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# taz.de -- Intendant über Geldnot am Celler Theater: „Wir brauchen Luft im …
> Die Belegschaft des Schlosstheaters Celle geht in Hannover auf die
> Straße. Das Haus kann die tarifbedingten Kostensteigerungen nicht mehr
> wuppen.
Bild: Die Situation ist nicht besser geworden: Schon 2021 demonstrierten Besch�…
taz: Herr Döring, dem [1][Schlosstheater Celle] fehlen 250.000 Euro – im
Jahr seines 350-jährigen Bestehens. Wie schwierig ist die Lage?
Andreas Döring: Dieses Jahr kommen wir durch, und das Publikum, darum geht
es ja, wird diesen Verlust nicht so merken. Aber es bedeutet auch Verlust:
Denn wir müssen im künstlerischen Bereich eine Produktion aus dem Spielplan
herausnehmen und zwei Wiederaufnahmen im Kinder- und Jugendbereich. Wobei
das nur die Folge der eigentlichen Sparmaßnahme ist, die wir vorgenommen
haben, nämlich eine Reduktion im Gästebereich. Wir hatten Produktionen
davor anders besetzt, haben nun zum Teil Rollen reduziert und mussten am
Ende die Entscheidung gegen eine Produktion treffen, weil einfach nicht
genug Schauspielende mehr da waren. Das ist die eine Konsequenz.
taz: Und die andere?
Döring: Dass wir auch im Sachbereich Einsparungen vornehmen müssen, damit
wir aus der akuten Not heraus etwas über 50.000 Euro einsparen können.
taz: Das Problem sind also vor allem die Personalkosten?
Döring: Spareffekte hat man vor allem im Personalkostenbereich und weniger
im Herstellungsbereich, den man mit seinem Team ja ohnehin abdeckt. Über 80
Prozent unserer gesamten Kosten sind Personalkosten. Und wenn die
Tarifabschlüsse besonders hochgehen wie in den vergangenen beiden Jahren,
dann können wir die Kosten nicht auf die Eintrittspreise umverteilen, wenn
wir nur 20 Prozent Eigeneinnahmenanteil haben. Dafür werden wir ja auch
subventioniert: dass wir Theater für alle anbieten können.
taz: Warum sind die Kosten so gestiegen?
Döring: Im Grunde sind Gagen frei verhandelbar, aber seit dem Mindestlohn
wurde allen klar: [2][Die Mindestgage war zu niedrig]. Die Tarifpartner
haben nun entschieden, die Gagen und vor allem die Mindestgage anzuheben.
Dazu kommen inflationsbedingte Sachkostensteigerungen. Bis heute waren die
Häuser in der Lage, die sogenannten Corona-bedingten Rückstellungen zur
Kompensation dieser Mehrkosten zu nutzen. Die Zeit des
Von-der-Hand-in-den-Mund-Lebens ist in Celle aber vorbei.
taz: Was fordern Sie von der Politik?
Döring: Wir fordern, dass die Hoheit des Parlaments ausgleicht, was die
Regierung trotz ihres Versprechens im Koalitionsvertrag nicht geleistet
hat: die anteilige Übernahme der tarifbedingten Kostensteigerungen. Wir
müssen akut erst mal wieder für ein Jahr Luft ins Schlauchboot gepumpt
bekommen. [3][Wir fordern seit Jahren] einen Fördervertrag, der solche
Phänomene verhindert und uns Planungssicherheit gibt. Wir fordern
letztlich, dass die Umsetzung der Tarifbeschlüsse politisch gewährleistet
wird. Wir sind im Haushalt des Landes zwar eine freiwillige Maßnahme, in
Anführungsstrichen – warum gibt es da keinen rechtsverbindlichen
Automatismus? Das ist unser Problem. Die Leute kriegen jetzt den Lohn, den
sie verdienen. Dafür muss ein Kollege irgendwann nach Hause gehen, und das
Jugendtheater kann nicht mehr spielen.
taz: Sie demonstrieren deshalb gemeinsam mit anderen niedersächsischen
Theatern vor dem Landtag in Hannover.
Döring: Die Politik soll verstehen, um was es in aller Konsequenz geht. Es
geht nicht um Geld, sondern darum, was mit dem Geld gemacht wird.
Bringen Sie Ihr Publikum mit?
Döring: Wir sind glücklich, dass wir in Celle einen hohen Zuspruch haben.
Zur Demonstration fahren Zuschauer mit und wir bitten sie auch, gegenüber
der Politik tätig zu werden, also Resonanz zu verstärken. Wir fragen nach
Ideen, mit Blick in die Zukunft. Was können wir alles tun? Wir müssen
dieses Theater nach 350 Jahren auf allen möglichen Handlungsebenen für die
Zukunft absichern.
6 Nov 2024
## LINKS
[1] https://schlosstheater-celle.de/
[2] /Mindestlohn/!t5008042
[3] /Theaterfoerderung-in-Niedersachsen/!5810248
## AUTOREN
Robert Matthies
## TAGS
Schlosstheater Celle
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Kulturpolitik
Finanzen
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