# taz.de -- Tarifabschluss in der Metallindustrie: Für den Frieden zahlen die … | |
> Vom Tarifabschluss haben die Beschäftigten weniger. Das ist ungerecht – | |
> in der Rüstungsindustrie etwa werden weiter weiterhin hohe Gewinne | |
> erzielt. | |
Bild: In der Rüstungsindustrie erwirtschaften Unternehmen jetzt und sicher auc… | |
Es ist ein Zeichen politischer Konstruktivität: Wenige Tage nach dem | |
Zerbrechen der Ampelregierung haben sich die Industriegewerkschaft Metall | |
und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall [1][auf einen Tarifabschluss | |
geeinigt]. Zu sehen, dass es trotz großer Interessengegensätze und harter | |
Verhandler:innen auf beiden Seiten möglich ist, sich einig zu werden – | |
das tut der Gesellschaft in diesen rauen Zeiten gut. Bei aller Sympathie | |
für den berechtigten Arbeitskampf: Schön, dass sich dieser erledigt hat. | |
Lange Streiks, womöglich Aussperrungen durch die Arbeitgeber und harte | |
verbale Auseinandersetzungen auf allen möglichen Kanälen – das hätte die | |
angespannte Atmosphäre im Land weiter angeheizt. Und das sicher nicht | |
zugunsten der Beschäftigten und der politischen Lager links der Mitte. | |
Das führt aber nicht an der Feststellung vorbei: Von dem Tarifabschluss | |
haben die Arbeitgeber:innen mehr als die Beschäftigten. Die Krise | |
der deutschen Wirtschaft hat zu einer schwierigen Ausgangslage für die | |
Gewerkschaft geführt. [2][Auch wenn längst nicht alle Betriebe in der | |
Metallbranche davon betroffen sind] und die Gewinne etwa in der | |
Medizintechnik oder der Luftfahrt kräftig sprudeln: Die allgemeine Stimmung | |
ist so schlecht, als würde die Konjunktur abstürzen und nicht auf hohem | |
Niveau stagnieren. | |
Dafür verantwortlich sind zum großen Teil nicht gelöste Strukturprobleme | |
vor allem [3][in der Autoindustrie]. Beschäftigte angesichts der Meldungen | |
über [4][drohende Entlassungen oder Kurzarbeit für einen Arbeitskampf zu | |
mobilisieren,] ist schwer. Viele verzichten in schlechten Zeiten aus Angst | |
vor dem Jobverlust lieber auf mehr Geld. | |
## Für Betriebe mit extremen Gewinnen gibt es keine Sonderklausel | |
Angesichts der überaus moderaten Lohnerhöhungen in den vergangenen, | |
ebenfalls krisengeprägten Tarifrunden und mit Blick auf die enormen | |
Preissteigerungen wäre deutlich mehr Lohnzuwachs gerechtfertigt, als nun | |
kommen wird. Die IG Metall hat 7 Prozent mehr gefordert, der Tarifvertrag | |
sollte nur ein Jahr laufen. Davon ist das Verhandlungsergebnis weit | |
entfernt. | |
Die Beschäftigten bekommen im Februar einmalig 600 Euro, ab April 2 Prozent | |
mehr und ein Jahr später weitere 3,1 Prozent. Die Laufzeit beträgt 25 | |
Monate, doppelt so lang wie von der IG Metall gefordert. Unternehmen, denen | |
es wirtschaftlich schlecht geht, bekommen einen Aufschub für die | |
Lohnerhöhungen. | |
Aber: Für Betriebe, die extreme Gewinne machen, gibt es keine | |
Sonderklausel. Und von diesen Firmen gibt es eine ganze Menge. In der | |
Rüstungsindustrie zum Beispiel erwirtschaften Unternehmen jetzt und sicher | |
auch in den kommenden Jahren extreme Gewinne, nebenbei: auf Kosten der | |
Steuerzahler:innen. | |
Dass die Aktionär:innen und andere Eigentümer:innen hier auf | |
Kosten der Beschäftigten groß Kasse machen, ist schlicht ungerecht. Zumal | |
keine der demnächst möglicherweise regierenden Parteien Anstalten macht, | |
die extremen Übergewinne abschöpfen zu wollen. Schade, dass die | |
Gewerkschaften diese Ungerechtigkeit nicht ins Zentrum der politischen | |
Diskussion stellen. | |
15 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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