# taz.de -- Nicht nur traute Einigkeit bei G7: Meloni gegen Passus zu Abtreibung | |
> Die Staaten der G7 sind sich einig bei den Ukraine-Hilfen und sagen | |
> Milliarden zu. Aber beim Thema Abtreibung werden die Unterschiede | |
> sichtbar. | |
Bild: Premiere beim G7-Gipfel: Der Papst kommt am Freitag nach Borgo Egnazia un… | |
Bari taz | Es war ein G7-Gipfel der Superlative, aber nicht der trauten | |
Einigkeit. Bereits im Vorfeld des Treffens in Apulien im Süden Italiens war | |
diskutiert worden, dass die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni | |
beim Thema Frauenrechte und Gesundheitsvorsorge nicht dem expliziten Recht | |
auf Abtreibung im Abschlusstext zustimmen wird. | |
Wie am Freitag kurz vor Ende des Gipfels bekannt wurde, führte genau dieses | |
Thema zum Streit. Beim letzten G7-Treffen in Hiroshima in Japan einigten | |
sich die Staatenlenker:innen der sieben wichtigsten Industrienationen | |
auf einen gemeinsamen Text im Themengebiet Gender, der explizit einen | |
sicheren und legalen Zugang zu Abtreibungen benennt sowie Vorsorge und | |
Unterstützung nach einer Abtreibung fordert. | |
In Borgo Egnazia, dem Treffpunkt der Staats- und Regierungsschef:innen, | |
wurde zwar laut einem Vorabentwurf auf die Erklärung in Japan vor rund | |
einem Jahr hingewiesen. Aber dann geht es um eine angemessene, leistbare, | |
allgemeine Gesundheitsversorgung für Frauen, die auch das Recht auf | |
sexuelle und reproduktive Gesundheit beinhaltet. Diese Formulierung würde | |
deutlich hinter dem Ergebnis von Hiroshima zurückfallen. Der Begriff | |
„Abtreibung“ ist nicht vorgesehen. | |
[1][Meloni ist Parteivorsitzende der postfaschistischen Fratelli d’Italia] | |
(FdI) und Anhängerin einer rechtskonservativen Familienpolitik. Meloni | |
selbst bezeichnet sich als Pro-Life-Unterstützerin, sie positioniert sich | |
gegen Abtreibungen. Erst im Frühjahr dieses Jahres konnte die FdI ein | |
Gesetz durchbringen, dass es Pro-Life-Aktivist:innen erlaubt, Zutritt zu | |
Abtreibungskliniken oder Einrichtungen zu bekommen, die Frauen in ihrer | |
Entscheidung unterstützen. Das Gesetz eröffnete auch erneut die Debatte um | |
Abtreibung generell in Italien. | |
## Mit Gottes Segen über KI sprechen | |
Als erste Regierungschefin hat Meloni zum G7-Gipfel in Italien Papst | |
Franziskus eingeladen. Das katholische Oberhaupt sprach mit den | |
Staatschef:innen über Migration, Krieg und Frieden sowie Künstliche | |
Intelligenz. Religion und Familie – beides sind Themen, die weit oben | |
stehen auf Melonis persönlicher wie politischer Agenda. Mit ihrer klaren | |
Haltung gegen Abtreibungen sind Papst und Meloni auf einer Linie. | |
Italienischen Medienberichten zufolge bedauerte Frankreichs Präsident | |
Emmanuel Macron die Haltung Melonis. Er respektiere aber diese Position und | |
verwies auf das Abtreibungsrecht in Frankreich, das in der Verfassung | |
verankert ist. Meloni warf Macron vor, den G7-Gipfel für den Wahlkampf zu | |
nutzen. [2][Nach dem Erfolg des Rassemblement National bei der Europawahl] | |
hatte Macron die Nationalversammlung aufgelöst und Neuwahlen für Ende Juni | |
angesetzt. | |
Außenpolitisch insbesondere in ihrer Position zur russischen Invasion in | |
der Ukraine waren sich die G7-Vertreter:innen aber schnell einig. Bereits | |
am Donnerstag erhielt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine | |
Zusage für Kredite in Höhe [3][von rund 50 Milliarden US-Dollar]. Diese | |
Summe soll auch mithilfe von Zinsen, die sich d[4][urch eingefrorene | |
russische Vermögen angehäuft haben], finanziert werden. Die USA wollen bei | |
den Kreditzusagen schnell vorpreschen, die größten Vermögensvolumen sind | |
auf Konten in Europa eingefroren. | |
Nun steht noch die technische Umsetzung der Kreditzusagen aus. Am Rande des | |
Gipfels unterzeichneten Selenskyj und US-Präsident Joe Biden zudem eine | |
Sicherheitsvereinbarung, die auf zehn Jahre angelegt ist. Darin ist sowohl | |
militärische, als auch zivile und politische Unterstützung vorgesehen. | |
Diplomat:innen zufolge geht es aber explizit nicht um ein Zeichen, das | |
ein möglicher Nato-Beitritt der Ukraine bald anstehen könnte. Solange ein | |
stabiler Frieden zwischen Russland und der Ukraine nicht in Sicht sei, sei | |
ein Beitritt zum Militärbündnis keine Option. | |
14 Jun 2024 | |
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## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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