# taz.de -- UN-Generalversammlung in New York: Kriege, Krisen und Reformbedarf | |
> Bei der UN-Generalversammlung geht es in dieser Woche um globale Krisen | |
> und Konflikte – und die Handlungsfähigkeit der Vereinten Nationen | |
> überhaupt. | |
Bild: Eröffnet seit Jahren jede Generalversammlung mit Mahnungen und Warnungen… | |
Washington taz | Mehr als 130 Staatschefs werden in dieser Woche bei der | |
79. Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York erwartet. Ganz | |
oben auf der Agenda stehen dabei die Kriege im Gazastreifen, der Ukraine | |
und dem Sudan sowie die wachsende Sorge, dass die Situation im Nahen Osten | |
eskalierten könnte. Zudem wird der scheidende US-Präsident Joe Biden seine | |
wohl letzte Rede auf großem internationalen Parkett halten. | |
„Es kommt mir so vor, als würden wir das jedes Jahr sagen, aber diese | |
UN-Generalversammlung könnte zu keinem kritischeren und herausfordernderen | |
Zeitpunkt stattfinden. Die Liste der Krisen und Konflikte, die | |
Aufmerksamkeit und Maßnahmen erfordern, scheint immer länger zu werden“, | |
sagte die US-amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield während | |
einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche. | |
In den letzten Tagen hatte vor allem der sich ausweitende Konflikt im Nahen | |
Osten für viel Unruhe gesorgt. Erst am Donnerstag trafen sich in Paris | |
hochrangige Diplomaten aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich | |
und Italien, um sich über die angespannte Lage zu unterhalten. „Ich warne | |
alle Seiten vor weiterer Eskalation in #Nahost. […] Schlag & Gegenschlag | |
bringen die Region keinen Millimeter zum Frieden“, schrieb | |
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in einem Post auf der | |
Social-Media-Plattform X. | |
Die [1][Explosionen von elektrischen Kommunikationsgeräten im Besitz der | |
Hisbollah-Miliz] sowie gegenseitige Raketenangriffe zwischen Israel und dem | |
Libanon haben die Situation im Nahen Osten weiter verschärft. Diese | |
Angriffe haben in der vergangenen Woche dutzende Todesopfer gefordert und | |
tausende andere zum Teil schwer verletzt. All das kommt nur wenige Wochen | |
vor dem ersten Jahrestag des 7. Oktober, als Hamas-Terroristen in Israel | |
mehr als 1.200 Menschen brutal ermordet hatten. | |
## Guterres: „Krisen interagieren und nähren sich gegenseitig“ | |
„Die Welt wird instabiler, weniger friedlich, und mit der Erosion des | |
Respekts für die Regeln gleitet sie in einen Zustand der Unordnung ab“, | |
sagte der slowenische UN-Botschafter Samuel Žbogar. Slowenien hält aktuell | |
die rotierende Präsidentschaft im UN-Sicherheitsrat. | |
Neben dem Brandherd Naher Osten werden auch die Kriege in der Ukraine und | |
dem [2][Sudan] in den Reden, Arbeitsgruppen und Vieraugengesprächen ein | |
großes Thema sein. Der ukrainische Präsident [3][Wolodymyr Selenskij] wird | |
persönlich in New York sein und am Mittwoch sowohl im UN-Sicherheitsrat als | |
auch vor der Generalversammlung sprechen. | |
Neben den zahlreichen Kriegen stehen auch andere Krisen auf der | |
Tagesordnung der UN. Dazu zählt die sich ausweitende Klimakrise sowie | |
globale Ungleichheiten und Schulden oder auch die Entwicklung künstlicher | |
Intelligenz und anderer Technologien, die ohne Beschränkungen negative | |
Konsequenzen nach sich ziehen könnten. „Krisen interagieren und nähren sich | |
gegenseitig – zum Beispiel, wenn digitale Technologien Desinformation zum | |
Klima verbreiten, die das Misstrauen vertieft und die Polarisierung | |
befeuert“, sagte UN-Generalsekräter Antonio Guterres vergangene Woche. | |
Auch zur Diskussion steht eine [4][seit langem diskutierte Reform des | |
Sicherheitsrats]. Die USA, Deutschland und mehrere weitere Nationen wollen | |
die Zahl der permanenten Mitglieder im Sicherheitsrat erhöhen. Es wäre die | |
erste Vergrößerung des Gremiums seit 1963. Aktuell besteht der | |
Weltsicherheitsrat aus fünf ständigen Mitgliedern – China, Frankreich, | |
Großbritannien, Russland und den USA – sowie zehn nichtständigen | |
Mitgliedern. Die fünf permanenten Mitglieder verfügen zudem über ein | |
Vetorecht, welches immer wieder für Diskussionen sorgt. | |
„Gewalt und Krieg breiten sich weiterhin in Regionen überall auf der Welt | |
aus, während die Vereinten Nationen aufgrund der Meinungsverschiedenheiten | |
im Sicherheitsrat größtenteils gelähmt scheinen“, klagte der UN-Botschafter | |
aus Trinidad und Tobago bereits im vergangenen Jahr. | |
22 Sep 2024 | |
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[1] /Raketen-zwischen-Israel-und-Libanon/!6035931 | |
[2] /Sudan-Gespraeche-bringen-wenig/!6029615 | |
[3] /UN-Sicherheitsrat-zum-Ukrainekrieg/!5961630 | |
[4] /75-Jahre-Vereinte-Nationen/!5715306 | |
## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
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