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# taz.de -- Urteil gegen Juan Orlando Hernández: Narco-Präsident von Honduras
> Von 2014 bis 2022 war Juan Orlando Hernández Präsident von Honduras – und
> hat so beim Drogenschmuggel geholfen. Nun wurde er in den USA verurteilt.
Bild: Zu 45 Jahren Haft verurteilt: Juan Orlando Hernández, Ex-Präsident von …
Berlin taz | Es ist eine stattliche Strafe, zu der Honduras’ früherer
Präsident Juan Orlando Hernández am Mittwoch in New York verurteilt wurde.
Für 45 Jahre muss der heute 55-Jährige ins Gefängnis, 7,5 Millionen
US-Dollar Geldstrafe soll er außerdem zahlen. Der Vorwurf: Während seiner
zwei Amtszeiten soll er die staatlichen Strukturen ausgenutzt und umgebaut
haben, um den Schmuggel von mindestens 500 Tonnen Kokain aus Venezuela und
Kolumbien in die Vereinigten Staaten zu ermöglichen.
Dabei war der Politiker Juan Orlando Hernández – oder JOH, wie er oft nur
genannt wird – 2014 als enger Partner der USA im Kampf gegen die Drogen
angetreten, und als rechter Gegenentwurf zu Xiomara Castro. Die heutige
Präsidentin und Ehefrau des 2009 mit Hernández’ Unterstützung aus dem Amt
geputschten linken Präsidenten Manuel Zelaya hatte schon bei den Wahlen
2013 gegen Hernández kandidiert und in umstrittenen Wahlen knapp verloren.
Nur wenige Monate, nachdem Castro zwei Legislaturperioden später 2022 dann
endlich doch als Präsidentin vereidigt wurde, ist Hernández in Honduras
festgenommen worden. [1][Die Auslieferung an die USA folgte]. Dort war ein
Jahr zuvor bereits sein Bruder Juan Antonio Hernández wegen
Kokainschmuggels zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Hernández, dem während des Prozesses eine Vielzahl von Zeugen
bescheinigten, Honduras während seiner Amtszeit zum effizienten Narco-Staat
umgebaut zu haben, bestreitet die Vorwürfe bis heute. Es handele sich um
einen rein politischen Prozess, bekundete er ein ums andere Mal, und die
Zeugen – viele davon ebenfalls der Verwicklung in den Drogenhandel
angeklagt – wollten durch ihre Aussagen lediglich ihr eigenes Strafmaß
senken. Er selbst sei Opfer eines groß ausgeheckten Komplotts.
## Hernández-Puppe in orangener Gefängnistracht
Dafür spricht allerdings wenig. Nachfolgerin Xiomara Castro sah sich der
Mammmutaufgabe gegenüber, den gesamten Staatsapparat erneut umzubauen. Denn
Hernández habe, [2][so erklärte es 2022 der Jurist Joaquín Mejía, der für
das jesuitische Forschungszentrum Eric-SJ arbeitet gegenüber der taz], „die
gesamte staatliche Infrastruktur zum System JOH umgebaut“, Richter nach
Gefügigkeit eingesetzt, Minister, Generäle, Funktionäre. Hernández habe
„den Staat missbraucht, ihn für die Interessen seines
Drogenschmuggelkartells benutzt. Alles in Honduras war de facto käuflich“,
sagte Mejía damals.
Auch US-Justizminister Merrick Garland sagte einmal, Hernández habe
Honduras wie ein Drogenunternehmen geführt.
Hernández’ Verbindungen zu den Drogenkartellen sollen im Übrigen – auch d…
kam im New Yorker Prozess zur Sprache – schon vor seiner Zeit als Präsident
begonnen haben. Er habe, so der Vorwurf, massive finanzielle Unterstützung
im Wahlkampf erhalten, im Austausch gegen das Versprechen, das Geschäft
der Kartelle zu schützen, sobald er im Amt sei. Die US-Anklage wirft ihm
auch vor, in beiden Wahlkämpfen Drogengelder benutzt zu haben, um
Mitarbeiter*innen der Wahlbehörde zu bestechen und so das Wahlergebnis
zu seinen Gunsten zu fälschen. Das deckt sich mit den Vorwürfen, die
Xiomara Castro schon bei den Wahlen 2013 erhoben hatte.
Vor dem Gerichtssaal in Manhattan hatten sich am Mittwoch einige Dutzend
Honduraner*innen eingefunden. Nach der Verkündung des Strafmaßes
brachen sie in Jubel aus und zeigten eine Hernández-Puppe in orangener
Gefängnistracht und in Ketten. „Keine Nachsicht für Narco-Politiker“ stand
auf einem Schild.
27 Jun 2024
## LINKS
[1] /Honduras-Ex-Praesident-ausgeliefert/!5849937
[2] /Honduras-frueherer-Praesident/!5838712
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Honduras
Drogenschmuggel
Staatspräsident
Juan Orlando Hernández
Verurteilung
Social-Auswahl
Honduras
Umweltaktivisten
Venezuela
Honduras
Schwerpunkt Pressefreiheit
Honduras
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