# taz.de -- Clanpolitik in den Philippinen: Rodrigo Duterte plant Comeback | |
> Der philippinische Ex-Präsident, dessen Anti-Drogenkrieg Tausende zum | |
> Opfer fielen, will wieder Bürgermeister der Millionenstadt Davao werden. | |
Bild: Rodrigo Duterte im Jahr 2018. Er hält für die Fotografen ein Sturmgewehr | |
Berlin taz | Der 79-jährige Rodrigo Duterte will es doch noch einmal | |
wissen: Am Montag hat er seine Unterlagen bei der philippinischen | |
Wahlbehörde Comelec zur Kandidatur bei den nächsten Wahlen im Mai 2025 | |
eingereicht. Er will wieder Bürgermeister der südlichen Großstadt Davao | |
City in Mindanao werden. | |
Diesen Posten hatte der populistische Machtpolitiker mit dem losen Mundwerk | |
schon mehr als 20 Jahre inne gehabt, bevor er 2016 zum Präsidenten des | |
Landes gewählt wurde. Im Juni 2024 endete seine Amtszeit als Präsident. Die | |
Stadt Davao, mit 1,8 Millionen Einwohnern die flächenmäßig größte Stadt des | |
Landes und von der Bevölkerung her die drittgrößte, ist die Machtbasis des | |
Duterte-Clans. | |
Laut Verfassung darf Rodrigo Duterte nicht erneut für eine sechsjährige | |
Amtszeit als Präsident kandidieren. Einer Bewerbung für den | |
Bürgermeisterposten, den er schon sieben Mal inne hatte, steht aber nichts | |
entgegen. Bisher hatte sich der in Umfragen immer noch beliebte Duterte | |
selbst als zu alt für ein politisches Amt auf nationaler Ebene, etwa als | |
Senator, erklärt. | |
Doch jetzt ließ er durchblicken, dass er sich die meiste Zeit nur vor dem | |
Fernseher langweile oder Zeitung lese. Seine Frau schaue ihn vorwurfsvoll | |
an, wenn sie abends nach Hause komme. „Was soll ich machen?“, sagt Duterte | |
laut der Tageszeitung [1][Philippine Daily Inquirer]. | |
## Davao-City ist seit 30 Jahren Machbasis des Duterte-Clans | |
Noch ist sein Sohn Sebastian Bürgermeister von Davao. Er soll dann bei den | |
Halbzeitwahlen im Mai zugunsten seines Vaters abtreten und nur noch als | |
dessen Stellvertreter kandidieren. | |
Dutertes Tochter Sara ist derzeit Vizepräsidentin des Landes. Auch sie war | |
schon sowohl Bürgermeisterin als auch Vizebürgermeisterin von Davao. Im | |
Juli ist sie jedoch nach einem Zerwürfnis mit Staatspräsident Ferdinan | |
Marcos Jr als Bildungsministerin zurück- und damit aus dessen Kabinett | |
ausgetreten. | |
Damit wurde der [2][Bruch zwischen den Familienclans der Marcos', die aus | |
dem Norden stammen, und den südlichen Dutertes] unübersehbar. Sie hatten | |
sich für die Wahlen 2022 zusammengeschlossen und diese mit einer | |
populistischen Kampagne deutlich gewonnen. | |
Marcos war es dabei mithilfe von Duterte gelungen, die Verbrechen unter der | |
Diktatur seines Vaters (1972 bis 1986) als goldene Zeit zu verklären. Nach | |
einem friedlichen Volksaufstand in Kombination mit einem Militärputsch war | |
die Familie Marcos ins US-Exil geflohen. | |
## Duterte drohen Ermittlungen wegen Anti-Drogen-Krieg | |
Inzwischen versucht der Marcos Clan, Macht und Einfluss der Dutertes | |
zurückzudrängen. Diese halten dagegen. Sara Duterte sprach selbst davon, | |
dass ihr ein Amtsenthebungsverfahren als Vizepräsidentin drohe. Dafür macht | |
sie den Parlamentspräsidenten Martin Romualdez verantwortlich, dem | |
Ambitionen als Staatsoberhaupt nachgesagt werden. Er ist einen Cousin von | |
Präsident Marcos. | |
Romualdez hatte auch schon parlamentarische Ermittlungen gegen Rodrigo | |
Duterte eingeleitet wegen dessen Anti-Drogenkrieg. In dem wurden | |
Schätzungen zufolge zwischen 6.000 und 30.000 Menschen von der Polizei wie | |
von Todesschwadronen getötet, angeblich, weil sie in Drogenhandel | |
verwickelt waren. | |
Das „Labor“ für diese Horrorkampagne extralegaler Hinrichtungen war Davao | |
gewesen, wo unter Vater Duterte bereits rund eintausend angebliche Dealer | |
getötet worden waren. Wie später auf nationaler Ebene blieben Ermittlungen | |
so gut wie immer ergebnislos, wenn denn überhaupt ermittelt wurde. Das | |
Drogenproblem blieb hingegen bestehen. | |
Unter Präsident Duterte zogen sich die Philippinen aus dem Internationalen | |
Strafgerichtshof (ICC) zurück, als dieser gegen ihn zu ermitteln begann. | |
Doch das droht weiterhin, zumal Duterte inzwischen die Protektion der | |
Marcos-Regierung verloren hat. Dabei gehen die extralegalen Hinrichtungen | |
auch unter Marcos weiter, wenn auch in geringerem Maß. | |
## „Überlebenskampf der Duterte-Dynastie“ | |
Dutertes Kandidatur dürfte in Wirklichkeit weniger mit Langeweile beim | |
Fernsehen und den Blicken seiner Frau zu tun haben als mit dem Versuch, | |
sich juristisch Zeit zu kaufen und zugleich seine Machtbasis zu | |
mobilisieren und zu festigen. | |
„Es ist ein Kampf um das Überleben der Duterte Dynastie,“ schrieb das | |
Webportal [3][Rappler] der Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa über | |
seine Kandidatur. Diese sei ein „Test der Dynastie“. | |
Zugleich zeigte der Ex-Präsident, dass er dort weitermachen will, wo | |
aufgehört hatte. Am Abend, bevor er seine Kandidatur offiziell einreichte, | |
droht er erneut damit, dass er Drogendealer töten werde. | |
8 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.inquirer.net/416493/ex-president-rodrigo-duterte-runs-again-for… | |
[2] /Familienclans-auf-den-Philippinen/!6025389 | |
[3] https://www.rappler.com/philippines/elections/rodrigo-duterte-aims-davao-co… | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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