| # taz.de -- Nach schlechten Landtagswahlergebnissen: Grünen-Vorstand tritt zur… | |
| > Ricarda Lang und Omid Nouripour wollen ihr Amt abgeben. Hintergrund sind | |
| > die schlechten Ergebnisse bei den Landtagswahlen. SPD-Spitze dankt für | |
| > Zusammenarbeit. | |
| Bild: Treten zurück: Omid Nouripour und Ricarda Lang, die Chef:innen der Grün… | |
| Berlin afp/dpa/taz | Nach einer Serie von Wahlniederlagen hat der | |
| Bundesvorstand der Grünen geschlossen seinen Rücktritt erklärt. „Wir sind | |
| zum Ergebnis gekommen: Es braucht einen Neustart“, sagte Parteichef Omid | |
| Nouripour am Mittwoch in Berlin. Auf dem Bundesparteitag im November solle | |
| ein neuer Vorstand gewählt werden. „Das [1][Wahlergebnis am Sonntag in | |
| Brandenburg] ist ein Zeugnis der tiefsten Krise unserer Partei seit einer | |
| Dekade“, betonte Nouripour. | |
| Die Grünen hatten bei den vier zurückliegenden Wahlen – der [2][Europawahl] | |
| und den Landtagswahlen in [3][Sachsen], [4][Thüringen] und Brandenburg – | |
| drastische Verluste erlitten. In [5][Brandenburg] haben sie ihr Ergebnis | |
| mehr als halbiert. Aus zwei Landtagen flogen sie hinaus. Allein in Sachsen | |
| gelang ihnen knapp der Wiedereinzug ins Landesparlament | |
| Es brauche nun „neue Gesichter, um die Partei aus dieser Krise zu führen“, | |
| sagte Ko-Parteichefin Ricarda Lang. Die Wahl eines neuen Vorstands solle | |
| ein „Baustein sein für die strategische Neuaufstellung dieser Partei“. Lang | |
| fügte hinzu: „Jetzt ist nicht die Zeit, um am Stuhl zu kleben – jetzt ist | |
| die Zeit, Verantwortung zu übernehmen, und wir übernehmen diese | |
| Verantwortung, indem wir einen Neustart ermöglichen.“ | |
| [6][Lang und Nouripour] waren im Januar 2022 gemeinsam [7][an die Spitze | |
| der Partei gewählt worden]. In der Partei sind sie relativ beliebt. Dass | |
| zwischen ihnen – anders als bei manchen Vorgängern – keine Rivalitäten und | |
| Meinungsverschiedenheiten zu spüren waren, rechnen ihnen viele | |
| Grünen-Mitglieder hoch an. Der aktuelle Bundesvorstand war im November 2023 | |
| eigentlich für zwei Jahre gewählt worden. | |
| [8][Schon am Montag hatte Nouripour relativ resigniert geklungen]. Er | |
| sprach von einer bitteren Niederlage in Brandenburg und zeigte sich | |
| zugleich konsterniert über den Zustand der Ampel-Koalition. „Der große | |
| Feng-Shui-Moment wird wohl nicht mehr kommen, und das glaubt mir auch | |
| niemand mehr, wenn ich das sage“, sagte er nach Beratungen des | |
| Parteivorstandes. „Wir machen unsere Arbeit, wir versuchen, das Land nach | |
| vorne zu bringen und fühlen uns auch an den Koalitionsvertrag, an das, was | |
| miteinander vereinbart worden ist, gebunden“, sagte der Grünen-Chef. „Aber | |
| das ist es auch dann.“ | |
| Dem bisherigen Grünen-Vorstand gehören neben Lang und Nouripour noch die | |
| stellvertretenden Parteivorsitzenden Pegah Edalatian und Heiko Knopf, | |
| Geschäftsführerin Emily Büning und Bundesschatzmeister Frederic Carpenter | |
| an. Nach Langs Angaben soll der Vorstand noch bis zur Neuwahl auf dem | |
| Parteitag im Amt bleiben. | |
| ## Habeck dankt für „großen Dienst an der Partei“ | |
| Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat den angekündigten | |
| Rücktritt des Grünen-Parteivorstands als „großen Dienst an der Partei“ | |
| bezeichnet. Habeck sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Dieser Schritt | |
| zeugt von großer Stärke und Weitsicht. Ricarda Lang und Omid Nouripour | |
| beweisen, was für sie der Parteivorsitz bedeutet: Verantwortung. Sie machen | |
| den Weg frei für einen kraftvollen Neuanfang. Das ist nicht | |
| selbstverständlich, es ist ein großer Dienst an der Partei.“ | |
| Habeck sagte weiter: „Wir tragen hier alle Verantwortung, auch ich. Und | |
| auch ich will mich ihr stellen.“ Die Grünen wollen im Herbst entscheiden, | |
| ob sie bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr einen Kanzlerkandidaten ins | |
| Rennen schicken oder nur mit einem Spitzenkandidaten antreten. Derzeit | |
| läuft alles auf Habeck hinaus. | |
| „Ich möchte auf dem Parteitag eine offene Debatte zu einer möglichen | |
| Kandidatur und ein ehrliches Votum in geheimer Wahl“, sagte Habeck. Der | |
| Parteitag im November werde jetzt der Ort werden, „wo sich die Grünen neu | |
| sortieren und neu aufstellen werden, um dann mit neuer Kraft die Aufholjagd | |
| zur Bundestagswahl zu beginnen“. | |
| ## SPD sieht Ampel nicht gefährdet | |
| Katja Mast, 1. Parlamentarische Geschäftsführerin der | |
| SPD-Bundestagsfraktion sagt in einer ersten Reaktion zu taz, sie „nehme die | |
| Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis“. Die Stabilität der Ampelkoalition | |
| sei nicht gefährdet: „Wir haben bislang überall gemeinsame Lösungen | |
| gefunden und haben uns noch einiges vorgenommen. Ich gehe davon aus, dass | |
| wir in diesem Arbeitsmodus gemeinsam weitermachen“, so Mast. | |
| Sie gehe „davon aus, dass die Grünen das gleiche Interesse haben, gemeinsam | |
| vereinbarte Dinge umzusetzen und es sich nur um eine Neusortierung | |
| innerhalb der Grünen und nicht innerhalb der Regierungskoalition handelt.“ | |
| ## SPD-Spitze dankt für Zusammenarbeit | |
| Die SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil haben der | |
| zurückgetretenen Grünen-Spitze für die Zusammenarbeit gedankt. „Wir haben | |
| gemeinsam an der Spitze unserer beiden Parteien stets verlässlich und | |
| vertrauensvoll Dinge besprochen und geklärt“, heißt es in einem gemeinsamen | |
| Statement. „Trotz mancher inhaltlicher Unterschiede war diese Partnerschaft | |
| sehr angenehm, weil sie auch menschlich belastbar war.“ Deshalb danke man | |
| Omid Nouripour und Ricarda Lang „von Herzen“. Aussagen zu möglichen | |
| Auswirkungen auf die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP machten sie | |
| nicht. | |
| Anm. der Redaktion: Der Text wird im Laufe des Tages aktualisiert. | |
| 25 Sep 2024 | |
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