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# taz.de -- Wahlkampf in Brandenburg: Woidke geht ins Risiko
> Die Brandenburger SPD setzt ganz auf ihren Spitzenkandidaten. Wenn die
> SPD nicht vor AfD und CDU liegt, ist Dietmar Woidke weg. Wer könnte ihm
> folgen?
Bild: Brandenburg braucht Größe: Im Falle von Dietmar Woidke sind es 1,92 Met…
Berlin taz | Das war eine Ansage. „Mein Ziel ist es, gegen die AfD zu
gewinnen – und wenn ich gegen die AfD verliere, bin ich weg“, sagte
Brandenburgs Ministerpräsident und SPD-Spitzenkandidat Dietmar Woidke bei
der Vorstellung der Plakatkampagne am Donnerstag in Potsdam. „Ich werde
nicht mit irgendjemandem rumverhandeln, wenn ich auf dem zweiten oder
dritten Platz gelandet bin.“
Alles oder nichts. So lautet also die Devise des 62-Jährigen. Damit hat er
bereits bei der Landtagswahl 2019 die AfD auf den letzten Metern überholt.
Am Ende landete Woidkes SPD bei 26,2 Prozent. Die AfD, die lange Zeit in
Umfragen vor der SPD gelegen hatte, musste sich mit 23,5 Prozent und Platz
zwei begnügen.
Dass sich Woidke ausrechnet, auch bei der Wahl am 22. September wieder an
der AfD vorbeiziehen zu können, hat mit seinen guten persönlichen
Umfragewerten zu tun. [1][Laut jüngstem Brandenburg-Trend] sind 55 Prozent
der Befragten mit der Arbeit des Ministerpräsidenten zufrieden. Nur 33
Prozent sagten das Gegenteil. Woidke ist damit der einzige Spitzenkandidat,
der mehr Zustimmung als Ablehnung erfährt.
Die Werte seiner Herausforderer liegen weit unter denen von Woidke. Jan
Redmann von der CDU kommt nur auf 16 Prozent, ein Wert, der noch vor seiner
Alkoholfahrt auf einem Elektroroller gemessen wurde. Der
AfD-Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt liegt bei 9 Prozent. Die Grüne
Antje Töpfer liegt – ebenso wie Sebastian Walter von der Linken – bei 11
Prozent. BSW-Spitzenkandidat Robert Crumbach kommt auf 7 Prozent.
„Wer Woidke will, wählt SPD“: Dieser Spruch ist schon seit Tagen
flächendeckend in Brandenburg plakatiert. Dass die SPD nun ganz auf den
Bonus des Amtsinhabers setzt, hat auch damit zu tun, dass sich Woidkes
Beliebtheit nicht zwangsläufig in Stimmen für die SPD niederschlägt.
[2][Laut der aktuellen Umfrage von Insa] liegt die SPD mit 19 Prozent nur
auf Platz zwei und auch nur einen Prozentpunkt vor der CDU. Die AfD führt
mit 23,6 Prozent. Das BSW kommt demnach auf 16,6 Prozent, die Grünen liegen
bei 7 Prozent. Woidke müsste bis zu den Wahlen in sieben Wochen also noch
fast 5 Prozentpunkte aufholen.
## Wer würde nachfolgen?
Die Strategie, alles auf eine Karte zu setzen, birgt natürlich auch
Risiken. Was ist, wenn die SPD hinter der AfD, aber vor der CDU und dem BSW
liegt? Was, wenn es zu einer Fortsetzung der bisherigen Koalition mit CDU
und Grünen reichen würde? Wer würde die Koalitionsverhandlungen führen,
wenn sich Woidke in den politischen Ruhestand begibt?
Seine Nachfolge hat Woidke, der das Land seit elf Jahren regiert, bislang
nicht geregelt. Gut möglich, dass in der SPD nach dem 22. September ein
interner Machtkampf ausbricht. Immer wieder als Nachfolger genannt werden
Finanzministerin Katrin Lange, Fraktionschef Daniel Keller und
Kultusministerin Manja Schüle.
[3][Letztere soll es sich Medienberichten zufolge mit Woidke verscherzt
haben], als sie sich nach dem Rücktritt von SPD-Bildungsministerin Britta
Ernst weigerte, ihre Nachfolge anzutreten. Doch die Distanz könnte auch ein
Vorteil sein, könnte sie sich doch nach dem 22. September als echte
Alternative für einen Neuanfang ins Spiel bringen.
Darüber hinaus hat Schüle die Gründung der Universitätsmedizin in Cottbus
äußerst erfolgreich über die Bühne gebracht. Eine Erfolgsbilanz, die Katrin
Lange, die ohnehin immer wieder mit Forderungen nach einem Ende der
Sanktionen gegen Russland von sich reden macht, nicht vorweisen kann.
Mit seiner Strategie versucht Woidke auch, die Erfolge Brandenburgs in den
letzten Jahren persönlich für sich zu vereinnahmen. Mit einer
Arbeitslosenquote von 6,1 Prozent steht das Land gut da, mit der Ansiedlung
von Tesla ist die Wirtschaft dynamisch gewachsen, der Strukturwandel in der
Lausitz kommt voran. „Wir waren sieben Jahre lang immer unter den Top drei
beim Wirtschaftswachstum in Deutschland“, sagte Woidke auf einer
Wahlkampfveranstaltung.
Vor allem die Grünen müssen nun befürchten, dass ihre Wählerinnen und
Wähler vor der unangenehmen Frage stehen: Woidke wählen und die AfD alt
aussehen zu lassen? Oder das Kreuz bei Grün machen, damit bei einer
künftigen Koalition auch Klimapolitik eine Rolle spielt?
Kritik an Woidkes Kurs kam vor allem von der Linkspartei. „Wer tatsächlich
Ministerpräsident werden will, muss Verantwortung übernehmen, gerade in
diesen für alle demokratischen Kräfte so schwierigen Zeiten“, sagte
Linksfraktionschef Sebastian Walter. „Nicht nur, wenn ihm die Ergebnisse
passen.“ „Woidke ist verzweifelt und setzt alles auf eine Karte“, sagte d…
AfD-Landesvorsitzende René Springer.
Angesichts schlechter Umfragewerte der SPD im Bund bauen die Brandenburger
Sozialdemokraten nicht unbedingt auf Besuch von Kanzler Olaf Scholz oder
anderen Promis. „Wir brauchen keine geborgte Prominenz aus anderen
Bundesländern oder aus der Bundesebene“, sagte Woidke.
2 Aug 2024
## LINKS
[1] https://www.rbb24.de/politik/wahl/Landtagswahl/2024/brandenburg-trend-sonnt…
[2] https://dawum.de/Brandenburg/
[3] https://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/wahl-2024-in-brandenburg-woidke-…
## AUTOREN
Uwe Rada
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