| # taz.de -- Kränkelnde Wirtschaft: Gegen die Stagnation gibt es schlechte und … | |
| > Es gibt viele Ansätze, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Ampel muss nur | |
| > wählen. So könnte sie den technischen Fortschritt durch | |
| > Steuergutschriften und Prämien fördern. | |
| Bild: Es gibt viel zu Sanieren und Investieren in die deutsche Infrastruktur | |
| Ob Deutschland wieder der „kranke Mann“ Europas sei, fragte das britische | |
| Wirtschaftsmagazin Economist vor einem Jahr. Nun ist das einflussreiche | |
| liberale Blatt sicher: Angela Merkel habe das Land als „sick man“ | |
| hinterlassen. Tatsächlich ist die hiesige Wirtschaft in einer schwierigen | |
| Lage, wobei es jetzt schlechte Therapien gibt – und gute. | |
| Zu den schlechten gehört, historische Fortschritte zurückzudrehen. Nach 30 | |
| Jahren des Bemühens um bessere Arbeitsbedingungen in den ausländischen | |
| Zulieferfabriken deutscher Unternehmen ist endlich das Lieferkettengesetz | |
| in Kraft. Aber diejenigen, die es schon immer ablehnten, selbst als die | |
| hiesige Wirtschaft boomte, sehen jetzt ihre Gelegenheit gekommen, die | |
| Regelung wieder zu entsorgen. Das Argument einiger Wirtschaftsverbände: | |
| Dieses Gesetz sorge für zusätzlichen Verwaltungsaufwand bei den | |
| Unternehmen, verursache damit Kosten. Das sei von Nachteil, weil die Firmen | |
| ohnehin genug Probleme hätten. | |
| Eigentlich aber ergreift die Lobby nur die Chance, eine alte Rechnung zu | |
| begleichen. Und nicht nur Unternehmen und Verbände befürchten, dass die | |
| [1][Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung steigen]. Das könnte | |
| ebenfalls zu höheren Kosten führen, weil Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich | |
| die Beiträge teilen. Davon abgesehen aber wollen Union, FDP, AfD, einige | |
| Verbands- und Firmenvorstände schlicht die Gelegenheit ergreifen, um | |
| Kürzungen im Sozialstaat durchzusetzen, die ihnen bisher nicht gelangen. | |
| Wobei es vielen Unternehmen tatsächlich schon mal besser ging. | |
| Erleichterung herrschte kürzlich, als die Wirtschaftsleistung im dritten | |
| Jahresviertel um 0,2 Prozent wuchs. Ein mageres Ergebnis, aber Hauptsache | |
| kein Rückgang. Im internationalen Vergleich steht Deutschland nicht gut da. | |
| Die Ökonomien des Euroraums wachsen dieses Jahr wohl immerhin um 0,8 | |
| Prozent, die französische um 1,2 Prozent, die spanische und die | |
| US-amerikanische um jeweils 2,7 Prozent. | |
| ## Therapien, die langfristig wirken | |
| Dennoch erleben wir keine Katastrophe, sondern nur eine Stagnation. | |
| Unternehmen wie [2][VW, die klagen, verbuchen immer noch Milliarden Euro] | |
| Gewinne. Die Zahl der Erwerbstätigen liegt mit über 46 Millionen auf einem | |
| Rekordwert. Das ist ein Zeichen dafür, dass die hiesige Wirtschaft | |
| grundsätzlich intakt ist. | |
| Trotzdem muss man dafür sorgen, die Abwärtsbewegung aufzuhalten. | |
| Unternehmen sollten mehr Mittel in technischen Fortschritt investieren, die | |
| Regierungsparteien mit Steuergutschriften oder Prämien dabei helfen. Frauen | |
| und ältere Beschäftigte könnten [3][mehr und länger arbeiten, Einwanderer | |
| auch.] Genehmigungsverfahren müssten einfacher werden, der Ausbau der | |
| erneuerbaren Energien zügiger vonstattengehen, die Netzentgelte sinken. | |
| Und schließlich könnte die Regierung eine Notlage ausrufen, mehr Kredite | |
| aufnehmen, um große Summen in die Bahn, die [4][Sanierung der Brücken] und | |
| die digitale Verwaltung zu investieren. Das wären Therapien, die | |
| langfristig wirkten. | |
| 2 Nov 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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