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# taz.de -- Monika Heinold tritt zurück: Jetzt sollen mal andere sparen
> Schleswig-Holsteins grüne Finanzministerin Monika Heinold tritt nach
> zwölf Jahren Regierungsarbeit zurück. Die Grünen sprechen vom „Ende einer
> Ära“.
Bild: Hört Ende Juli auf: Monika Heinold bei ihrer Rücktrittserklärung am 24…
Rendsburg taz | Sie war eine Konstante der Politik in Schleswig-Holstein:
Die Grünen-Politikerin Monika Heinold sitzt seit fast 30 Jahren im
Parlament und seit zwölf Jahren im Kieler Kabinett. Als Finanzministerin
steuerte sie das Haushaltsschiff durch die Krise um die HSH-Nordbank, den
Zuzug von Geflüchteten, die Coronapandemie und die Inflation in Folge des
russischen Angriffs auf die Ukraine. Ende Juli wird Heinold zurücktreten.
Wer ihre Nachfolge im Ministerium und als stellvertretende
Ministerpräsidentin antritt, gibt die grüne Landtagsfraktion am Dienstag
offiziell bekannt. Laut Informationen der Nachrichtenagentur dpa soll die
frühere Finanzstaatssekretärin Silke Schneider (Grüne) ins Kabinett
zurückkehren. Die 56-jährige Juristin ist zurzeit Präsidentin des
Landgerichts Lübeck.
Dass Heinold vor Ende der Legislaturperiode gehen könnte, wird in Kiel seit
Längerem gemunkelt. Dennoch waren Zeit und Ort überraschend: am Montag
während der Kieler Woche, die für die Region ähnlich bedeutend ist wie
Karneval am Rhein, bei einer hastig einberufenen Pressekonferenz im Flur
ihres Ministeriums. Nein, geplant sei das so nicht gewesen, gab Heinold auf
Nachfrage zu: „Doch die Spatzen pfiffen, dass etwas durchgedrungen war. Ich
wollte es selbstbestimmt bekanntgeben.“ Sie habe ihr Amt nie als Last
empfunden, aber die Jahre seien „anspruchsvoll“ gewesen. Sie freue sich,
mehr Zeit für ihre Familie zu haben und ihre Tage nicht mehr nach einem
strikten Terminkalender führen zu müssen, sagte die 65-Jährige.
Wenn auch erwartet, sei der Zeitpunkt des Rücktritts „denkbar ungünstig“,
teilen die Oppositionsparteien SPD und FDP wortgleich mit. Schließlich
stehen die Beratungen für den Haushalt 2025 an, der wohl mit harten
Sparplänen einher gehen wird. Bereits den laufenden Haushalt konnte Heinold
nur mit Notkrediten ausgleichen – die Opposition bezweifelt, ob das
rechtlich in Ordnung ist. So bedauerte Tobias Koch, Vorsitzender der
CDU-Fraktion, Heinolds Rückzug: „Ihre Erfahrung und Durchsetzungskraft
wären enorm hilfreich gewesen.“
Für die Grünen bedeute der Rücktritt Heinold „das Ende einer Ära“, erkl…
die Landesvorsitzende Anke Erdmann: „Viele von uns wissen gar nicht, wie
das gehen soll: Nord-Grüne ohne Moni.“
Heinold führte seit 2012 die Landtags-Wahlkämpfe als Spitzenkandidatin an,
auch wenn sie in der öffentlichen Wahrnehmung im Schatten von Robert Habeck
stand. Dass sie 2022 erneut antrat, ist zu einem Teil Aminata Touré zu
verdanken: Die Grüne Nachwuchspolitikerin und heutige Sozialministerin
kandidierte für den zweiten Platz auf der Landesliste und überredete
Heinold zu einem weiteren Wahlkampf. Mit 18,3 Prozent holte die Partei
unter der weiblichen Doppelspitze ihr historisch bestes Ergebnis und wurde
zweite Kraft hinter der CDU.
Die gelernte Erzieherin Heinold trat 1984 bei den Grünen ein. Geboren wurde
sie in Gütersloh, später zog die Familie in den kleinen Ort Hardebek bei
Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein, wo ihr Vater einen eigenen Verlag
führte. Auf dem Gymnasium galt sie dennoch als Kind vom Dorf, das auf einer
höheren Schule eigentlich nichts zu suchen hätte – eine Ungerechtigkeit,
die sich ihr eingeprägt hat.
Die Mutter von zwei Kindern engagierte sich in der Kreispolitik, bevor sie
in den Landtag einzog. Dort befasste sie sich mit Finanzen und wurde von
Torsten Albig (SPD) im Jahr 2012 ins Kabinett berufen. In den verschiedenen
Bündnissen, die seither in Kiel regierten, galt sie als ausgleichendes
Element, als Scharnier zwischen den Parteien. Diese Rolle werde auch ihre
Nachfolgerin erfüllen können, sagte Heinold bei der Pressekonferenz.
25 Jun 2024
## AUTOREN
Esther Geißlinger
## TAGS
Schleswig-Holstein
Grüne Schleswig-Holstein
Rücktritt
Schleswig-Holstein
Kiel
Haushalt
Schuldenbremse
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