# taz.de -- Parlamentswahl in Aserbaidschan: Wieder eine Farce | |
> Bei vorgezogenen Wahlen gewinnt die Partei des autoritär regierenden | |
> Präsidenten Ilham Alijew. Opposition spricht von massenhaften | |
> Rechtsverstößen. | |
Bild: Hat die vorgezogene Parlamentswahl in Aserbaidschan gewonnen: der autokra… | |
Berlin taz | Alles nach Plan: Bei der vorgezogenen Parlamentswahl am | |
Sonntag in Aserbaidschan hat die Partei Eni Aserbaidschan [1][des | |
autokratischen Staatschefs Ilham Alijew] erwartungsgemäß gewonnen. Laut | |
Angaben der Zentralen Wahlkommission kommt sie nach Auszählung von knapp | |
über 90 Prozent der Stimmen auf 68 von 125 Sitzen in der Milli Mejlis, dem | |
aserbaidschanischen Parlament. Die restlichen Mandate gingen an andere | |
regierungstreue Parteien sowie „unabhängige“ Kandidat*innen, die ebenfalls | |
auf Alijews Linie sind. Die Wahlbeteiligung lag bei 37 Prozent. | |
Zum ersten Mal war keine Delegation der Parlamentarischen Versammlung des | |
Europarates (Pace) zwecks Wahlbeobachtung anwesend. Im vergangenen Januar | |
war die aserbaidschanische Delegation für ein Jahr aus der Versammlung | |
ausgeschlossen worden. | |
Dafür „überwachten“ Vertreter*innen der Interparlamentarische | |
Versammlung der Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (IP | |
CIS) die Abstimmung. Der Leiter der Mission und erster Vorsitzender des | |
russischen Föderationsrates, Andrei Jazkin, kam laut der staatlichen | |
russischen Nachrichtenagentur Tass zu der Einschätzung, dass in den | |
Wahllokalen alle Bedingungen für „eine Willensäußerung der Bürger*innen“ | |
gegeben gewesen seien. | |
Das sehen nicht alle so. Die oppositionelle Partei Volksfront Aserbaidschan | |
boykottierte die Abstimmung. Es gebe keine echten Wahlen, zitiert der | |
russische Dienst der BBC deren Vorsitzenden Ali Kerimli. Demgegenüber nahm | |
die Oppositionspartei Musavat zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder an der | |
Wahl teil, um „. Am Montag sprach Musavat allerdings von massenhaften | |
Verstößen. So hätten Wähler*innen teilweise mehrfach ihre Stimme | |
abgegeben. | |
## Massive Repressionen | |
Die Wahl fand vor dem Hintergrund [2][massiver Repressionen gegen | |
Journalist*innen] statt. So waren in den vergangenen Monaten | |
Mitarbeiter*innen regierungskritischer Medien wie Abzas Media, Kanal | |
13 und ToplumTV festgenommen worden. Im August wurde der | |
Sozialwissenschaftler Bachruz Samedowa in Baku festgenommen. Wegen | |
Hochverrats drohen ihm zwischen zwölf Jahren und lebenslanger Haft. | |
Trotz dieser schweren Menschenrechtsverletzungen ist der Westen derzeit mit | |
Baku in Sachen Gaslieferungen gut im Geschäft. Einen entsprechenden Deal | |
hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen 2022 eingetütet. | |
Die Vorverlegung der Wahl war mit der UN-Klimakonferenz (COP) begründet | |
worden, die vom 11. bis 22. November in Baku stattfindet. Die | |
Teilnehmer*innen sollten nicht durch einen „Wahlkampf“ gestört werden, | |
hieß es. Hotels und Restaurants nehmen schon jetzt für November keine | |
Reservierungen mehr an. Schulen bleiben während dieser Zeit geschlossen und | |
an den Hochschulen wird auf Online-Unterricht umgestellt. | |
2 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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