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# taz.de -- Ohne fossile Energie: Düstere Zukunft der Gasleitung
> Weniger Fossile bedeutet auch, dass Gasröhren überflüssig werden. Einen
> sozialverträglichen Wandel fordert Agora Energiewende.
Bild: Nicht allen ist es wichtig, ob die Wärme noch von einer Gasheizung kommt
Berlin taz | Geht die Energiewende so weiter wie jetzt geplant, wird es in
15 bis 20 Jahren [1][kaum noch Gasheizungen] geben. Und damit auch wenige
Gasleitungen, die die Haushalte versorgen. Da mag bei manchen
Bürger:innen die Angst aufkommen, irgendwann einfach abgeklemmt zu
werden. Vorschläge, wie der Prozess konfliktarm und sozialverträglich zu
gestalten sei, macht nun die Organisation Agora Energiewende.
Das scheint auch nötig. Kürzlich verursachte die Aussicht auf das [2][Ende
der Gasnetze] schon einmal Aufregung. Manche Medien berichteten, die
Stadtwerke Augsburg wollten bald die [3][Lieferung von Erdgas einstellen].
Das Unternehmen dementierte und besänftigte. Trotzdem wies es darauf hin,
dass im Bundesland „Bayern ab 2040 nach geltendem Recht keine Heizung mehr
mit Erdgas betrieben werden darf“ und Fernwärme als attraktive Alternative
zur Verfügung stehe.
Das große Bild sieht so aus: Das Ziel der Klimaneutralität bis 2045
bedeutet das Aus für fossile Brennstoffe wie Erdgas. Ein kleiner Teil der
Gasinfrastruktur wird dann vielleicht für klimaneutralen Wasserstoff und
Biogas gebraucht. Aber die meisten Gasleitungen werden überflüssig sein.
Das könnte bis zu 90 Prozent des heute 555.000 Kilometer langen deutschen
Verteilnetzes betreffen. Fachleute nehmen an, dass die Kosten für das
schrumpfende Netz auf immer weniger Kund:innen umgelegt werden. Ab 2033
könnten die Ausgaben für Privathaushalte und Betriebe deutlich, ab 2040
sprunghaft steigen.
Eine Möglichkeit bestehe darin, die wachsenden Netzentgelte zu begrenzen,
die in den Rechnungen der Kunden enthalten sind, sagte Agora-Chef Simon
Müller am Mittwoch. Der Staat könnte „Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt“
zahlen, um die Überlastung von Haushalten mit niedrigen Einkommen zu
vermeiden.
## Wärmepumpen trotz Förderung teuer
Vor allem wird es aber darum gehen müssen, den Privathaushalten den Umstieg
auf klimafreundliche Alternativen zu erleichtern. Dafür könne eine „höhere
Förderung“ im Rahmen bereits existierender Programme infrage kommen, so
Müller. Durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude erhalten
Immobilienbesitzer momentan bis zu 70 Prozent Förderung beispielsweise für
den Einbau von Wärmepumpen. In manchen Fällen bleiben trotzdem
Investitionssummen übrig, die manche Privatleute nicht stemmen können.
Ein weiterer Punkt: Große Städte müssen zwar bis 2026, kleine Kommunen bis
2028 eine Wärmeplanung erarbeiten. Die Einwohner wissen dann, ob und wo
später die Versorgung mit Fernwärme geplant ist. Agora-Chef Müller rät aber
dazu, die Gemeinden auch zu „verpflichtenden Fahrplänen“ anzuhalten, damit
die Nutzer:innen auch erfahren, wann die neuen Anschlüsse kommen.
Auch für die Seite der Unternehmen braucht es nach Ansicht der Organisation
zusätzliche Regeln. So solle ermöglicht werden, dass die Bundesnetzagentur
den Betreibern der Gasnetze höhere Netzentgelte erlauben kann als
gegenwärtig. Begründung: Die Firmen müssten ihre Investitionen in die
Leitungen, die sie in den nächsten 20 Jahren stilllegen werden, noch
refinanzieren können.
Aber wie sieht es nun mit der Angst aus, dass der Gasversorger irgendwann
die Lieferung einstellt? Momentan sind die Interessen der Verbraucher stark
geschützt. Schließlich soll niemand im Winter erfrieren, weil die Heizung
nicht mehr funktioniert. Andererseits hat es keinen Sinn, wenn Firmen
später kilometerlange Leitungen betreiben müssen, mit denen nur noch ein
einzelnes Haus versorgt wird. „Rechtssichere Werkzeuge zur Umsetzung von
Stilllegungen fehlen im heutigen Ordnungsrahmen“, mahnt Agora-Chef Müller.
19 Jun 2024
## LINKS
[1] /Friedrich-Merz-und-Klimaschutz/!6014718
[2] /EU-Klimapolitik-nach-der-Europawahl/!6013296
[3] /Fossile-Politik/!5983492
## AUTOREN
Hannes Koch
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Hamburg
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