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# taz.de -- Angriff auf Journalistin: Fäuste gegen Fakten
> Die Klimajournalistin Melita Vrsaljko arbeitet für die NGO Faktograf, die
> Fake News überprüft. Nun wurde sie in Kroatien attackiert.
Bild: Sieht mehr, als manchen lieb ist
Die kroatische Journalistin Melita Vrsaljko ist bei Recherchen zu einer
illegalen Mülldeponie nahe der Stadt Zadar an zwei Tagen in Folge
körperlich angegriffen worden.
Am vergangenen Montag wurden Vrsaljko und ihr Kameramann bei Dreharbeiten
in der Kleinstadt Nadin attackiert, geschlagen und ihre Ausrüstung wurde
zerstört. Am Dienstag drang eine Frau in Vrsaljkos Haus ein, schlug und
würgte die Filmemacherin und versuchte sie mit Gewalt zu zwingen, die
Aufnahmen vom Angriff am Vortag zu löschen. Sie ließ Vrsaljko zufolge erst
von ihr ab, als sie ihr in den Finger biss.
Melita Vrsaljko arbeitet als Klimajournalistin bei der Fact-Checking-NGO
[1][Faktograf] in Zagreb. Bei den Angreifern handelt es sich nach Angaben
von Faktograf um den Vater und die Schwester eines lokalen Politikers der
nationalkonservativen Partei HDZ.
Faktograf ist eine NGO, die unter anderem für den Tech-Konzern Meta
arbeitet und von Facebook-Nutzer:innen gemeldete Inhalte auf mögliche Fake
News überprüft. Die Mitarbeiter:innen von Faktograf sind deshalb seit
Langem Bedrohungen und Angriffen auch von Politiker:innen ausgesetzt.
Physische Gewalt gab es dabei aber bisher nicht.
## Körperliche Verletzungen, Drohungen
Die in Zagreb ansässige Organisation ist ein Kooperationspartner der taz in
einem seit 2022 gemeinsam mit dem International Press Institute in Wien
laufenden Rechercheprojekt zu [2][Desinformationskampagnen.]
Im März 2024 hatte Faktograf ein Klimaportal gestartet, für das die nun
angegriffene Melita Vrsaljko verantwortlich ist.
„Ziel beider Angriffe war es, Vrsaljko an ihrer journalistischen Arbeit zu
hindern, sie einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen“, so ihre
Anwältin Vanji Jurić. Das hätten die Angreifer durch „körperliche
Verletzungen, Drohungen, Wegnahme ihrer Ausrüstung und Drohanrufe und
Nachrichten versucht.“
Der Angriff auf Vrsaljko zeige, „wie schwierig es ist, in kleinen Gemeinden
Journalismus zu betreiben, in denen lokale Sheriffs herrschen und glauben,
dass die Öffentlichkeit kein Recht hat zu erfahren, was sie tun“, sagte die
Geschäftsführerin von Faktograf, Ana Brakus.
Der europäische Fact-Checking-Verband EFCSN nannte den Vorfall „Teil eines
besorgniserregenden Trends von Drohungen und Belästigungen, die gegen
Faktenprüfer weltweit gerichtet sind.“
Faktenprüfer spielten eine „entscheidende Rolle, wenn es darum geht, den
öffentlichen Diskurs zu schützen und sicherzustellen, dass die Bürger mit
korrekten Informationen versorgt werden“, so das EFCSN. Das International
Press Institute in Wien schrieb, es verurteile den Angriff auf Vrsaljko
scharf und forderte die Behörden auf, den Vorfall schnellstmöglich zu
untersuchen. „Angriffe auf Journalisten dürfen nicht ungestraft bleiben“,
so das IPI.
2023 hatte Faktograf [3][eine Untersuchung] zu gezielter Desinformation und
Online-Gewalt gegen 41 europäische Fact-Checking-Organisationen vorgelegt.
In neun von zehn Fällen seien Verleumdungen, Hassreden und Angriffe wegen
ihrer Arbeit von Politiker:innen, Regierungsbeamten und Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens ausgegangen. Sieben von zehn der Befragten hätten
zudem Kampagnen erlebt, die unter anderem koordiniertes Verhalten wie
Stalking, Doxing oder geschlechtsspezifische Gewalt umfassten.
19 Jul 2024
## LINKS
[1] https://klima.faktograf.hr/
[2] https://ipi.media/decoding-disinformation-playbook/
[3] /Hass-gegen-Presse-in-Europa/!5925301
## AUTOREN
Christian Jakob
## TAGS
Schwerpunkt Pressefreiheit
Pressefreiheit in Europa
Kroatien
Desinformation
Schwerpunkt Klimawandel
Polizeigewalt
Kroatien
Pressefreiheit in Europa
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