# taz.de -- Kein Grund zur Sorge: Neue Studie zur Handystrahlung | |
> Die WHO hat untersuchen lassen, ob die Strahlung von Handys zu mehr | |
> Hirntumoren führt. Das ist wohl eher nicht so, ein Grund zur Beruhigung. | |
Bild: Macht eher schlechte Augen als Krebs: Im Bett auf dem Smartphone daddeln | |
## Worum geht’s? | |
Eine Freisprecheinrichtung benutzen, beim Kauf auf die Strahlungswerte | |
achten, Aufbewahrungskapseln, die Strahlung abschirmen sollen – oder sogar | |
ganz aufs Smartphone verzichten? Es gibt viele Ansätze, die Strahlung von | |
Mobiltelefonen gering halten sollen. Einige sind zielführend, andere | |
weniger, aber ihnen allen liegt eine vermeintliche Gewissheit zugrunde: | |
Mobilfunkstrahlung führt doch zu [1][Krebs]! Oder? | |
## Die Studie | |
Nein, sagt die WHO – oder ganz korrekt: wahrscheinlich nein. | |
„Strahlenexposition durch Mobiltelefone erhöht wahrscheinlich nicht das | |
Risiko von Hirntumoren“, lautet das Ergebnis einer [2][im September | |
veröffentlichten Metastudie] unter Führung der Australischen Agentur für | |
Strahlenschutz und nukleare Sicherheit. Die Forscher:innen sichteten | |
mehr als 5.000 Studien zu den Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern | |
im Radiofrequenzbereich. | |
Dieser Bereich umfasst neben Mobilfunk auch Anwendungen wie WLAN, Babyphone | |
oder Radar. 63 der Studien, die inhaltlich relevant und wissenschaftlich | |
gut gemacht waren, bezogen die Forscher:innen in die Metastudie mit ein. | |
Würden Mobiltelefone Krebs verursachen, so die Überlegung, müssten die | |
Fälle in den vergangenen Jahrzehnten deutlich angestiegen sein. „Die | |
Häufigkeit von Hirntumoren ist nicht gestiegen, obwohl die Nutzung der | |
drahtlosen Technologie in den letzten 20 Jahren massiv zugenommen hat“, | |
schreibt Studienleiter Ken Karipidis in einer [3][Mitteilung der | |
australischen Behörde]. | |
Auch Unterschiede zwischen Viel- und Wenignutzer:innen zeigten sich | |
demzufolge nicht. Dass in der Studie nur von „mäßiger Sicherheit“ bezügl… | |
der Ergebnisse die Rede ist, liegt am Studiendesign, ausgewertet wurden nur | |
Beobachtungsstudien. „Hohe Sicherheit“ gibt es nur für klinische, | |
randomisierte Studien. Dafür müssten also Menschen zufällig in mehrere | |
Gruppen aufgeteilt werden und über Jahre hinweg die entsprechenden Vorgaben | |
zur Smartphonenutzung oder -abstinenz befolgen. | |
## Was bringt’s? | |
Mindestens ein besseres Gefühl. „Sorgen über die gesundheitlichen | |
Auswirkungen neuer Technologien sind häufig und nehmen tendenziell zu, wenn | |
eine neue Technologie sich schnell verbreitet oder schnell eingeführt | |
wird“, teilte Keith Petrie, Gesundheitspsychologe der University of | |
Auckland, dem [4][australischen Science Media Center] mit. Die WHO wird die | |
Studie wohl als Grundlage für ihre Einschätzung zu den gesundheitlichen | |
Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung nehmen. Andere wissenschaftliche | |
Empfehlungen werden sich danach richten. Abgeschlossen ist die Forschung | |
damit aber noch nicht. | |
Weitere Studien wird es zum [5][5G-Netz] geben, das sich gerade erst im | |
Aufbau befindet. In einer weiteren Studie werden derzeit über 200.000 | |
Menschen erfasst und mögliche Zusammenhänge von Handynutzung und | |
Hirntumoren ausgewertet. Bislang decken sich die Befunde mit denen aus der | |
Metaanalyse: Ein Zusammenhang konnte nicht festgestellt werden. | |
21 Sep 2024 | |
## LINKS | |
[1] /KI-und-die-fruehe-Krebserkennung/!6001312 | |
[2] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412024005695 | |
[3] https://www.arpansa.gov.au/who-review-finds-no-link-between-mobile-phone-us… | |
[4] https://www.scimex.org/newsfeed/news-briefing-who-review-confirms-mobile-ph… | |
[5] /Neue-Regeln-fuers-Mobilfunknetz/!6019734 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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