| # taz.de -- Folgen des Lieferkettengesetzes: Krise zwischen KiK und Gewerkschaft | |
| > Eine pakistanische Gewerkschaft stoppt Verhandlungen mit dem | |
| > Textildiscounter KiK. Der mache zu wenig für die ArbeiterInnen seiner | |
| > Zulieferer. | |
| Bild: Das Lieferkettengesetz soll seine Arbeitsbedingungen verbessern: Näher i… | |
| Berlin taz | Der Textildiscounter KiK stößt bei der Zusammenarbeit mit | |
| Gewerkschaften in Pakistan auf Probleme. Der dortige Gewerkschaftsverband | |
| NTUF und seine deutschen Partnerorganisationen haben „die Verhandlungen mit | |
| KiK vorerst eingestellt“, weil das Unternehmen seinen „Verpflichtungen nach | |
| dem Lieferkettengesetz nicht gerecht“ werde. Der Auslöser ist ein Konflikt, | |
| unter anderem über die Entlassung von Beschäftigten durch einen | |
| KiK-Lieferanten in Pakistan. | |
| Das [1][deutsche Lieferkettengesetz verpflichtet hiesige Firmen], die | |
| Arbeitsbedingungen der ArbeiterInnen in ihren weltweiten Zulieferfabriken | |
| zu verbessern. Deshalb verlangt der Bekleidungshändler von seinen 25 | |
| pakistanischen Produzenten mittlerweile, Abkommen mit örtlichen | |
| Gewerkschaften zu schließen. Die sollen die Rechte der ArbeiterInnen | |
| gewährleisten. Den ersten derartigen Vertrag schlossen im Februar der | |
| Gewerkschaftsverband NTUF und der Textilhersteller Mount Fuji in Karatschi, | |
| der größten Stadt Pakistans. Gerade in diesem Fall ruckelt es jetzt jedoch | |
| erheblich. | |
| Die deutsche Frauenrechtsorganisation Femnet und das Europäische Zentrum | |
| für Verfassungs- und Menschenrechte (ECCHR), die die Gewerkschaft | |
| unterstützen, machen KiK und Mount Fuji diverse Vorwürfe. Das Management | |
| des Lieferanten habe beispielsweise versucht, eine ihm genehme | |
| Beschäftigten-Vertretung in der Fabrik zu installieren. | |
| Mitarbeitende, die das kritisierten, seien entlassen worden. Auch | |
| LeiharbeiterInnen seien gefeuert worden, obwohl ihnen das Unternehmen laut | |
| Gesetz feste Arbeitsverträge habe anbieten müssen. Insgesamt habe KiK nicht | |
| genug unternommen, um seinen Zulieferer zur Umsetzung der Vereinbarung mit | |
| der Gewerkschaft zu drängen, bemängelt Juristin Annabell Brüggemann vom | |
| ECCHR. | |
| ## KiK weist Vorwürfe zurück | |
| Der Textilhändler, der seinen Sitz im nordrhein-westfälischen Bönen hat, | |
| weist die Anschuldigungen zurück. „Zwei unabhängige Audits“ – | |
| Untersuchungen durch externe Kontrolleure – „bestätigten die Vorwürfe geg… | |
| unseren Zulieferer Mount Fuji nicht“, sagt KiK-Manager Ansgar Lohmann. Nun | |
| wolle man zusätzlich einen KiK-Mitarbeiter in die Firma schicken, um die | |
| Sache noch einmal zu untersuchen. | |
| Der deutsche Konzern ist aber der Ansicht, dass die Lieferanten und | |
| Gewerkschaften ihre Probleme auch selbst lösen müssten. Die Idee orientiert | |
| sich an der [2][hiesigen sogenannten Sozialpartnerschaft]. Diese | |
| funktioniere aber in Pakistan nicht, argumentieren KritikerInnen. | |
| Gewerkschaften würden unter Druck gesetzt, und die NTUF habe noch immer | |
| keinen freien Zugang zur Fabrik. | |
| Grundsätzlich stellen die [3][von KiK inspirierten Abkommen] zwischen | |
| Lieferanten und Gewerkschaften einen erheblichen Fortschritt dar – wenn sie | |
| umgesetzt werden. Die Firma ist in dieser Hinsicht ein Vorreiter der | |
| Branche. Die Verträge sollen beispielsweise sicherstellen, dass die | |
| Beschäftigten der Zulieferer den gesetzlichen Mindestlohn, eine Kranken- | |
| und Unfallversicherung, Überstunden- und Feiertagszuschläge, 24 Tage | |
| bezahlten Urlaub und bezuschusstes Kantinenessen erhalten. | |
| Trotz der augenblicklichen Probleme will das Unternehmen den Prozess | |
| fortsetzen. „Wenn NTUF die Zusammenarbeit aufkündigt, müssen wir | |
| Kooperationen mit anderen Gewerkschaften suchen“, sagt KiK-Bereichsleiter | |
| Lohmann. Interessenten gäbe es durchaus. „Unsere Türe bleibt aber offen“, | |
| betont Lohmann, „die Arbeitsverhältnisse in Pakistan zu verbessern, ist | |
| kein Sprint, sondern ein Marathon“. | |
| Dem Gewerkschaftsverband und seinen Partnerorganisationen legt der | |
| KiK-Manager nahe, eine offizielle Beschwerde beim Bundesamt für Wirtschaft | |
| einzureichen. Die Behörde kontrolliert Verstöße gegen das | |
| Lieferkettengesetz und kann auch Strafen verhängen. ECCHR und Femnet haben | |
| noch nicht entschieden, ob sie diesen Weg gehen wollen. | |
| 1 Jul 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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