# taz.de -- Georgiens queerfeindliche Gesetzgebung: Tiflis auf Abwegen | |
> Wenn Georgiens Regierungspartei Kurs hält, dürfte es mit dem EU-Beitritt | |
> schwierig werden. Den Preis zahlen dann die, die für Demokratie kämpfen. | |
Bild: Tiflis in Georgien am internationalen Tag gegen Homophobie 2017, das wird… | |
Georgiens Regierung als beratungsresistent zu bezeichnen, wäre nur allzu | |
wohlwollend. Jetzt hat das Parlament in finaler Lesung ein | |
Anti-LGBTQ+-Gesetz verabschiedet, das der Kreml nicht besser hätte | |
formulieren können. Im Kern und vorgeblich geht es um den Schutz | |
„familiärer Werte“ und Minderjähriger. Dafür wird der ganze sattsam | |
bekannte homophobe Katalog abgearbeitet: Die Familie wird als Verbindung | |
zwischen Mann und Frau definiert, queere Menschen haben kein | |
Adoptionsrecht. | |
Die Verbreitung von Informationen über Gender-Identitäten ist verboten, | |
genauso sind öffentliche Veranstaltungen unzulässig, wo beispielsweise | |
[1][LGBTQ+-Personen] für ihre Rechte auf die Straße gehen. Dadurch werden | |
sie nicht nur zu Menschen zweiter Klasse gemacht, sondern ihre | |
Versammlungs-, Meinungs- und Medienfreiheit werden empfindlich | |
eingeschränkt. Dabei könnte es durchaus noch schlimmer kommen. Ende Oktober | |
finden in der Südkaukasusrepublik Parlamentswahlen statt. | |
Dass die Regierungspartei „Georgischer Traum“ (KO), die seit zwölf Jahren | |
regiert und beständig weiter Richtung Moskau abgleitet, dann sogar auf eine | |
verfassungsändernde Mehrheit kommen könnte, ist keineswegs unrealistisch. | |
Aus ihrem Plan macht die KO keinerlei Hehl: dieses, wie viele weitere | |
Gesetze, die in dieselbe Richtung gehen, in der Verfassung festzuschreiben. | |
Demokratie sieht anders aus. Doch genau da liegt das Problem. [2][Georgien | |
ist Beitrittkandidat der Europäischen Union]. | |
Dies ist nicht zuletzt das Verdienst vieler junger Leute, die für | |
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf die Straße gegangen sind. Als die | |
Regierung das [3][„Gesetz über ausländische Agenten“], das dem russischen | |
Pendant zum Verwechseln ähnelt, durchdrückte, sah sich Brüssel | |
berechtigterweise, gezwungen, Sanktionen zu verhängen. Sollte die KO Ende | |
Oktober die Mehrheit schaffen, wird die EU erneut reagieren müssen. | |
Schon jetzt ist klar, was dann droht: Die Visafreiheit für die | |
Georgier*innen könnte fallen. Das jedoch wäre ein schmerzhafter | |
Rückschlag für alle, die auf eine Zukunft in Europa hoffen und die jetzt | |
machtlos zusehen müssen, wie ihnen dieser Weg verbaut wird. | |
18 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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