# taz.de -- Orbans „Souveränitätsgesetz“: EU-Kommission verklagt Ungarn | |
> Immer wieder wird Budapest vorgeworfen, den Rechtsstaat auszuhöhlen. Die | |
> EU-Kommission kündigt eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof an. | |
Bild: Nicht erfreut: Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban | |
Brüssel dpa | Die EU-Kommission will Ungarn erneut wegen mutmaßlicher | |
Verstöße gegen europäisches Recht vor dem Europäischen Gerichtshof | |
verklagen. Grund sei diesmal das nationale Gesetz über die „Verteidigung | |
der Souveränität“, teilte die Brüsseler Behörde mit. | |
Sie sieht darin unter anderem Verstöße gegen Grundsätze der Demokratie, der | |
freien Meinungsäußerung und der Vereinigungsfreiheit. Konkret geht es den | |
Angaben zufolge auch um die Achtung des Privat- und Familienlebens und das | |
Recht darauf, vertraulich mit Anwältinnen und Anwälten sprechen | |
beziehungsweise schreiben zu können. | |
Mit dem im Dezember verabschiedeten [1][Gesetz wurde ein neues „Amt für | |
Souveränitätsschutz“] eingerichtet, das eventuelle Bedrohungen Ungarns aus | |
dem Ausland überwachen soll. Das bereits geltende Verbot der | |
Parteienfinanzierung aus dem Ausland wurde damit auf Vereine und andere | |
Organisationen ausgeweitet. Verantwortlichen dieser Organisationen, die | |
versuchen, Finanzquellen aus dem Ausland zu verschleiern, drohen zudem drei | |
Jahre Freiheitsentzug. | |
## „Amt für Souveränitätsschutz“ besonders in der Kritik. | |
„Das Gesetz verleiht dem Amt einen sehr weiten Ermessensspielraum für die | |
Ermittlungen – insbesondere, was den Zugang zu Informationen betrifft –, | |
und gestattet es dem Amt, in die Ermittlungstätigkeit anderer Behörden | |
einzugreifen“, teilte die EU-Kommission mit. Die Befugnisse und der große | |
Ermessensspielraum werde Folgen etwa für Nichtregierungsorganisationen, | |
[2][Medien und Journalisten haben] und wohl nicht verhältnismäßig sein. | |
Der Grünen-Abgeordnete Daniel Freund sagte, das Gesetz „stammt aus dem | |
Lehrbuch Wladimir Putins und kommt ganz konkret gegen die Zivilgesellschaft | |
in Ungarn zum Einsatz“. | |
## Bei Verurteilung droht eine Geldstrafe | |
Bereits im Februar hatte die Brüsseler Behörde wegen des neuen Gesetzes | |
[3][ein sogenanntes Vertragsverletzungsverfahren gegen Budapest | |
eingeleitet]. Ungarn hielt jedoch an dem Gesetz fest. Sollte die Klage der | |
Kommission nun erfolgreich sein und der Europäische Gerichtshof Budapest | |
verurteilen, droht bei einem weiteren Festhalten an dem Gesetz eine | |
Geldstrafe. | |
Es wäre nicht die erste Geldstrafe gegen Ungarn. Der EuGH verhängte | |
beispielsweise im Juni eine Strafe, weil Ungarn aus EuGH-Sicht gegen das | |
EU-Asylrecht verstößt. Da Ungarn die 200-Millionen-Euro-Strafe nicht | |
bezahlt hat, will die Europäische Kommission das Geld von künftigen | |
EU-Zahlungen an Budapest abziehen. | |
3 Oct 2024 | |
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