spitzenkandidatur von Bundeskanzler Olaf Scholz.] „Wenn Sie in der SPD die
Mitglieder befragen würden, wären 80 Prozent für Verteidigungsminister
Boris Pistorius“, sagte Serdar Yüksel, Chef des SPD-Unterbezirks Bochum,
dem Stern. Parteikreise berichten von deutlichem Rumoren in der 56-köpfigen
Düsseldorfer Landtagsfraktion – öffentlich wagte sich dort zuletzt aber
noch niemand aus der Deckung.
Scholz trage Verantwortung für die gesamte Partei, mahnte Yüksel, dessen
Kandidatur für den nächsten Bundestag als gesetzt gilt. Es gehe um „die
Frage, ob die SPD überlebt“. Auch der aus NRW stammende Ex-Bundesparteichef
Franz Müntefering erklärte, Scholz habe kein natürliches Vorrecht auf eine
Kanzlerkandidatur. Ein SPD-Parteitag solle stattdessen die Entscheidung
treffen, forderte der einstige Vizekanzler. „Selbstverständlich sind
Gegenkandidaturen in der eigenen Partei grundsätzlich möglich und kein
Zeichen von Ratlosigkeit. Sie sind praktizierte Demokratie“, so Müntefering
gegenüber dem Tagesspiegel.
Während die SPD bei Umfragen zwischen 15 und 16 Prozent herumdümpelt, gilt
Pistorius als mit Abstand beliebtester Politiker Deutschlands. Könnten die
Bürger:innen den Kanzler direkt wählen, würden sich 39 Prozent für ihn,
aber nur 32 Prozent für CDU-Oppositionsführer Friedrich Merz entscheiden,
so das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage. Scholz wollen dagegen nur 16
Prozent weiter im Amt sehen.
Schon in der vergangenen Woche hatten sich Sozialdemokraten wie der
parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion in
Sachsen-Anhalt, Rüdiger Erben, für Pistorius ausgesprochen. Auch im
Seeheimer Kreis der konservativeren SPD-Bundestagsabgeordneten seien die
Pistorius-Unterstützer mittlerweile in der Mehrheit, berichtete der
Spiegel. Demnach habe der Abgeordnete Joe Weingarten aus Rheinland-Pfalz
sogar vor einem „Desaster“ gewarnt, sollte Scholz Spitzenkandidat bleiben.
## Die Co-Vorsitzende der SPD in NRW gibt sich uneindeutig
Aus dem nordrhein-westfälischen SPD-Landesvorstand hieß es dazu, die von
Bochums Parteichef Yüksel geschilderte Ablehnung von Scholz durch die
Parteibasis sei richtig wiedergegeben – und werde dem Kanzler so auch
kommuniziert. Kein Thema sollte die Spitzenkandidatur dagegen bei einer
„Dialogveranstaltung“ in der Ruhrgebietsmetropole Essen sein, bei der
führende Genoss:innen mit ihrer Basis, aber auch mit Nichtmitgliedern
ins Gespräch kommen wollten: Wie zuvor schon die Co-Bundesvorsitzende
Saskia Esken und Bundestagsfraktionschef Rolf Mützenich stärkten dort
Bundesparteichef Lars Klingbeil und Generalsekretär Matthias Miersch Scholz
noch einmal demonstrativ den Rücken.
„Olaf Scholz ist der Kanzler – und alle, die in der SPD Verantwortung
tragen, haben in den letzten Tagen auch deutlich gemacht, dass wir hinter
ihm stehen“, erklärte Klingbeil. „Sie können mir die Frage 3.000 Mal
stellen“, sagte auch Miersch: „Ich bin sicher, dass Olaf Scholz
Kanzlerkandidat der SPD wird.“
Weniger eindeutig äußerte sich die Co-Vorsitzende der SPD in NRW, Sarah
Philipp: „Die Partei bereitet sich auf einen kurzen, komprimierten
Wahlkampf vor“, sagte Philipp der taz. „Dass mit Scholz und Pistorius
gleich zwei Kabinettsmitgliedern zugetraut wird, ein guter Kanzler zu sein,
ist dabei eine Stärke.“
Folgerichtig schien da, dass die Genoss:innen in Essen bei Panels zwar
etwa über Friedenspolitik oder über die Wirtschaft diskutierten, die
Kandidatenfrage aber aussparten. Auch auf Nachfrage zeigten sich die
Genoss:innen gespalten: „Ich stehe total hinter Scholz“, sagte der taz
etwa Susanne Kirchhof, in NRW Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der
Selbstständigen in der SPD.
„Ich wäre für eine Auswechselung“, meinte dagegen Marco Goertz,
Ortsvereinsvorsitzender im niederrheinischen Niederkrüchten. Nötig sei auf
jeden Fall eine schnelle Entscheidung, meinten andere – am besten bis zur
sogenannten Wahlsieg-Konferenz der SPD am 30. November, deren Namen viele
Sozialdemokrat:innen nur noch mit süffisantem Lächeln in den Mund
nehmen.
17 Nov 2024
## LINKS
[1] /Gesine-Schwan-ueber-das-Ampel-Ende/!6045875
## AUTOREN
Andreas Wyputta
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Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
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