# taz.de -- Mobilitätsdatengesetz kommt voran: Wissen, wie voll der Bus ist | |
> Noch vor der Sommerpause soll das Mobilitätsdatengesetz durchs Kabinett. | |
> Verbraucherschützer:innen mahnen zur Nachbesserung bei den Details. | |
Bild: Bus, Bahn oder Carsharing sollen künftig anbieterübergreifend digital g… | |
Berlin taz | Die Pläne der Bundesregierung für ein | |
[1][Mobilitätsdatengesetz] nehmen Form an: Der Entwurf solle noch vor der | |
Sommerpause ins Kabinett kommen, sagte ein Sprecher des | |
Bundesverkehrsministeriums auf taz-Anfrage. Das Gesetz ist einer der | |
Bausteine für die Verkehrswende. Es soll unter anderem dazu beitragen, dass | |
Bürger:innen schneller und einfacher ÖPNV-Verbindungen und | |
Verkehrsmittel wie Carsharing-Fahrzeuge oder E-Roller finden und Tickets | |
kaufen können – auch ohne dabei mehrere Apps oder Webseiten nutzen zu | |
müssen. | |
Bereits vor einem Jahr hatte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) ein | |
[2][Eckpunktepapier] vorgelegt. Das war in weiten Bereichen noch vage und | |
sah nur ein paar konkrete Punkte vor. Dazu gehört unter anderem, dass | |
bereitgestellte Daten „offen, ohne Registrierung zugänglich und | |
grundsätzlich kostenlos“ zugänglich sein müssen. Verkehrsunternehmen sollen | |
dazu verpflichtet werden, Daten über die Auslastung ihrer Busse oder Bahnen | |
bereitzustellen – allerdings nur dann, wenn sie diese auch erheben. Es soll | |
eine Behörde bestimmt werden, die Beschwerden entgegennimmt und Verstöße | |
gegen die Vorgaben sanktioniert. | |
Ursprünglich sollte nach dem Eckpunktepapier bis Jahresende ein | |
Referentenentwurf des Verkehrsministeriums folgen. Doch dem erging es wie | |
der Bahn – er bekam ordentlich Verspätung. Erst im Mai wurde er fertig. | |
Dass das Gesetz noch in diesem Jahr verabschiedet wird, ist also eher | |
unwahrscheinlich. | |
Einer der Konflikte ist beispielsweise die Bereitstellung von Echtzeitdaten | |
zur Auslastung des öffentlichen Nahverkehrs. | |
Verbraucherschützer:innen halten diese für zentral, um die | |
Nutzbarkeit des ÖPNV für Bürger:innen zu verbessern. Verkehrsunternehmen | |
wehren sich aber gegen eine Pflicht. Sie argumentieren mit zusätzlichem | |
Aufwand und Geschäftsgeheimnissen. Das Verkehrsministerium plante daher | |
bislang nur eine Pflicht zur Bereitstellung von Auslastungsdaten, wenn | |
diese ohnehin erhoben werden. | |
## Was gilt für Autofahrer:innen? | |
„Das Mobilitätsdatengesetz ist überfällig“, sagt Marion Jungbluth, | |
Mobilitätsexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Es sei | |
ein wichtiger Schritt, damit Bus, Bahn oder Carsharing künftig | |
anbieterübergreifend digital gebucht und bezahlt werden können. Sie | |
fürchtet, dass das Verkehrsministerium den Interessen der Branche nachgeben | |
könnte. „Die Bereitstellungspflicht für Mobilitätsdaten darf nicht | |
aufgeweicht werden, wie es Verkehrsunternehmen und Wirtschaft teilweise | |
fordern. Das würde Innovation verhindern.“ | |
Und auch beim Umgang mit Daten von Privatfahrzeugen sieht Jungbluth | |
Nachbesserungsbedarf. Denn aktuelle Fahrzeuggenerationen erheben eine | |
Vielzahl an Daten: von Sitzeinstellungen über das Fahrverhalten bis zu den | |
Gurtstraffungen, die auf abruptes Bremsen hindeuten. Momentan haben die | |
Hersteller der Fahrzeuge den Zugriff auf diese Daten und geben diese nur in | |
ausgewählten Situationen weiter, zum Beispiel an Behörden oder | |
Versicherungen nach einem Unfall. | |
Selbst technisch und juristisch versierte Nutzer:innen scheitern in der | |
Regel daran, an diese Daten heranzukommen. Das hat etwa die | |
Computerzeitschrift c't vor zwei Jahren in einem Test gezeigt. Hier fordert | |
Jungbluth Änderungen: „Das Mobilitätsdatengesetz muss den Zugriff auf | |
Fahrzeugdaten regeln, sonst behalten die Fahrzeughersteller faktisch die | |
Hoheit über Daten, die den Verbraucher:innen gehören.“ | |
Gleichzeitig sei es wichtig, dass im Gesetz Anforderungen an eine | |
Anonymisierung von Mobilitätsdaten gestellt werden – und so wenig | |
personenbezogene Daten wie möglich erhoben werden. Das kann etwa dann | |
relevant werden, wenn in PKWs eingebaute Kameras Aufschluss über den | |
Zustand von Straßen geben könnten. Oder wenn der Verkehrsverbund Daten zur | |
Auslastung der Fahrzeuge erhebt. Privatsphärefreundlich würde das etwa mit | |
Lichtschranken geschehen anstatt mit Methoden, die Fahrgäste tracken. | |
6 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Nutzung-von-Mobilitaetsdaten-im-Nahverkehr/!5952695 | |
[2] https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/K/eckpunkte-mobilitaetsdatengeset… | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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