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# taz.de -- Eisschmelze in der Antarktis: MARUM-MeBo70 hat's rausgekriegt
> Mit einem Bohrer wollten Wissenschaftler herausfinden, warum das Eis in
> der Antarktis unterschiedlich schnell schmilzt. Nun sind die Ergebnisse
> da.
Bild: Der Thwaites-Gletscher in der West-Antarktis
Die globale Erderwärmung geht auch am kältesten Ort der Welt nicht vorbei.
Das sogenannte ewige Eis in der Antarktis schmilzt, und das stärker als
bislang angenommen. Im westlichen Teil des Kontinents verschwindet es dabei
deutlich schneller als im Osten. Das liegt unter anderem daran, dass der
dort liegende [1][Thwaites-Gletscher vom immer wärmer werdenden
Meereswasser unterspült] wird.
Ein internationales Forschungsteam hat nun herausgefunden, dass das
schnellere [2][Schmelzen in der Westantarktis] möglicherweise auch mit
ihrer Entstehung zusammenhängt. Neue Proben zeigen, dass sich das Eis nicht
wie bislang angenommen im Zentrum der Antarktis, sondern im Osten gebildet
und von dort nur langsam Richtung Westen ausgebreitet hat. Ihre
Erkenntnisse haben die [3][Forschenden in dem Fachjournal Science
veröffentl]icht.
## Die Studie
2017 machte sich das Team mit dem Forschungseisbrecher Polarstern auf den
Weg in die Westantarktis. Mit an Bord hatten sie den einzigartigen Bohrer
MARUM-MeBo70. Sein rotierender Bohrkopf ermöglichte es erstmals, etwa zehn
Meter in den antarktischen Meeresboden zu bohren und dort Sedimentproben zu
entnehmen. Die Proben widerlegen die bisherige Annahme, dass sich das
antarktische Eisschild im Zentrum des Kontinents gebildet und von dort aus
ausgebreitet hat. Sie zeigen, dass es sich stattdessen vor rund 34
Millionen Jahren am östlichen Rand des Kontinents gebildet haben muss.
Zu diesem Zeitpunkt war die Westantarktis den neuen Erkenntnissen zufolge
noch komplett eisfrei und zu großen Teilen von dichten Laubwäldern bedeckt.
Mithilfe aufwendiger Modellierungen kommen die Forschenden zu dem Schluss,
dass das westantarktische Eis erst vor rund 27 Millionen Jahren entstanden
sein kann – mindestens 7 Millionen Jahre später als im Osten.
## Was bringt’s?
Vor rund 34 Millionen Jahren, als sich das antarktische Eis bildete,
erlebte unser Planet den bisher letzten großen Klimawandel. Es war der
Übergang von einem warmen, lebensfeindlichen Treibhausklima mit keinen oder
nur sehr wenigen Eisflächen in ein kühleres Eishausklima mit riesigen
Gletschern, das bis heute anhält.
Grund für diese klimatischen Veränderungen war eine rapide Abnahme der
CO2-Konzentration in der Atmosphäre. Aufgrund der menschengemachten
Erderwärmung wandelt sich das Klima aber langsam wieder zu einem
Treibhausklima.
Der Blick in die Vergangenheit hilft auch, die Zukunft zu verstehen. Die
Untersuchungen zeigen, dass das westliche Eis sensibler auf CO2 reagiert
und eine leichte Erwärmung schon ausreichen würde, um es zu schmelzen.
Außerdem können Klimamodelle nun sehr viel genauer berechnen, welche
[4][Auswirkungen permanent vergletscherte Bereiche] auf die globale
Klimadynamik haben.
1 Sep 2024
## LINKS
[1] /Ozeanwasser-leckt-am-Doomsday-Gletscher/!6012964
[2] /Klimawandel-bedroht-Nord--und-Suedpol/!5956492
[3] https://www.science.org/doi/10.1126/science.adj3931
[4] /Gletscher-und-Klima/!6028188
## AUTOREN
Tabea Kirchner
## TAGS
Zukunft
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Antarktis
Schwerpunkt Klimawandel
Eisschmelze
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Schwimmen
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