# taz.de -- Volksentscheid Baum in Berlin: Eine Million Bäume bis 2040 | |
> Die Initiative Volksentscheid Baum startet ihre Unterschriftensammlung | |
> für ein Volksbegehren. Sie ist optimistisch, ihr Ziel „ruckzuck“ zu | |
> erreichen. | |
Bild: Schön ist was anderes, aber immerhin alle paar Meter ein Baum | |
Berlin taz | Es umfasst 24 Paragrafen und 51 Seiten Begründung und hört auf | |
den sperrigen Namen „Klimaanpassungsgesetz“. Die Rede ist von dem aktuellen | |
Gesetzesentwurf der Initiative Volksentscheid Baum, [1][auch liebevoll | |
„Baum-Entscheid“ genannt]. Das Anliegen: Bis 2040 sollen eine Million Bäume | |
gepflanzt werden, sodass alle 15 Meter ein Baum an Berlins Straßenrändern | |
steht. Darüber hinaus will die Initiative mehr Grünflächen und einen | |
besseren Schutz vor Starkregen. Berlin soll „hitzesicher und wetterfest“ | |
werden, so die Initiator:innen. | |
Pünktlich zum Start der Unterschriftensammlung am Montag hat der Senat nun | |
final geschätzt, was diese Pläne insgesamt kosten würden. 7,2 Milliarden | |
Euro lautet das Ergebnis. Damit korrigiert der Senat seine erste Schätzung | |
von 12 Milliarden Euro deutlich nach unten. Die Initiative hatte ohnehin | |
mit 7,2 Milliarden Euro gerechnet. | |
Bei einem Pressegespräch am Dienstag jongliert [2][Co-Initiator Heinrich | |
Strößenreuther] darum gelassen mit den Zahlen: Auch der Flughafen BER habe | |
über 7 Milliarden Euro gekostet, Stuttgart 21 sogar 11 Milliarden. Die | |
Initiative kann sich auch insofern entspannt zeigen, als es seit dem 1. | |
Juli ohnehin ein bundesweites Klimaanpassungsgesetz gibt. Ebenso gilt die | |
EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur. Die Kosten für die | |
Klimaanpassung Berlins seien also „Eh-da-Kosten“, so die Initiative. | |
„Wir kämpfen darum, dass Berlin lebenswert bleibt“, sagt Strößenreuther. | |
Ein sehr großer Teil der Berliner Bäume sei schon geschädigt, dazu würde | |
immer mehr gefällt. „Berlin wird nicht mehr so grün sein wie bisher“, sor… | |
sich Strößenreuther. | |
## Stadt als Betonwüste | |
Denn natürlich [3][macht der Klimawandel auch vor Berlin keinen Halt]: Im | |
Sommer wird die Stadt zunehmend zur Betonwüste, Schattenplätze fehlen. 2023 | |
starben in Berlin 106 Menschen an Folgen der Hitze. Laut | |
Umweltgerechtigkeitsatlas trifft die Hitze insbesondere diejenigen, die | |
ohnehin schon prekär leben. | |
Dass Klimaanpassung, also die Reaktion auf die Folgen des Klimawandels, | |
tatsächlich eine Bandbreite von Berliner:innen sowohl betrifft als auch | |
interessiert, zeige eine von der Initiative durchgeführte Umfrage, so | |
Strößenreuther. Selbst unter CDU- und AfD-Wähler:innen läge die Zustimmung | |
für das Anliegen bei 70 Prozent. | |
Für Strößenreuther ist Klimaanpassung darum auch eine Art „trojanisches | |
Pferd“ für Klimathemen. Eine lebenswerte, hitzesichere Nachbarschaft sei | |
vielen Menschen ein Anliegen. Auch jenen, die sonst keinen Bezug zu den | |
Auswirkungen des Klimawandels hätten. Sie könnten durch das | |
Klimaanpassungsgesetz für Klimapolitik gewonnen werden. | |
Auch politisch kann die Initiative auf Rückendeckung hoffen, was wohl auch | |
an ihrem kooperativen Ton liegt. „Händchenhalten mit der Politik“ nennt | |
Strößenreuther das. Unter anderem die Grünen und Linken haben ihre | |
Unterstützung für das Anliegen schon bekundet. Aus der SPD sei ebenfalls | |
ein positives Signal gekommen, wobei unklar bleibt, ob die Fraktion einen | |
eigenen Gesetzesentwurf zur Klimaanpassung erarbeiten wird. | |
## Wachsweiche CDU | |
Der CDU attestiert Strößenreuther, selbst CDU-Mitglied und Mitbegründer der | |
Klima-Union, eine „wachsweiche Haltung“. Diese ergebe sich daraus, dass das | |
Themenfeld nachhaltige Stadtentwicklung wahlkampfentscheidend für die | |
nächsten Abgeordnetenhauswahlen seien. So zumindest seine optimistische | |
Einschätzung. | |
Nachdem der Gesetzesentwurf in den vergangenen Monaten mehrmals | |
überarbeitet und geprüft wurde, hat am Montag nun das Unterschriftensammeln | |
für das Baumbegehren begonnen. Bis zum 9. November wird es laufen. | |
Strößenreuther geht davon aus, das erste Ziel von 20.000 Unterschriften | |
„ruckzuck“ zu erreichen. Seine Mitstreiterin, Projektmanagerin Julia Pohl, | |
ist ebenfalls „mehr als zuversichtlich“. | |
Und nach dem 9. November? Der Senat muss das Begehren zunächst prüfen und | |
könnte das Gesetz im Anschluss daran einfach übernehmen. Tut er das nicht, | |
geht es für den Baum-Entscheid in die zweite Runde, für deren Erfolg gut | |
200.000 Unterschriften nötig sind. Als finalen Schritt könnte es dann zu | |
einem tatsächlichen Volksentscheid kommen, bei dem es für einen Erfolg | |
mindestens ein Viertel aller Wähler:innenstimmen braucht. | |
8 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Neuer-Volksentscheid/!5993485 | |
[2] /Volksentscheid-Baum-in-Berlin/!6010200 | |
[3] /Initiative-BaumEntscheid/!5956845 | |
## AUTOREN | |
Katharina Wulff | |
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