# taz.de -- Baustopp für Surfpark bei Stade: Bordelle schlagen Klimaschutz | |
> Der BUND hatte gegen das Stader Projekt „Surfgarten“ geklagt. Der | |
> Baustopp wurde verlängert, doch nicht der Umwelt zur Liebe. | |
Bild: So ähnlich soll es werden. wenn es nach den Investoren geht: Olympia-Sur… | |
Hamburg taz | Dieser Traum von der perfekten Welle auf dem platten Land ist | |
vorerst geplatzt: Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hat den Bau des | |
[1][„Surfgartens“ in Stade] erneut gestoppt. Der Umweltverband BUND hatte | |
gegen das Mammutprojekt geklagt. | |
Der Surfgarten ist ein künstlich angelegtes Gelände, auf dem ganz ohne | |
Wind, Meer und lange Anreise über 25 Wellentypen zum Surfen erzeugt werden | |
sollen. So zumindest die Idee der Investoren, der Brüder Jan und Dirk | |
Podbielski, die aus der Region stammen und selbst passionierte Surfer sind. | |
Schon seit Mai steht die Baustelle wegen eines Eilantrags des BUND vor dem | |
Stader Verwaltungsgericht still. Dies stoppte den Bau vorerst, da sich der | |
Bebauungsplan als rechtswidrig erwiesen habe. Im Sommer lag die Baustelle | |
also brach – und das wird sie auch weiterhin. | |
Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg (OVG) hat den Baustopp mit Beschluss | |
vom 2. Oktober verlängert. Geklagt hatte der BUND gegen den Bebauungsplan | |
„Gewerbe- und Surfpark Stade“. Die Richter*innen bestätigten nun die | |
Haltung des BUND, dass der B-Plan unwirksam sei, da Vorgaben des Regionalen | |
Raumordnungsprogramms nicht genug berücksichtigt worden seien. Außerdem | |
habe die Stadt die Auswirkungen der Planung auf das Landschaftsbild falsch | |
eingeschätzt und [2][Bordelle] nicht grundsätzlich ausgeschlossen. | |
## Streit um Ausgleichsflächen | |
Die Podbielskis sind Experten für Großprojekte: Der eine ist Physiker und | |
plante Offshore-Windkraftanlagen, der andere ist Betriebswirt. Von Anfang | |
an hatten die beiden mit Nachhaltigkeit durch Ausgleichsflächen und 100 | |
Prozent erneuerbare Energie geworben. | |
Die Schaffung von Ausgleichsflächen sei der gesetzliche Anspruch, | |
kritisiert Inga Niederhausen vom BUND Niedersachsen. Sich damit zu rühmen, | |
dass man das Gesetz einhält, greife zu kurz, so die Umweltschützerin. | |
Die Idee bekam zunächst vor allem von der Lokalpolitik viel Zuspruch. Die | |
Stadt freue sich über die „überregionale Strahlkraft“ des Surfparks, der | |
Stade auch als Wohn- beziehungsweise Arbeitsort „noch attraktiver“ machen | |
würde, begründete Bürgermeister Sönke Hartlef seine Unterstützung. | |
Schon früh meldeten sich Stimmen aus der Zivilgesellschaft wie die örtliche | |
[3][„Fridays for Future“]-Gruppe und die Linke. Eine Bürgerinitiative | |
„Surfpark – Nein Danke!“ gründete sich. Allesamt bezweifeln sie die | |
Sinnhaftigkeit des Projekts: Wo sollen denn überhaupt die von den | |
Initiatoren geplanten 200.000 Besucher jährlich herkommen? Warum verbraucht | |
ein in Krefeld geplanter Surfpark des gleichen Herstellers fünfmal so viel | |
Strom wie der in Stade? Woher kommen die 40 Millionen Liter Wasser | |
jährlich? Und wer zahlt denn eigentlich 60 Euro für eine Stunde surfen, | |
gegebenenfalls plus Equipment und Unterricht? | |
„Ein Konzept dieses Ausmaßes, mit immensem Flächen-, Energie und | |
Wasserverbrauch kann [4][weder ökologisch noch nachhaltig] sein“, sagt Inga | |
Niederhausen vom BUND. | |
Laut Stades Erstem Stadtrat Lars Kolk spiegele das nicht das Stimmungsbild | |
in der Stadtgesellschaft. „Die, die das Projekt bemängeln sind meiner | |
Wahrnehmung nach eindeutig in der Minderheit.“ Befürworter seien einfach | |
nicht öffentlichkeitswirksam organisiert. | |
So stimmte der Rat der Stadt mehrheitlich dem Bebauungsplan zu und machte | |
damit im August 2022 den Weg für den Surfpark frei. Im Dezember 2023 | |
begannen die Erdarbeiten für das Wasserbecken, lang wurde jedoch nicht | |
gebaut. | |
Wie sehr Klimaschutz die Entscheidung des Gerichts beeinflusst hat, darüber | |
gehen die Meinungen auseinander. „Die Fragen zum Artenschutzrecht und | |
Klimaschutz hat das OVG offen gelassen, eine abschließende Einschätzung | |
dazu ist erst möglich, sobald die schriftlichen Urteilsgründe vorliegen“, | |
sagt Niederhausen. Das kann noch bis Anfang November andauern. Obwohl das | |
Gericht damit seine Entscheidung nicht primär auf den Natur- und | |
[5][Artenschutz] stützt, sieht der BUND die Entscheidung als Erfolg. | |
## „Fehler leicht zu beheben“ | |
Die Stadt selbst sieht sich ebenfalls als Gewinner, denn fast alle vom | |
Gericht beanstandeten Punkte seien leicht auszuräumen, erklärt Stadtrat | |
Lars Kolk. Drei wesentliche Fehler, die das Gericht im B-Plan bemängelt, | |
würde die Stadt nun mit Nachdruck beheben, dann stehe dem Surfpark nichts | |
mehr im Weg. | |
„Wir sind sehr erleichtert darüber, dass das OVG deutlich und | |
unmissverständlich klar gemacht hat, dass Belange des Arten- und | |
Klimaschutzes nicht betroffen sind und der Bebauungsplan in soweit | |
fehlerfrei ist.“ Laut Kolk enthält der Gerichtsbeschluss keine Normen, wie | |
Klimaschutz im Rahmen des Bodenrechts bilanziert, prognostiziert und | |
bewertet werden müssen. „Wenn es an solchen Vorgaben fehlt, kann man auch | |
nicht von den Gemeinden erwarten, dass sie sie einhalten“, erklärt der | |
Stadtrat beruhigt. | |
In der [6][Pressemitteilung] des Gerichts heißt es, das OVG habe erhebliche | |
Zweifel daran, dass der Bebauungsplan Arten- und Klimaschutz missachte, | |
diese aber „aufgrund der anderweitigen Unwirksamkeit des Bebauungsplans“ | |
offenlasse. | |
13 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Kontroverse-um-Surfpark-in-Stade/!5825176 | |
[2] /Kaeuflicher-Sex/!6023246 | |
[3] /Klimastreik-von-Fridays-for-Future/!6037909 | |
[4] /Alpinsport-in-der-Lueneburger-Heide/!5950332 | |
[5] /Neuer-Bericht-zur-Artenvielfalt/!6036889 | |
[6] https://oberverwaltungsgericht.niedersachsen.de/aktuelles/presseinformation… | |
## AUTOREN | |
Fanny Schuster | |
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