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# taz.de -- Regisseur über digitale Auferstehung: „Ein gefährliches Geschä…
> Tech-Unternehmen bieten an, digitale Doubles von Toten für die
> Hinterbliebenen zu erstellen. Hans Block hat einen Dokumentarfilm darüber
> gedreht.
Bild: Erst die Datensammlung, dann die Auferstehung: Szene aus dem Film „Eter…
taz: Herr Block, worum geht es in Ihrem Film „Eternal You – Vom Ende der
Endlichkeit“?
Hans Block: Der Film beschäftigt sich mit Start-ups, die behaupten, uns
unsterblich machen zu können – in digitaler Form. Auf der Grundlage aller
Daten, die wir hinterlassen, werden [1][digitale Doppelgänger*innen]
erschaffen, die nach unserem Tod mit unseren Hinterbliebenen interagieren.
taz: Wie sind Sie dieses Thema angegangen?
Block: Wir haben diese Behauptungen überprüft und Kund*innen getroffen,
die jetzt mit ihren verstorben Liebsten ihr Leben gestalten. Und wir haben
uns gefragt, was macht es mit uns Menschen, wenn wir den [2][Tod] aus dem
Leben verbannen?
taz: Geht es dabei um das alte Konzept der Seele?
Block: Tatsächlich lassen diese Tech-Unternehmen diesen eher religiös
konnotierten Begriff wieder aufleben. Es wird behauptet, dass diese ganzen
Daten über einen Menschen auch eine gewisse Objektivität haben, und daraus
die Persönlichkeit oder die Seele eines Menschen restauriert werden kann.
Das heißt, dass sie uns vielleicht besser kennen, als wir selbst, weil sie
eine Grundlage haben, um den Menschen zu errechnen. Das ist ein göttliches
Narrativ, das bislang nur die Kirche hatte. Es gibt jetzt eine weltliche
Heilsgeschichte, wie der neue Gott [3][KI] unsere Seelen neu erschaffen
kann.
taz: Erkennen die Kund*innen denn nicht, dass es sich um Simulationen
handelt?
Block: Die User*Innen wissen, dass sie da mit einer Maschine reden, in
der sich ein Codetext befindet. Aber die Gespräche wirken oft so magisch,
dass sie zwischenzeitlich darin glauben, dahinter stecke mehr als reine
Mathematik.
taz: Interessant, dass Sie das Wort „magisch“ verwenden. Ähnelt die Praxis
den magischen Zirkeln und Séancen, in denen man [4][vor 100 Jahren die
Toten herbeirief] …?
Block: Genau. Wenn man in die Kulturgeschichte schaut, dann ist die
Sehnsucht, mit den Toten Kontakt aufzunehmen und unsterblich zu werden,
immer wieder aufgetaucht. Der Unterschied zu einer Séance ist aber, dass
hier eine riesige Industrie dahinter steckt, die darauf aus ist, extreme
Profite zu machen. Da wird die Zerbrechlichkeit von Menschen ausgenutzt,
die einen Trauerprozess durchmachen. Das ist ein großes und gefährliches
Geschäftsmodell.
4 Oct 2024
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## AUTOREN
Wilfried Hippen
## TAGS
Hamburg
Tod
Digitalisierung
Leben
Geschäftsmodell
Dokumentarfilm
Kolumne Was macht mich?
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Digitalisierung
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