# taz.de -- Misstrauensantrag in Bremen überstanden: Bildungssenatorin macht w… | |
> Bremens CDU findet, dass alles immer schlechter wird und macht dafür | |
> Senatorin Sascha Aulepp verantwortlich. Diese übersteht einen | |
> Misstrauensantrag. | |
Bild: Misstrauensvotum der CDU überstanden: Bremens Bildungssenatorin Sascha A… | |
Bremen taz | Am Ende flehte Frank Imhoff die Abgeordneten der Bremischen | |
Bürgerschaft an. „Gehen Sie dem rhetorischen Geschick des Bürgermeisters | |
nicht auf den Leim!“, warb der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag am | |
Montag dafür, deren Antrag zuzustimmen und die Bremer Bildungssenatorin | |
Sascha Aulepp abzuwählen. | |
Die Stimmen der Opposition aus CDU, FDP, Bündnis für Deutschland und zwei | |
weiteren parteilosen Rechtspopulisten reichten dafür nicht aus. Deshalb | |
versuchte Frank Imhoff, Abgeordnete des rot-grün-roten Regierungslagers zu | |
überzeugen, die SPD-Senatorin abzusägen. Als einziger Redner ging er drei | |
Mal ans Pult. Es half nichts. Am Ende stimmten in geheimer Abstimmung 46 | |
Parlamentarier:innen gegen den Misstrauensantrag, 36 dafür, drei | |
enthielten sich. | |
Das vom CDU-Fraktionsvorsitzenden [1][bewunderte „rhetorische Geschick“] | |
von Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) kann dafür nicht | |
ausschlaggebend gewesen sein. Denn der tat nichts anderes als seine | |
Vorredner:innen, sprach von „unseren Kindern“, um deren Wohl es doch gehen | |
müsse und garnierte seine Rede mit allerlei Zahlen, die seine Position | |
unterstreichen sollten. „2.000 neue Kitaplätze in drei Jahren! Sechs neue | |
Schulen mit 60 neuen Klassen!“ | |
Vielleicht tat er dies etwas salbungsvoller als die Abgeordneten aus dem | |
Plenum, aber inhaltlich waren die Reden der Fraktionsvorsitzenden von | |
Grünen – Henrike Müller – und Linken – Sofia Leonidakis – sehr viel | |
überzeugender. | |
Ach ja, die Inhalte. Als Zuhörerin der zweistündigen | |
Parlaments-Sondersitzung fragte man sich, worum es eigentlich ging bei dem | |
Abwahl-Antrag der CDU, dem die Lokalmedien Weser Kurier und Radio Bremen | |
schon vor der Debatte zugestimmt hatten. Angekündigt hatte die größte | |
Oppositionsfraktion ihn schon im Mai, aber gestellt erst vor zwei Wochen, | |
nachdem die Bildungssenatorin Sascha Aulepp [2][Ende Juli eine | |
Haushaltssperre verhängt hatte] – nur einen Monat, nachdem der Etat | |
beschlossen worden war. | |
Offenbar viel zu niedrig war dieser für den Bereich Kinder und Bildung | |
angesetzt worden, das veranschlagte Geld für Energiekosten bereits im | |
Sommer ausgegeben, wie der CDU-Fraktionsvorsitzende süffisant anmerkte: | |
„Junge, Junge, Junge, wer rechnet denn da?!“ | |
Diese Frage stellten sich auch einige, wenn nicht alle Abgeordneten der | |
Regierungsfraktionen, von denen einige hinter vorgehaltener Hand der taz | |
sagten, die Finanzplanung im Bremer Bildungsressort sei unprofessionell, | |
wenn nicht chaotisch. Sogar der Fehlbetrag soll Informationen von Radio | |
Bremen zufolge mit 150 Millionen Euro zunächst drei Mal so hoch | |
veranschlagt worden sein wie er tatsächlich ist. | |
„Es hat Fehler bei der Haushaltsaufstellung gegeben“, räumte dann auch | |
Regierungschef Andreas Bovenschulte am Montag im Landtag ein. Nur welche | |
genau? Das will die Bildungssenatorin am Freitag im Haushalts- und | |
Finanzausschuss verraten. | |
Doch zum finanziellen Missmanagement des von Aulepp verantworteten | |
Bildungsressorts kam der CDU-Fraktionsvorsitzende Imhoff erst am Ende | |
seiner ersten Redezeit. Zuvor hatte er eine Viertelstunde die | |
Bildungspolitik der Koalition kritisiert und Sascha Aulepp persönlich dafür | |
verantwortlich gemacht, dass in den drei Jahren ihrer Amtszeit „alles immer | |
schlechter geworden ist“. | |
## Bremen Schulen schneiden schlecht ab | |
Wie schlecht die Schulen seien, würde Bremen „in vielen Tests immer wieder | |
bestätigt“, es fehlten Kita-Plätze (aktuell 1.300), zu viele junge Menschen | |
verließen die Schule ohne Abschluss (700). Um hier gegenzusteuern, brauche | |
es eine „professionelle Führung“, „den besten Senator oder die beste | |
Senatorin, den oder die es in diesem Land gibt“, dann würde Bremen auch | |
wieder an „Ausstrahlung“ gewinnen. | |
Nur: Weder Frank Imhoff noch sein FDP-Pendant Thore Schäck konnten | |
erklären, wie die Führungsqualitäten Sascha Aulepps die von ihnen | |
diagnostizierten Missstände produziert haben sollen. Und warum ihre Kritik | |
nicht besser in einer Debatte über die rot-grün-rote Bildungspolitik | |
aufgehoben wäre. Oder in einer Pressemitteilung. | |
12 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
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