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# taz.de -- Menschenrechte im Textilsektor: Anlaufstelle für Exportbetriebe
> Deutschland will pakistanische Textilfirmen bei der Umsetzung des
> Lieferkettengesetzes unterstützen. Sie sollen sich an einen Helpdesk
> wenden können.
Bild: Svenja Schulze spricht mit einer Textilarbeiterin in Islamabad, 21.August
Berlin taz | Deutschland will pakistanischen Zulieferbetrieben von
europäischen Unternehmen im Textilsektor dabei helfen, die Standards des
europäischen und deutschen Lieferkettengesetzes zu erfüllen. Dafür soll ein
Helpdesk, also eine Anlaufstelle für die Unternehmen, eingerichtet werden,
kündigte Bundesentwicklungsministerin [1][Svenja Schulze] (SPD) am Mittwoch
in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad an.
Schulze ist bis Ende der Woche in Pakistan, um sich einen Überblick über
die Wirkung des Lieferkettengesetzes in Betrieben vor Ort zu machen. „Wir
unterstützen pakistanische Exportunternehmen, für die europäische
Unternehmen wichtige Abnehmer sind, die Chancen einer nachhaltigen
Produktion zu ergreifen und sich als verantwortliche Produzenten im
globalen Wettbewerb zu positionieren“, sagte Schulze.
Weitere Helpdesks gibt es bereits in Vietnam, Kambodscha, Tunesien, Mexiko,
Serbien, Bangladesch und Türkei. Sie beraten örtliche Firmen und bieten
Informationen und Trainings zu [2][nachhaltigen und fairen Lieferketten]
an. Sie sollen auch bei der Aufklärung von Konfliktfällen in lokalen
Produktionsbetrieben unterstützen oder Unternehmenskooperationen vernetzen,
heißt es aus dem Bundesentwicklungsministerium (BMZ). Die Helpdesks sollen
sich unter einander austauschen und das Netzwerk zukünftig auf weitere
Länder ausgeweitet werden.
## Gewerkschaften unter Druck
In Pakistan unterstützt die bundeseigene Deutsche Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zudem Gewerkschaften, zum Beispiel in
Form eines Kompetenzzentrums für menschenrechtliche Sorgfaltspflichten. Das
wird unter anderem von der internationalen Gewerkschaft für den
Dienstleistungssektor UNI Global geleitet.
Alke Boessiger, die stellvertretende Generalsekretärin von UNI Global
Union, begrüßt daher die deutschen Bemühungen: „Wir haben gesehen, dass
sich Deutschland für die Umsetzung des Lieferkettengesetzes einsetzt.“
Sinnvolle Sorgfaltspflicht könne es nur dann geben, wenn die Gewerkschaften
mit am Tisch sitzen, betonte sie gegenüber der taz.
Gewerkschaften stehen in Pakistan meist unter erheblichem Druck, sofern sie
überhaupt Zugang zu Fabriken erhalten. Die meisten Arbeitnehmer*innen
sind nicht in organisierten Gewerkschaften vertreten. Nach Angaben des
pakistanischen Gewerkschaftsbunds NTUF haben nur 0,5 Prozent der
Beschäftigten einen Vertrag. Sie erhalten weder bezahlte Überstunden oder
Urlaub, noch haben sie soziale Sicherung. Rund ein Viertel erhielte nicht
einmal den gesetzlichen Mindestlohn, so die Gewerkschaft.
Anfang Juli etwa kündigte der Gewerkschaftsverband NTUF die
[3][Zusammenarbeit mit dem deutschen Textilunternehmen Kik auf], weil das
Unternehmen nicht genug Druck auf seinen Zulieferer ausübte, um eine
gewerkschaftliche Vertretung zu unterstützen. Der Kik-Lieferant hatte mit
Entlassungen reagiert.
In Pakistan sind mehr als ein Drittel aller Beschäftigten im Textilsektor
tätig. Es ist der wichtigste Industriezweig des Landes. Das deutsche
Lieferkettengesetz gilt bereits seit 2023, allerdings nur für eine geringe
Anzahl großer Unternehmen. Ab 2025 kommen mit der Umsetzung der EU-weiten
Lieferkettenrichtlinie weitere Vorgaben dazu, wie etwa Klagerechte bei
Verletzung von Sorgfaltspflichten.
22 Aug 2024
## LINKS
[1] /Ministerin-ueber-Entwicklungspolitik/!5996227
[2] /EU-Lieferkettengesetz-kommt/!5997467
[3] /Folgen-des-Lieferkettengesetzes/!6017762
## AUTOREN
Leila van Rinsum
## TAGS
Lieferketten
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