Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neues Album „Harlequin“ von Lady Gaga: Fast übersprudelnd für…
> Lady Gaga führt ihre Filmrolle von „Joker“ auf ihrem neuen Album
> „Harlequin“ in Songs und Coverversionen fort. Wie gut sind die Stücke?
Bild: Dreharbeiten hören bei Lady Gaga nie auf
Niemand mag zwischen allen Stühlen sitzen. Angeblich. Denn für Stefani
Joanne Angelina Germanotta, beruflich als Lady Gaga unterwegs, scheint
diese Maxime nicht zu gelten. Sie macht sehr gern Musik, aber die
Schauspielerei liegt ihr mindestens ebenso viel am Herzen. Deshalb hält sie
sich künstlerisch flexibel – mal geht sie der einen, mal der anderen
Leidenschaft nach.
Zuweilen verwischt sie sogar in aller Selbstverständlichkeit die Grenzen
zwischen beiden künstlerischen Feldern. Noch bevor ihr jüngster Blockbuster
[1][„Joker: Folie à Deux“] überhaupt ins Kino gekommen ist, hat die
38-jährige gebürtige New Yorkerin überraschend ein neues Album
veröffentlicht. Es heißt „Harlequin“.
## Vernarrt in eine Rolle
Allein sein Titel verrät, wer dieses Werk maßgeblich geprägt hat: Lady
Gagas Filmfigur Harley Quinn. Sie gilt als verrückte, völlig unberechenbare
Frau. Weil sich die Künstlerin selbst nach Ende der Dreharbeiten noch nicht
von ihrer Rolle abwenden mochte, legte sie für ihre Albumproduktion vorab
ein Kriterium fest: Die Musik sollte sich eng an diese Rollenfigur
anlehnen. Mit ihrer Stimme wollte Lady Gaga die Songs interpretieren.
Was simpel klingt, muss nicht unbedingt einfach sein. Doch der US-Superstar
hat eine wandelbare Stimme. Diese ermöglicht es ihr ohne große Anstrengung,
hier und da ein bisschen mädchenhafter als sonst zu singen. So überführt
sie den Gospelklassiker „When the Saints go Marching in“ gewollt lässig in
eine opulente Version, die vor lauter Energie fast übersprudelt – alles für
den Vibe. Das Ziel von Lady Gaga ist es nämlich, Nostalgie-Pop auf modern
zu drillen.
Bei „I’ve got the World on my String“ filtert sie den Swing weitestgehend
heraus und flechtet stattdessen eine Gitarre ein. Ihren Gesang schickt Lady
Gaga aber auch bei dieser Nummer eher in Richtung Jazz.
Offenbar hat sie diese Ambition nie verloren, [2][seitdem sie mit Tony
Bennett für die Alben „Cheek to Cheek“ (2014)] und „Love for Sale“ (20…
Jazzstandards eingespielt hat. Nun hebt sie mit „Smile“, einst berühmt
geworden in der Fassung von Judy Garland, umrahmt von verträumten
Klavierklängen, in die Schwerelosigkeit ab.
## Noch kein Dancefloor-Kracher
Gerade dieses Lied macht deutlich, was eigentlich alle längst wissen: Lady
Gaga hat ein Händchen für Balladen. Nur sind die langsamen Stücke wohl
nicht unbedingt das, was sich jene Fans, die die Popikone vor allem für
Dancefloor-Kracher wie „Poker Face“ vergöttern, von ihr erhoffen. Immerhin
können sie Lady Gagas kommendem Studioalbum entgegenfiebern, erscheinen
soll es bereits im Februar 2025. Die Prognose lautet: Pop tritt vermehrt in
den Vordergrund.
Falls die Neukomposition „Happy Mistake“ allerdings schon ein Vorbote dafür
sein sollte, dürfte es um Gagas Rückkehr in die Welt der Dancefloor-Beats
schlecht bestellt sein. Bei diesem Titel gibt nachweislich die akustische
Gitarre den Ton an, während Lady Gaga grübelt: „How’d I get so addicted to
the Love of the whole World?“ Mit diesem introspektiven Text wendet sich
die Sängerin unverkennbar wieder sich selbst zu. Einen Bezug zu Harley
Quinn hat dieser Titel nicht wirklich.
Abgesehen davon fragt man sich, ob all die Klassiker, die zum Teil in
abweichenden Fassungen bereits im Soundtrack zu hören sind, tatsächlich die
Vielschichtigkeit der Comicfigur widerspiegeln können. Gewiss hat das
bluesige „Gonna build a Mountain“ viel Drive, das nostalgische „Good
Morning“ ist ein Gute-Laune-Booster. Aber wo bleibt das Chaotische, die
Sprunghaftigkeit? Diese Facetten schreibt Lady Gaga ihrem fiktiven
Charakter in Interviews zwar zu, nur findet man sie in der Musik praktisch
gar nicht.
1 Oct 2024
## LINKS
[1] /Neuer-Kinofilm-Joker-Folie--deux/!6036625
[2] /Musikalische-Kooperationen/!5031087
## AUTOREN
Dagmar Leischow
## TAGS
Lady Gaga
Neues Album
Marketing
Werbung
Joker
Social-Auswahl
Lady Gaga
wochentaz
Kolumne Lidokino
Lady Gaga
## ARTIKEL ZUM THEMA
Cultural Appreciation: Irritierende Musikuntermalung
Lady Gaga nutzt ihr Mitwirken im Filmsequel „Joker – Folie à Deux“, um
neben dem Soundtrack gleich noch ein neues eigenes Album zu
veröffentlichen.
Neuer Kinofilm „Joker, Folie à deux“: Die Songs seiner Fantasie
Todd Phillips setzt seinen Erfolgsfilm „Joker“ fort. „Joker: Folie à deu…
mit Joaquin Phoenix und Lady Gaga empfiehlt sich als Superschurken-Musical.
„Joker: Folie à deux“ in Venedig: Große Leere
Endspurt bei den Filmfestspielen Venedig mit „Joker: Folie à deux“, diesmal
als Musical und mit Popstar Lady Gaga in der weiblichen Hauptrolle.
Musikalische Kooperationen: Poesie und Abgründe des Evergreens
Der Weg über Genregrenzen bringt Perlen hervor: Lady Gaga tanzt mit einem
Jazz-Senior; Scott Walker schwelgt mit dem US-Duo Sunn O))).
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.