# taz.de -- Antifaschistischer Comic: Nazi-Fische plattmachen, Kra-Boom! | |
> Bela Sobottkes Comic „Terror 3000“ ist so etwas wie eine | |
> Antifa-Sci-Fi-Utopie. Es ist ein Meisterwerk des guten schlechten | |
> Geschmacks. | |
Bild: In „Terror 3000“ fliegen riesige metallne Nazi-Fische über den Bierp… | |
Eins vorweg: Der Comic „Terror 3000“ gehört ab sofort in jede Antifa-WG, | |
die etwas auf sich hält. Gerne als Klolektüre, damit hätte der Berliner | |
Autor und Zeichner Bela Sobottke, der sich diesen herrlichen | |
Science-Fiction-Quatsch ausgedacht und illustriert hat, sicherlich | |
überhaupt kein Problem. | |
Mit Nazis reden? In seiner Zukunftsvision, die im Jahr 3000 spielt, hat man | |
endgültig erkannt, dass das nichts bringt. Egal, ob man auf dem Mond auf | |
sie trifft oder in einer Unterwasserkolonie, egal, ob sie als Fischwesen | |
daherkommen oder als Mutanten, die aussehen, als hätten sie in Säure | |
gebadet: Das Beste ist, man macht die Freaks einfach ohne vorher groß zu | |
diskutieren platt. | |
Blam! Blam! Blam!, Splat! und Scronch! macht es somit andauernd in diesem | |
Meisterwerk des guten schlechten Geschmacks. Und das Nazigesocks wird nach | |
allen Regeln der Splatterkunst geköpft, zerstückelt oder mit Gabeln erlegt. | |
Nur ein toter Nazi-Fisch ist ein guter Nazi-Fisch. | |
## Pro-aktiv gegen Nazi-Vampire | |
In der Zukunft, wie sie sich Sobottke ausmalt, hat die eingetretene | |
Klimakatastrophe sämtliche Lebensumstände verändert. Dauerhitze und | |
Überschwemmungen haben zu Verteilungskämpfen geführt, nach allerlei | |
Katastrophen und Kriegen sind nur noch 400 Millionen Menschen übrig | |
geblieben. | |
Die haben es nun immerhin in der Postapokalypse geschafft, wieder | |
einigermaßen friedvoll zu koexistieren. Was aber nicht bedeutet, dass all | |
die übriggebliebenen AfD-Anhänger, Trump-Fans, Querdenker und sonstigen | |
[1][Schwurbler] auch wirklich angenehmere Zeitgenossen geworden wären. | |
Yun, Sam und Fin vom Berliner Lieferservice „Space Parcel“ wollen | |
eigentlich nur ihre Jobs erledigen, werden aber beim Betreten der | |
Nazi-Kolonien sofort von aggressiven Skinheads oder Faschos mit Gräten | |
angegriffen. Das spritzende Naziblut ist also immer das Ergebnis von | |
Notwehr. Wobei am Ende des Comics klar gemacht wird: Zumindest gegen die | |
scheußlichen Nazi-Vampire sollte man unbedingt auch proaktiv vorgehen. | |
## Viel Gaga-Humor | |
Sobottke betreibt ein kleines Grafik-Büro in Berlin und ist schon seit | |
längerem als Comicautor aktiv. Die Abenteuer seines zeitreisenden | |
Revolverhelden Rocco wurden bereits in ein paar Comicbänden erzählt. | |
Sobottke hat ein ausgeprägtes Faible für Pulp und Trash, das zeigt sich bei | |
Rocco und nun erst recht bei „Terror 3000“. | |
Während das Medium Comic sich in den letzten Jahren aufgemacht hat, [2][in | |
Form von Graphic Novels] mit durchaus auch ernsten Themen endlich als echte | |
Erwachsenenkultur ernst genommen zu werden, ist sein Ding eher hanebüchener | |
Schund, der unbedingt zurück in die Underground-Nische möchte. Der freilich | |
aber um einiges mehr Spaß machen kann als so manches aus der | |
Comickunstecke, wie „Terror 3000“ beweist. | |
Man hat den Band schnell durch, da dürfte eine Sitzung auf dem Klo locker | |
reichen, und intellektuelle Überforderung muss auch niemand befürchten, der | |
sich nicht bereits in einen stumpfen Nazi-Mutanten verwandelt hat. Aber die | |
Konsequenz, wie hier mit Dauer-Action, ständigen Übertreibungen und sehr | |
viel Gaga-Humor zur Sache gegangen wird, hat eine ganz eigene Qualität. | |
## Berlin sieht noch aus wie heute | |
Die Stadt Berlin hat sich in „Terror 3000“ erstaunlich gut gehalten und | |
sieht eigentlich noch genau so aus wie heute. Die Binse, dass jedes gute | |
Science-Fiction-Szenario vor allem von den Problemen der Gegenwart erzählt, | |
hat Sobottke nicht nur in dieser Hinsicht beherzigt. | |
In tausend Jahren sollte die Menschheit ja wohl andere Probleme haben, als | |
sich immer noch mit MAGA- und QAnon-Anhängern herumzuplagen, könnte man | |
eigentlich meinen. Sobottke möchte einen in „Terror 3000“ aber vom | |
Gegenteil überzeugen: Die Spinner von heute werden sich nur äußerlich von | |
denen von morgen unterscheiden. Eigentlich sind das ja keine gute | |
Aussichten. Aber mit ordentlich Kra-Boom! und Krack-a Koom! lässt sich das | |
Problem doch lösen. | |
22 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Hartmann | |
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