| # taz.de -- Geplantes Surfparadies in Stade: Wellenberge statt Ackerfurchen | |
| > Auf einem niedersächsischen Feld bei Stade soll ein Surfpark entstehen. | |
| > Kritiker halten das Projekt für „überflüssig und verzichtbar“. | |
| Bild: Surfen ginge auch ohne Wasser: mit den Beach Boys und Surfmusik | |
| Stade taz | Bis zu 1.000 Wellen pro Stunde in einer Höhe von 0,5 bis 2 | |
| Metern, gesäumt von Restaurant, Boulderwand und Lodges: Dem [1][geplanten | |
| Surfpark bei Stade] steht fast nichts mehr im Weg. Der Rat der | |
| niedersächsischen Stadt auf dem platten Land zwischen Hamburg und Cuxhaven, | |
| unweit von Nord- und Ostsee, hat dem umstrittenen Projekt kürzlich | |
| mehrheitlich zugestimmt. | |
| [2][CDU-Bürgermeister Sönke Hartlef] freut sich auf die „touristische | |
| Attraktion“, die auf einem Acker hinter der Stadt gebaut werden soll. Und | |
| bei den Brüdern Jan und Dirk Podbielski, den Initiatoren vom „Surfgarten“, | |
| dürften ebenso die Knorken geknallt haben. | |
| Nicht so bei den Kritiker*innen, darunter der BUND Stade und eine | |
| Bürgerinitiative, die sich um die Umwelt sorgen und vor der Versiegelung | |
| weiterer Flächen fürchten. Dabei stehen „Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ | |
| für die Podbielski-Brüder [3][„an erster Stelle“]: Wärme und Strom sollen | |
| komplett aus erneuerbaren Energiequellen bezogen, Stahl und Beton | |
| „möglichst“ reduziert eingesetzt werden. Die Verdunstung des Wassers wird | |
| „größtenteils“ durch Regenwasser kompensiert werden, und Anpflanzungen | |
| würden das Gebiet sogar „ökologisch aufwerten“. Aktuell wird die Fläche | |
| landwirtschaftlich genutzt. | |
| Aber Ökostrom hin oder her: „Die Energie geht der Grundversorgung | |
| verloren“, sagt Bernd Hohendorff. Der Stader Arzt hat die Bürgerinitiative | |
| gegründet, die das Surfparadies für „überflüssig und verzichtbar“ hält. | |
| Die Beteiligten kritisieren den Strom- und Wasserverbrauch, die anstehende | |
| Flächenversiegelung und das eigens prognostizierte steigende | |
| Verkehrsaufkommen. „So ein freizeitorientiertes Projekt passt einfach nicht | |
| in die Zeit, wenn man Wasserknappheit und hohe Temperaturen anschaut“, | |
| findet Hohendorff. „Wie kann man das noch machen?“ Mit ihren knapp 3.000 | |
| gesammelten Unterschriften gegen den Surfpark seien jedoch einfach | |
| „abgebügelt“ worden, so Hohendorff. | |
| Die Sorge der BI gilt auch nachfolgenden Projekten. Der Surfpark werde | |
| „instrumentalisiert, um einen Pflock in die Landschaft zu schlagen“. Drum | |
| herum würde später noch mehr gebaut werden. Diese Option gibt es, bestätigt | |
| die Stadt. „Daher heißt der Flächennutzungsplan auch ‚Gewerbe- und Surfpa… | |
| Stade‘.“ Die weiteren Flächen würden von einem Tochterunternehmen der Sta… | |
| entwickelt. Ausschließlich erneuerbare Energien sollen das Gebiet mit Wärme | |
| und Strom versorgen. | |
| Eine problematische Expansion sei das, sagt Hohendorff. „Was soll Stade | |
| werden, das zweite Hamburg?“ Aktuell zeige der Ukrainekrieg, wie wertvoll | |
| landwirtschaftliche Flächen seien. Doch die Landwirte würden verkaufen, | |
| wenn Investoren ihnen genug Geld anbieten – und sie selbst Probleme hätten, | |
| einen Nachfolger zu finden. „Das dürfen wir uns nicht mehr leisten.“ | |
| Dazu fürchte man, dass sich das teure Projekt nicht rentiere. Es könne | |
| anfangs „Interesse hervorrufen, auch regional“, sei aber kein | |
| „Dauerprojekt“. Und leisten könnte sich den Spaß vermutlich auch nur eine | |
| gewisse Klientel. Ab 2023 soll gebaut werden. Die Bürger*innen wollen | |
| das verhindern. „Alle Unterlagen sind bei unserem Umweltrechtsanwalt“, sagt | |
| Hohendorff. „Sobald etwas angreifbar ist, klagen wir.“ | |
| 30 Jul 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Kontroverse-um-Surfpark-in-Stade/!5825176 | |
| [2] https://www.stadt-stade.info/portal/pressemitteilungen/rat-der-hansestadt-s… | |
| [3] https://surfgarten.de/#Nachhaltigkeit | |
| ## AUTOREN | |
| Alina Götz | |
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