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# taz.de -- Drohender Kollaps der Pflegeversicherung: Es liegt an der Demografie
> Um die Pflegeversicherung zu retten, sind steigende Beiträge
> unausweichlich. Nur so lässt sich die Betreuung im Alter, wie wir sie
> kennen, halten.
Bild: Hannover, August 2020: Bewohner:innen eines Altenheims machen einen Ausfl…
Der Ampel kann man ja vieles vorwerfen: diese ständigen Streitereien
untereinander, die ewigen Debatten um den Bundeshaushalt und dann die
vermasselte Kindergrundsicherung. Aber für die drohende Pleite der
Pflegeversicherung kann die Ampel nichts. Pflege und deren Finanzierung
sind in einer rasch alternden Gesellschaft, wie Deutschland eine ist, ein
(sozial)politischer Dauerbrenner.
Hinzu kommen die seit Jahren erhobenen Forderungen nach einer [1][besseren
Ausstattung der Pflegeheime mit Personal, Betten, Material, einer
menschenwürdigeren Betreuung von Pflegebedürftigen], eine gerechtere
Bezahlung von Pflegekräften. All das kostet sehr viel Geld. Wen das
überrascht, der scheint irgendwo in Bullerbü zu leben, nicht aber in der
Realität.
5,2 Millionen Menschen in Deutschland waren 2023 pflegebedürftig, 3,1
Millionen von ihnen werden von Angehörigen zu Hause betreut, 840.000
Menschen leben in stationären Einrichtungen. Manche von ihnen benötigen
eine sehr enge Betreuung, weil sie dement, bettlägerig oder auf sonstige
Weise komplett auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Dafür hat die
Pflegeversicherung 2023 laut [2][Bundesregierung über 59 Milliarden] Euro
ausgegeben. Und die Kosten werden in den kommenden Jahren weiter steigen:
Heute ist jeder vierzehnte Mensch 80 Jahre und älter, im Jahr 2040 ist es
laut [3][Berechnungen schon jeder zehnte].
Sie alle wollen, wenn sie sich nicht mehr um sich selbst kümmern können,
angemessen betreut werden. Demograf:innen haben das Altersdilemma
frühzeitig beschrieben, auch den damit verbundenen finanziellen Engpass,
würde nicht rechtzeitig vorgesorgt. Eine kleine Gegenmaßnahme war der
höhere Beitragssatz für Kinderlose seit 2005. Die andere Gegenmaßnahme ist,
die Beiträge für alle regelmäßig zu erhöhen. Auch [4][demnächst werden die
Beiträge wieder steigen,] voraussichtlich noch höher, als das Krankenkassen
bislang prognostizierten.
## Problem Schuldenbremse
Das kann man bedauern, es ist aber so lange alternativlos, wie die FDP auf
der Schuldenbremse beharrt und höhere Steuern für Reiche verhindert. Auch
die Ansprüche an eine professionelle Pflege für alle werden hoch bleiben.
Und das sollten sie. Ein unsoziales System wie in den USA, wo Pflege
privatisiert ist, ist in Deutschland unvorstellbar. Die Widerstände der
Bevölkerung gegen ein tatsächliches Aus der Pflegeversicherung mag man sich
gar nicht vorstellen, das Elend von Millionen Alten erst recht nicht. So
bitter es ist: Wer im Alter gut betreut werden will, muss im Arbeitsleben
dafür mehr in die Pflegekasse einzahlen.
7 Oct 2024
## LINKS
[1] /Kosten-fuer-die-Pflege/!5946722
[2] https://dserver.bundestag.de/btd/20/126/2012600.pdf
[3] https://www.demografie-portal.de/DE/Fakten/bevoelkerung-altersstruktur.html
[4] /Betreuung-im-Alter-wird-teurer/!5945089
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
GNS
Pflege
Schuldenbremse
Fachkräfte
Ampel-Koalition
Bundesministerium für Gesundheit
Alten- und Pflegeheime
Pflegekräftemangel
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