# taz.de -- Aserbaidschanische Opposition: Aktivist stirbt nach Messerangriff | |
> Der im französischen Exil lebende Menschenrechtler Vidadi Isgandarli wird | |
> erneut Opfer eines Anschlags. Die Tat könnte politisch motiviert sein. | |
Bild: Gute Bühne für den autoritären Präsidenten Ilham Alijew: Aserbaidscha… | |
Berlin taz | Der Kampf von Vidadi Isgandarli war vergeblich: Am | |
Dienstagmittag ist der aserbaidschanische Menschenrechtsaktivist auf der | |
Intensivstation eines Krankenhauses in der ostfranzösischen Stadt Mulhouse | |
gestorben. Das berichtet die nichtstaatliche aserbaidschanische | |
Nachrichtenagentur Turan unter Berufung auf den Bruder des Toten. Demnach | |
sei Vidadi Isgandarli schweren Stichverletzungen erlegen, ohne das | |
Bewusstsein wieder erlangt zu haben. | |
Am frühen Sonntagmorgen waren drei maskierte Unbekannte in die Wohnung des | |
Aktivisten in Mulhouse durch ein Fenster eingedrungen. Einer von ihnen soll | |
24-mal auf Isgandarli eingestochen haben, während die beiden anderen die | |
Wohnungstür absicherten. | |
Das Opfer soll sich zur Wehr gesetzt haben, weswegen er die meisten | |
Verletzungen an seinem Arm erlitten habe, von dem Messer jedoch auch am | |
Kopf getroffen worden sei. Dennoch sei es ihm noch gelungen, die Angreifer | |
in die Flucht zu schlagen und die Polizei zu verständigen. Die erste | |
Nachricht von dem Vorfall hatte der aserbaidschanische | |
Investigativjournalist Afgan Mukhtarli über Facebook verbreitet. | |
2010 war Isgandarli als unabhängiger Kandidat bei den aserbaidschanischen | |
Parlamentswahlen angetreten. Am Tag der Abstimmung soll er gefälschte | |
Stimmzettel gestohlen haben, um Manipulationen vorzubeugen. Ein Jahr später | |
wurde er bei einer Protestkundgebung festgenommen und zu drei Jahren Haft | |
verurteilt. | |
## Frei durch Amnestie | |
Im Dezember 2012 kam er im Rahmen einer Amnestie [1][des autoritären | |
Staatspräsidenten Ilham Alijew] auf freien Fuß und suchte Zuflucht in | |
Frankreich. Dort setzte er seine Kritik an dem Regime in Baku sowie seine | |
oppositionelle Tätigkeit fort. | |
Angaben der Nachrichtenagentur Turan zufolge war Isgandarli bereits vor | |
zwei Jahren in seiner Wohnung in Mulhouse Opfer eines tätlichen Übergriffs | |
geworden. Damals war die Polizei zu dem Ergebnis gekommen, dass lokale | |
kriminelle Gruppen hinter dem Verbrechen gesteckt hätten. Isgandarli selbst | |
hatte den Verdacht geäußert, dass Behörden in Aserbaidschan den Befehl für | |
die Tat erteilt hätten. | |
Das ist nicht abwegig. [2][Das Regime in Baku geht seit Monaten mit | |
brutaler Härte gegen Vertreter*innen der Zivilgesellschaft vor]. | |
Möglichst viele mundtot zu machen, ist derzeit wichtiger denn je: Ab dem | |
11. November 2024 ist Aserbaidschan elf Tage Gastgeber der | |
UN-Klimakonferenz (COP). Baku wird diese Bühne für die eigene Imagepflege | |
zu nutzen wissen. | |
2 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Aserbaidschans-Praesident-im-Wahlkampf/!5985959 | |
[2] /Medienunfreiheit-in-Aserbaidschan/!5977390 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
## TAGS | |
Aserbaidschan | |
Opposition | |
Messerangriff | |
Social-Auswahl | |
Aserbaidschan | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Aserbaidschan | |
Schwerpunkt Bergkarabach | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Opposition in Aserbaidschan: Menschenrechtler festgenommen | |
Dem prominenten Aktivisten Rufat Safarow werden Betrug und Rowdytum zur | |
Last gelegt. Im Dezember hätte er in den USA einen Preis erhalten sollen. | |
UN-Klimakonferenz: Hinter glitzernden Fassaden | |
Ab dem 11. November tagt die UN in Baku zum Klima. Das aserbaidschanische | |
Regime nutzt die Chance und lässt Medien und Journalisten verstummen. | |
Parlamentswahl in Aserbaidschan: Wieder eine Farce | |
Bei vorgezogenen Wahlen gewinnt die Partei des autoritär regierenden | |
Präsidenten Ilham Alijew. Opposition spricht von massenhaften | |
Rechtsverstößen. | |
Präsidentschaftswahl in Aserbaidschan: Neues Narrativ gesucht | |
Bergkarabach hat sich Aserbaidschan bereits einverleibt. Für die kommende | |
Amtszeit muss sich Dauerpräsident Alijew eine andere Legitimation | |
überlegen. | |
Medienunfreiheit in Aserbaidschan: Die Repressionswelle rollt weiter | |
Die Serien an Festnahmen kritischer Journalist*innen reißt nicht ab. | |
Dabei könnten die Anschuldigungen der Behörden nicht absurder sein. |