# taz.de -- Studie zu Kognition: Warum Denken anstrengend ist | |
> Wenn Menschen gedanklich gefordert sind, fühlen sie sich oft angestrengt. | |
> Aber wieso machen wir dann trotzdem so gerne Sudoku und Kreuzworträtsel? | |
Bild: Sudoku kann gute Laune machen | |
Denken hilft. Und nicht nur das. Denken kann uns anregen, weiterbringen | |
oder beflügeln. Warum verweigern sich Menschen diesen Wohltaten oft so | |
entschieden? | |
## Die Studie | |
In einer [1][Meta-Analyse] haben die Forscher*innen die Ergebnisse von | |
170 Studien mit 4.760 Versuchspersonen zusammengerechnet. Manche der | |
Teilnehmenden waren Studierende, andere Sportler*innen oder | |
Gesundheitsfachkräfte. Sie kamen aus 29 Ländern und wurden je nach Studie | |
mit unterschiedlichen Aufgaben konfrontiert: von kognitiven Leistungstests | |
über Flugsimulationen bis zu Gefängnisausbrüchen in virtueller Realität. | |
Am Ende mussten alle Proband*innen zwei Fragen beantworten. Grob | |
übersetzt: „Wie hart mussten Sie sich bei dieser Aufgabe anstrengen?“ und | |
„Inwieweit fühlen Sie sich verunsichert, entmutigt, irritiert, gestresst | |
oder genervt?“ | |
Dabei entdeckten die Forschenden einen ausgeprägten Zusammenhang zwischen | |
gedanklicher Anstrengung und Verstimmung. Um zu verstehen, ob das auf alle | |
Menschen zutrifft, untersuchten die Forschenden eine Menge möglicher | |
Einflussfaktoren – meistens ohne Erfolg. Geschlecht, Alter und | |
Schulabschluss spielten keine Rolle. Genauso wenig Einfluss hatte die Dauer | |
der Aufgaben, ob sie lebensnah oder gruppenbasiert, körperlich anstrengend | |
oder besonders bewegungsarm waren. | |
Nur ein Faktor hinterließ in der Statistik einen nennenswerten Einfluss: In | |
asiatischen Ländern – verglichen mit Nordamerika und Europa – zeigte sich | |
der Zusammenhang zwischen Anstrengung und schlechter Stimmung nicht ganz so | |
stark. | |
## Was bringt’s? | |
Denken ist also eine Zumutung. Aber wieso machen wir manchmal doch gern ein | |
[2][Sudoku oder ein Kreuzworträtsel]? Das liegt am „Need for Cognition“, | |
dem Bedarf nach kognitiver Stimulation. Die Forschenden spekulieren, dass | |
Leute, die oft für Denkanstrengung belohnt wurden, irgendwann die | |
Anstrengung selbst belohnend finden. Obendrein könnte Belohnung – von | |
Bonuspunkten über Selbstwert bis Anerkennung – auch ein Grund sein, dass | |
wir manche Aufgaben trotz aller Mühen genießen. | |
Andere Studien aus der Stresshormonforschung weisen dagegen darauf hin, | |
dass uns Nervenkitzel durchaus stimuliert, anregt oder beschwingt – | |
jedenfalls so lang, bis er uns überfordert. Wenn Versuchspersonen eine | |
Aufgabe als „[3][harte Arbeit]“ beschreiben, könnte das also auch einfach | |
heißen, dass dieser überstrapazierte Umschlagspunkt längst erreicht ist. | |
So oder so sind die Ergebnisse eine gute Erinnerung, dass uns nicht nur | |
körperliche Anstrengung ausmergelt, sondern auch geistige. Entsprechend | |
nachsichtig sollten wir auf die Pausen schauen, die wir uns gönnen. Ob in | |
Form von frischer Luft, Handyscrollen oder einem [4][Kaffeestopp] in der | |
Büroküche. Wenn wir dann wieder Kapazitäten haben, können wir gleich | |
nochmal das Konzept acht-und-mehr-stündiger Arbeits- und Schultage | |
überdenken. | |
7 Sep 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.apa.org/pubs/journals/releases/bul-bul0000443.pdf | |
[2] /Raetselhaftes/!5010007 | |
[3] /Studie-zu-Datenarbeitern/!6023243 | |
[4] /Ernaehrung-im-Gehen/!5918760 | |
## AUTOREN | |
Franca Parianen | |
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