# taz.de -- Radikale Pläne in Israel: Workshops, Tanz und Siedlerfantasien | |
> Hochrangige israelische Politiker machen auf einer Siedlerkonferenz ihre | |
> Pläne für Gaza deutlich: „Das Land gehört uns“, sagt Minister Ben-Gvir. | |
Bild: Er findet's super: Minister Itamar Ben Gvir möchte Gaza israelisch besie… | |
Berlin taz | Jüdische Besiedlung und die komplette Vertreibung der | |
Palästinenser*innen – das sind die Pläne für Gaza nach dem Krieg, die | |
hochrangige Minister und Mitglieder der Likud-Partei von Israels | |
Premierminister Benjamin Netanjahu am Montag geäußert haben. Auf einer | |
ultranationalistischen Konferenz an der Grenze zum Gazastreifen sagte | |
[1][der rechtsextreme Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir]: | |
„Wenn wir es wollen, können wir die Siedlungen im Gazastreifen erneuern.“ | |
Zu der zweitägigen Veranstaltung sind Hunderte Menschen gekommen, berichtet | |
die Nachrichtenagentur Reuters. Sie versammelten sich etwa drei Kilometer | |
von Gaza entfernt, während in der Ferne laute Artillerieeinschläge des | |
israelischen Militärs zu hören waren, so Reuters. | |
Ben-Gvir sagte, die „beste Lösung“ sei es, die Palästinenser zur | |
Auswanderung zu „ermutigen“, zitiert die Times of Israel. Nicht mit Gewalt, | |
sondern man gebe ihnen die Möglichkeit, „in andere Länder zu gehen, das | |
Land Israel gehört uns“, sagte er laut Reuters. Dabei hält Israel die | |
Grenzübergänge nach Gaza fest geschlossen, über zwei Millionen Menschen | |
sitzen dort fest. | |
Die „Einnahme von Territorium“ tue den Arabern am meisten weh, sagte die | |
Likud-Ministerin für soziale und weibliche Gleichstellung, May Golan. | |
Weitere Mitglieder der Partei äußerten sich der Times of Israel zufolge | |
ähnlich. Sie erklärten, Siedlungen in Gaza würden die Sicherheit Israels | |
stärken. Finanzminister Bezalel Smotrich erklärte auf dem Weg zur | |
Konferenz, dass Gaza „Teil des Landes Israel“ sei. Man wolle „den Sieg, um | |
den Feind zu vernichten und Gaza zu besiedeln“. | |
## Bereits im Januar gab es eine ähnliche Konferenz | |
Zahlreiche andere Minister und Abgeordnete waren anwesend, die Likud, | |
Partei des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, schickte eine Delegation | |
von etwa 10 Abgeordneten, berichtet die Times of Israel. Es habe neben | |
politischen Reden auch Tanzeinlagen, Gesang und Livemusik gegeben. | |
Die Konferenz wurde unter andrem von Mitgliedern der Likud und der Nachala | |
ausgerichtet. Nachala ist eine radikale [2][Siedlerorganisation], die | |
Siedler*innen im besetzten Westjordanland unterstützt und Siedlungen | |
finanziert. Ihr Ziel ist die Annexion der palästinensischen Gebiete, die | |
sie als verheißenes Land sehen. | |
Nachala hatte im Januar in Jerusalem [3][bereits eine Konferenz zu | |
Siedlungsplänen in Gaza abgehalten]. Ende Februar hatten Siedler*innen | |
von Nachala den Grenzübergang Erez durchbrochen und versucht, Gebäude in | |
Nordgaza zu errichten. Das israelischen Militär hatte sie daran gehindert | |
und zurückgeschickt. | |
Netanjahu hat bisher keinen Plan für Gaza vorgelegt. Öffentlich lehnt er | |
eine erneute Besetzung Gazas durch Siedlungen ab, doch Hardliner in der | |
Regierung diskutieren offen darüber und drängen auf den Bau. | |
## Es gibt auch Gegenprotest aus der Zivilbevölkerung | |
Die UN-Vollversammlung hat die Siedlungen in den von Israel im Krieg von | |
1967 [4][eroberten palästinensischen Gebieten als völkerrechtswidrig | |
bezeichnet]. Die Staaten sehen die Ausdehnung als Hindernis für den | |
Frieden, weil Palästinenser*innen so Land genommen wird. | |
Gegen die Siedlerkonferenz protestierte nach Bericht von Reuters unter | |
anderem Avivit John aus dem Kibbuz Be’eri. Durch den Angriff der Hamas am | |
7. Oktober wurden dort 101 Bewohnende und 31 Sicherheitskräfte getötet, 30 | |
Bewohnende aus Be’eri und zwei weitere Zivilisten wurden aus dem Kibbuz in | |
den Gazastreifen entführt, wovon noch 10 dort als Geiseln gefangen sind. | |
John setzt sich für eine friedliche Lösung ein: „Wir sind gegen die | |
Siedlungen in Gaza“, sagte sie der Nachrichtenagentur. „Wir wollen in | |
Frieden mit unseren palästinensischen Nachbarn leben.“ | |
22 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Julia Neumann | |
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