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# taz.de -- Kampagne von Landwirt*innen: Bäuerin Hintze bekämpft Vorurteile
> Die Bäuerin Monika Hintze engagiert sich in der Kampagne „Vorurteile
> ausmisten“. Sie will damit die Distanz vieler Leute zur Landwirtschaft
> mindern.
Bild: Als Abwechslung zur Hofarbeit: Monika Hintze will ein positives Bild der …
Hamburg taz | Respektvollen Austausch über Landwirtschaft, das wünscht sich
Monika Hintze. Sie ist eines der Gesichter der Kampagne „Vorurteile
ausmisten“ des Bauernverbandes Nordostniedersachsen. Die Website
thematisiert im ruhigen Dunkelgrün pauschale Vorurteile gegen
Landwirt*innen. Zu den Themen gehören Biolandwirtschaft, Pestizide,
Tierwohl, Grundwasser, [1][Naturschutz und Politik].
Die [2][Milchbäuerin] und Rinderzüchterin in Trebel im Wendland hatte schon
immer Spaß am Umgang mit Tieren – darum wurde sie Tierärztin. Vor 25 Jahren
haben sich ihre Pläne schlagartig verändert: Nach einem Hofbrand schaffte
es ihr Mann nicht allein, den Hof wieder aufzubauen. „Also bin ich
quereingestiegen“, sagt sie. Seitdem hat sie um 10 Uhr morgens schon 5.000
Schritte getan, arbeitet also ständig auf dem Hof, in der Kälberbetreuung,
im Büro oder in der Küche.
Auch Monika Hintze hat sich mit Anschuldigungen schon konfrontiert gesehen:
„Ich habe mich lange Zeit online eingemischt“, sagt sie. „Aber das hat mi…
demoralisiert. Ich verstehe die Aggressionen der Leute nicht.“ Diese
motivierten die Kampagne.
„Einige Online-Kommentare haben uns mit ihrer Absurdität selbst
überrascht“, sagt Johannes Heuer, Geschäftsführer des Bauernverbandes
Nordostniedersachsen. „Früher kannten alle in ihrem Umfeld einen Landwirt“,
sagt er. Die Kampagne wolle diese [3][Distanz abbauen] und den Dialog
öffnen. Mit der Website, Plakaten und Kinospots.
So pauschal wie die Vorurteile gegen „die“ Landwirtschaft sind die
Antworten darauf: Einzelne Bäuer*innen zeigen Gesicht, um Vorurteile zu
entkräften. Beispielsweise rechtfertigt Monika Hintze in ihrem Video die
Haltung von Rindern durch den Vergleich mit Hunden in einer Wohnung, die
nicht „tiergerecht“ sei.
Ein anderes Video zeigt einen Landwirt, der Blühstreifen anlegt, mit denen
sich Vielflieger*innen das Gewissen erleichtern. Johannes Heuer sagt
dazu, dass die Antworten und der Umweltschutz stellvertretend für die
Branche stünden.
Die Kampagne zeigte schon Wirkung: Monika Hintze erhielt einen Brief, der
sachlich geschrieben gewesen sei, um ihre Art der Rinderhaltung zu
diskutieren. Jedoch seien die zitierten Studien so nicht anwendbar. „Ich
habe sieben Seiten zurückgeschrieben“, sagt sie. „Ich beschäftige mich
damit wirklich und fand die Auseinandersetzung gut.“ Dass es ihren Tieren
gut gehen muss, damit der Hof überhaupt wirtschaften kann, sei für sie
selbstverständlich.
Eines der Kampagnenvideos geht darauf ein, dass auch [4][in der
Landwirtschaft alle politischen Strömungen vertreten] sind. Zum Teil liege
es auch an den Landwirt*innen, dass es keine sachliche Debatte gebe,
räumt Hintze ein. „Da denke ich manchmal, Klappe halten wäre auch mal gut
…“ Sie findet es schade, dass vor allem junge Landwirt*innen falsch
eingeschätzt werden. „Die sind viel innovativer, zukunftsorientierter und
haben Bock“, sagt sie.
Trotz der Debatten um mehr pflanzliche Ernährung und der verschwindenden
Milchviehbetriebe will sie bei ihrem Geschäft bleiben: Rinderzucht und
Milchverkauf. Als Futter kommen regionale Kartoffelreste in den Trog,
zusammen mit Sojaschrot. Überall muss sie auf den Preis achten. Bald aber
rechnet sie mit einem Anstieg des Milchpreises – der Urlaub sei schon
gebucht.
18 Sep 2024
## LINKS
[1] /Bauernverband-ueber-Agrarpaket-der-Ampel/!6016454
[2] /Deutsche-Gesellschaft-fuer-Ernaehrung/!6032956
[3] /Mit-Rindern-reden/!6006424
[4] /Bauernproteste-in-Deutschland/!5982726
## AUTOREN
Luisa Gohlke
## TAGS
Landwirtschaft
Vorurteile
Kampagne
Kolumne Alles getürkt
Schwerpunkt Stadtland
Landwirtschaft
Rechtsextremismus
Friedrich Merz
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