Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Deal zwischen USA und Philippinen: Afghanen-Transit nach Manila
> Die Philippinen erklären sich bereit, für die USA ehemalige afghanische
> Ortskräfte temporär aufzunehmen. Dort sollen sie auf ihre Visaanträge
> warten.
Bild: Evakuierung von Ortskräften im August 2021 in Kabul. Jetzt soll es einen…
BERLIN taz | In dürren Erklärungen haben die USA und die Philippinen am
Montagabend bekannt gegeben, dass beide Regierungen die vorübergehende
Aufnahme ehemaliger afghanischer Ortskräfte der USA in dem
südostasiatischen Inselstaat vereinbart haben. „Die US-Regierung
unterstützt notwendige Dienstleistungen für diese Afghanen, die temporär in
den Philippinen sind, einschließlich Nahrung, Unterkunft, Sicherheit,
medizinische Versorgung und Transport, um ihre Visaanträge zum Abschluss zu
bringen“, heißt es gleichlautend [1][in den beiden] [2][Erklärungen].
Zahlen werden nicht genannt.
Laut dem investigativen philippinischen Webportal [3][Rappler] und der
[4][Washington Post] geht es um zunächst 150 bis 300 ehemalige afghanische
Ortskräfte samt Familien, die bis August 2021 für das US-Militär am
Hindukusch gearbeitet haben. Diese erste Gruppe soll außerhalb der
Hauptstadt Manila in einer Unterkunft untergebracht werden, die nur zum
Besuch der US-Botschaft verlassen werden darf. Die Vereinbarung ist ein
Versuchsballon: Gibt es keine Probleme, ist der Transit weiterer Afghanen
möglich.
Der Regierung der Philippinen, die bis 1946 eine US-Kolonie waren, war es
wichtig, Washington keinen Blankoscheck zu geben und die Kontrolle zu
behalten. In Anerkennung der philippinischen Souveränität und aus Sorge um
die Sicherheit im Inselstaat, wo Islamisten die Regierung seit Jahrzehnten
bekämpfen, müssen die Afghanen zunächst ein Visum für das Land beantragen.
Das gilt aber nur für 59 Tage. Was aber mit Afghanen in den Philippinen
geschieht, die dann nicht das erhoffte US-Sondervisum bekommen, ist offen.
Unklar ist auch, wo genau sich eigentlich die mutmaßlichen afghanischen
Nutznießer der neuen Regelung derzeit noch aufhalten und ob sie bei
Ablehnung dorthin wieder zurückkönnen.
Laut Washington Post haben die USA nach ihrem Abzug aus Afghanistan mehr
als 160.000 Afghanen aufgenommen, teilweise über Transitstationen in Qatar
und Albanien. Weitere zehntausende Afghanen sollen auf US-Zusagen warten.
Unter dem damals neu ins Amt gekommenen Präsidenten Marcos jr. wurden die
Philippinen im Jahr 2022 erstmals von Washington für den Transit von bis zu
50.000 Afghanen angefragt. Marcos war inzwischen vier Mal in Washington und
leitete eine Kehrtwende in Manilas Außenpolitik ein.
## Auch Kamala Harris beteiligt
Sein Vorgänger Rodrigo Duterte hatte ursprünglich stark auf China gesetzt.
Doch erfüllten sich die wirtschaftlichen Hoffnungen nicht, vielmehr
versuchte Peking immer unverhohlener, seine international nicht anerkannten
Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer gegenüber den Philippinen und
anderen durchzusetzen. Marcos jr. wandte sich dann, in Anlehnung an seinen
Vater, den Diktator Ferdinand Marcos, wieder Washington zu und erweiterte
die Einsatzmöglichkeiten des US-Militärs in dem Archipel. Seitdem werden
die Philippinen auch von Washington aufgerüstet.
Der Transitdeal, der laut Washington Post auch auf US-Vizepräsidentin
Kamala Harris zurückgehen soll, ist entsprechend als Entgegenkommen von
Marcos zu werten. Wenig verwunderlich ist, dass die in Opposition zu ihm
stehende Vizepräsidentin Sara Duterte, [5][die Tochter seines Vorgängers],
den Deal mit Washington ablehnt.
Die Philippinen haben durchaus eine Geschichte der temporären Aufnahme von
Flüchtlingen. So nahmen sie von 1937 bis 1941 1.200 Juden aus Deutschland,
Österreich und Schanghai auf, nach 1975 30.000 vietnamesische Boat People.
Beide Gruppen reisten später in andere Länder aus, vielfach in die USA.
20 Aug 2024
## LINKS
[1] https://dfa.gov.ph/dfa-news/statements-and-advisoriesupdate/35298-dfa-state…
[2] https://www.state.gov/on-the-u-s-philippine-agreement-regarding-the-process…
[3] https://www.rappler.com/philippines/united-states-deal-afghanistan-processi…
[4] https://www.washingtonpost.com/national-security/2024/08/19/afghanistan-all…
[5] /Familienclans-auf-den-Philippinen/!6025389
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
USA
Philippinen
Ferdinand Marcos
Ortskräfte
Social-Auswahl
Philippinen
Philippinen
Philippinen
Sexualisierte Gewalt
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Memes
## ARTIKEL ZUM THEMA
Verantwortung für „Anti-Drogen-Krieg“: Ex-Präsident Rodrigo Duterte verha…
Die Regierung der Philippinen vollstreckt den Haftbefehl des
Internationalen Strafgerichtshofs gegen Duterte wegen Verbrechen gegen die
Menschlichkeit.
Machtkampf in den Philippinen: Die Vizepräsidentin will den Präsidenten ermor…
Sara Duterte erklärt, den Auftrag erteilt zu haben, Ferdinand Marcos Jr.,
seine Frau und seinen Cousin umzubringen, falls sie getötet werden sollte.
Clanpolitik in den Philippinen: Rodrigo Duterte plant Comeback
Der philippinische Ex-Präsident, dessen Anti-Drogenkrieg Tausende zum Opfer
fielen, will wieder Bürgermeister der Millionenstadt Davao werden.
Aufregung um Sektenführer: „Gottes Sohn“ geht in den Knast
In den Philippinen wurde ein Sektenführer wegen mutmaßlicher Sexualdelikte
festgenommen. Er ist ein guter Freund von Ex-Präsident Rodrigo Duterte.
Afghanistan unter den Taliban: Einreiseverbot für Menschenrechte
Die Taliban verweigern dem UN-Sonderberichterstatter zur Menschenrechtslage
in Afghanistan die Einreise. Ihre Sittenpolizei zeigt ein brutales Bild.
Afghanistan-Aufnahmeprogramm: Ampel spart an Humanität
Die Bundesregierung will die Aufnahme von gefährdeten Afghan*innen
abwickeln. Am Jahrestag des Abzugs äußern NGOs scharfe Kritik an den
Plänen.
Ralf Stegner über Afghanistan-Einsatz: „Stellten Bürokratie über Humanitä…
Drei Jahre nach dem Abzug der Nato spricht der Leiter des
Afghanistan-Untersuchungsausschusses über Ignoranz und Fehler. Bald soll
Merkel vor dem Gremium aussagen.
Social-Media-Trend „Budots“: Sound der philippinischen Straße
Ein Tanzstil erobert aktuell Tiktok. Egal ob Buchhandlung oder
US-Politikerin: Alle tanzen mit. Woher „Budots“ kommt, wissen die
wenigsten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.