| # taz.de -- Wahl in Bulgarien: Stabil instabil | |
| > Die Bulgar:innen sind nicht zu beneiden. Seit vier Jahren werden sie | |
| > regelmäßig an die Wahlurne gerufen. Aber es ändert sich nichts. | |
| Bild: Bojko Borissow, langjähriger Ministerpräsident und korrupter Machenscha… | |
| Es ist schon erstaunlich, dass sich immerhin noch 38 Prozent der | |
| bulgarischen Wähler*innen dazu aufgerafft haben, bei der Parlamentswahl | |
| am vergangenen Sonntag ihre Stimme abzugeben. Doch auch dieser | |
| [1][Urnengang, der siebte innerhalb von knapp vier Jahren,] dürfte für den | |
| ärmsten Mitgliedstaat der Europäischen Union leider wieder nicht zum | |
| erhofften Befreiungsschlag werden. | |
| Bojko Borissow, langjähriger Ministerpräsident und korrupter Machenschaften | |
| nicht unverdächtig, hat mit seiner [2][Partei „Bürger für eine europäische | |
| Entwicklung Bulgariens“ (GERB)] zwar erneut die meisten Stimmen | |
| eingefahren. Doch diese auch in eine stabile Regierungsmehrheit umzumünzen, | |
| dürfte mangels williger Koalitionspartner nicht einfach werden. | |
| Denn das zweitplatzierte prowestliche Reformbündnis aus „Wir setzen die | |
| Veränderungen fort“ (PP) und Demokratisches Bulgarien (DB) hat da so seine | |
| Vorbehalte. Zu Recht. Stein des Anstoßes ist der Oligarch und Medienmogul | |
| Deljan Peewski, den die USA und Großbritannien wegen Korruptionsvorwürfen | |
| mit Sanktionen belegt haben. Eine gewisse Nähe zwischen Peewski und | |
| Borissow ist unübersehbar. Warum Letzterer nicht endlich die Strippen | |
| zieht, ist vielen Bulgar*innen ein Rätsel. Sie machen vor allem Peewski | |
| für die Dauerkrise verantwortlich. | |
| A propos Borissow: Für ihn kommt eine Zusammenarbeit mit der rechtsextremen | |
| Partei Wasraschdane nicht infrage. Diese klare Aussage sowie der Umstand, | |
| dass Wasraschdane ihren Stimmenanteil von 14 Prozent nicht steigern konnte, | |
| ist hingegen mal eine gute Nachricht. | |
| Unterm Strich bleibt: Die politische Hängepartie dürfte weitergehen – mit | |
| allen negativen Konsequenzen. Schon jetzt droht Sofia mehrere Milliarden | |
| Euro [3][von der EU] an dringend benötigten Coronahilfen zu verlieren. | |
| Weitere Zahlungen aus Brüssel verzögern sich, weil Reformen auf sich warten | |
| lassen. Das Gleiche gilt für Bulgariens Beitritt zur Eurozone und zum | |
| Schengenraum. So lautet das ernüchternde Fazit: Nach der Wahl ist vor der | |
| Wahl. Die Bulgar*innen sind wahrlich nicht zu beneiden. | |
| 29 Oct 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Barbara Oertel | |
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