# taz.de -- Aktivismus in den USA: Asphaltparadies | |
> Austin wurde um das Auto herum gebaut, öffentlichen Nahverkehr gibt es | |
> kaum. Bürger:innen wollen nun den Ausbau der gigantischen Autobahn | |
> I-35 stoppen. | |
Hört man nicht ganz genau hin, dann erinnert das Rauschen der I-35 an das | |
Meer. Mitte der 1970er Jahre wurden die letzten Abschnitte der Autobahn | |
„Interstate 35“ fertiggestellt, seitdem teilt sie die USA grob in der | |
Hälfte, einmal von Süden nach Norden, von der Mexikanischen Grenze bis zu | |
den großen Seen bei Kanada. In Austin, Texas, ist die Autobahn ständig zu | |
hören, denn die Millionenstadt ist maßgeblich um sie herum entstanden. | |
Karten zeigen ein langes, dicht besiedeltes Band, das immer weiter entlang | |
der Ausfallstraßen wächst. | |
In der Innenstadt herrscht um eine der großen Unterführungen reges Treiben. | |
Es ist ein schwüler Frühlingstag, das Sonnenlicht wird durch eine | |
Smog-Glocke gefiltert, die seit mehreren Tagen über der Region hängt. | |
Männer in leichter, abgerissener Kleidung eilen zwischen den wartenden | |
Autos hin und her. Sie bieten an, für ein paar Dollar die Windschutzscheibe | |
zu waschen. Die meisten Fahrer winken ab, der Verkehr hier ist dicht. | |
Auf den Fahrspuren drängen sich Berufsverkehr und Lastwagen, der I-35 gilt | |
als „NAFTA Highway“, benannt nach dem Freihandelsabkommen zwischen den USA, | |
Mexiko und Kanada. Es machte die Autobahn zu einer ihrer logistischen | |
Arterien. Zu ihrem Westen wachsen Wolkenkratzer hoch über die Fahrbahn, | |
dahinter etwas versteckter liegt der Sitz der texanischen Regierung und die | |
Prachtvilla des Gouverneurs. Im Osten, hinter der Kreuzung, an der die | |
Scheibenputzer arbeiten, stehen einfache Wohnhäuser und Geschäfte. Der I-35 | |
verbindet nicht nur, sondern er trennt auch. Nun soll er vergrößert werden. | |
Dabei geht es um weit mehr als ein paar neue Fahrspuren. | |
„Es ist ein giftiger Kreislauf, den wir irgendwie durchbrechen müssen,“ | |
sagt Miriam Schoenfield. Die zierliche Frau sitzt in einem kleinen | |
Nachbarschaftspark ein paar Kilometer weiter nördlich, auch hier ist das | |
Raunen der nahen Autobahn noch durch die Baumkronen zu hören. Schoenfield | |
engagiert sich mit „Rethink35,“ einer Organisation, die sich über die | |
letzten Jahre zusammengefunden hat, um die geplante Vergrößerung der | |
Autobahn zu verhindern. Von bis zu 16 auf dann 22 Spuren soll die | |
Riesenstraße in der Innenstadt anwachsen, ein Tunnel soll gebaut und die | |
alternde Infrastruktur abgerissen werden. 21 Hektar Land und rund 100 | |
Geschäfte und Wohnhäuser müssen dafür verschwinden. | |
„Eine Vergrößerung der Autobahn führt zu einer noch größeren Abhängigke… | |
von PKWs,“ sagt Schoenfield. Die Aktivistin lehrt an der University of | |
Texas in Austin Philosophie und fährt nach Möglichkeit Fahrrad, um sich in | |
der Stadt fortzubewegen. Sie macht sich Sorgen um die Luftverschmutzung und | |
den Lärm, den die Baumaßnahmen mit sich bringen würden. Die von | |
Bürgermeister Kirk Watson geführte Stadtregierung wünscht sich diese aber | |
dringlich. 12 Jahre lang war Austin die am schnellsten wachsende Stadt der | |
USA, die Infrastruktur wuchs Watson zufolge nicht schnell genug, um mit dem | |
Boom mitzuhalten. Im Großraum Austin leben rund 2,3 Millionen Menschen, in | |
der Stadt knapp eine Million. | |
Schoenfield widerspricht der Idee, dass mehr Spuren auf der I-35 den Knoten | |
des Stadtverkehrs auflösen würden. „Sollte die Vergrößerung stattfinden, | |
werden rund 100.000 weitere Autos auf den Straßen unterwegs sein“, sagt | |
sie. Diese Autos brauchen wiederum auch anderswo Raum, erklärt die | |
Professorin. „Sie brauchen Parkplätze, und damit schwindet die Fläche für | |
Bushaltestellen und Fahrradspuren, und alles wächst weiter auseinander.“ | |
Ein Hauptargument der Autobahngegner von Rethink35 manifestiert sich ein | |
paar hundert Kilometer weiter östlich in Houston. Die Stadt in der Nähe des | |
Golfs von Mexiko ist die viertgrößte der USA und auch überregional für | |
ihren chaotischen Verkehr und ihre ewigen Autobahnen bekannt. Im Jahr 2008 | |
beschloss die Lokalregierung, den „Katy Freeway“, einen Autobahnabschnitt | |
in der gleichnamigen Vorstadt, zu vergrößern, um die Staus zu bändigen. 2,8 | |
Milliarden US-Dollar steckten Stadt, Bundesstaat und Bundesregierung in das | |
Projekt, mit 26 Spuren gilt der Freeway heute als einer der größten der | |
USA. | |
Die erhoffte Entspannung des Verkehrs trat nur kurz ein. Studien zeigen, | |
dass sich die Fahrtzeiten aus den Vorstädten ins Zentrum [1][seit der | |
Erweiterung um 25 bis 30 Minuten erhöht haben.] Das Ergebnis ist für | |
Schoenfield und andere Aktivist:innen eindeutig: mehr Spuren bedeuten | |
mehr Autos – der Ausbau der Straßeninfrastruktur vergrößert längerfristig | |
das Problem, das er eigentlich lösen soll. | |
Außerdem schaffe der Bau von Autobahnen schon im Vorfeld eigene Fakten in | |
der Stadtlandschaft. „Immobilieninvestoren hören, dass es mehr Platz auf | |
der Autobahn geben wird, und dass somit mehr Menschen damit weiter weg vom | |
Job leben können,“ erklärt Schoenfield. Die Geographie der amerikanischen | |
Großstädte wächst so entlang der Möglichkeiten, die durch neue Straßen | |
geschaffen werden. „Bis die neuen Highways dann endlich gebaut werden, | |
bedienen sie einen Bedarf, der erst durch diese überhaupt entstanden ist.“ | |
In Austin ist dieses Phänomen besonders gut zu beobachten, denn die Stadt | |
wächst vor allem entlang der Trassen der I-35, nördlich und südlich des | |
Stadtkerns. Das wirtschaftliche Hoch durch den Einzug der Tech-Industrie | |
hat sich in Austin nur ungleich verteilt. Während der über Jahre vergessene | |
Stadtkern heute das Zuhause von Firmensitzen und Luxuswohnungen ist, wurden | |
viele Familien mit niedrigem Einkommen in die Außenbezirke und Vorstädte | |
verdrängt. | |
Ein solcher Ort ist auch Buda, rund 24 Kilometer von den Wolkenkratzern | |
entfernt. Vormals eine schläfrige Vorstadt umgeben von Feldern, ist diese | |
heute die am schnellsten wachsende Ortschaft in Texas. Alleine seit dem | |
Jahr 2010 ist Buda um 39 Prozent gewachsen, bis 2050 könnten es laut einer | |
[2][Studie der Texas A&M University] bis zu 700 Prozent sein. 16.000 | |
Menschen leben derzeit in Buda, in 25 Jahren könnte der Ort damit zur | |
Kleinstadt werden. Wer pünktlich um neun zur Arbeit in der Innenstadt sein | |
will, braucht an einem durchschnittlichen Wochentag rund eine Stunde | |
Fahrtzeit, um die 24 Kilometer in die Innenstadt zurückzulegen. | |
Für Schoenfield sind Lebensqualität und Luftverschmutzung aber nur eine | |
Seite des Problems, das hinter dem geplanten Ausbau steht. Denn für die | |
Aktivistin und viele ihrer Mitstreiter:innen ist dieser Teil eines | |
Musters, das nicht nur ökologische, sondern auch soziale Folgen hat. „Die | |
Abhängigkeit vom Auto ist eine der stärksten Formen der Ungleichheit | |
überhaupt,“ findet Schoenfield. „Es ist unglaublich teuer, einen PKW zu | |
halten, und wir nehmen einfach hin, dass das notwendig ist, um von A nach B | |
zu kommen.“ Wer sich kein eigenes Auto leisten kann oder wer auf Grund | |
seines Alters oder einer körperlichen Einschränkung nicht fahren kann, | |
werde in der Planung des neuen Austin nicht berücksichtigt. | |
## Masterplan der Diskriminierung | |
Damit wiederhole die Stadt eine Entwicklung, die schon vor knapp 100 Jahren | |
ihren Charakter maßgeblich verändert hat. 1928 verabschiedete die damalige | |
Stadtregierung einen sogenannten „Masterplan“, dessen Empfehlungen von | |
einer privaten Agentur erarbeitet wurden. Über diesen wurden Gegenden mit | |
besonders hohen Anteilen von Latinos und Afroamerikanern identifiziert. Man | |
beschloss, gleiche demographische Gruppen aus anderen Stadtteilen dort zu | |
konzentrieren. | |
Ein frühes Opfer der rassistischen Planungspolitik waren Wheatville und | |
Clarksville, in denen sich befreite Sklaven nach dem Ende des | |
amerikanischen Bürgerkrieges niedergelassen hatten. Die hügeligen Gegenden | |
waren lange für Weiße unattraktiv, doch die Erfindung des Automobils machte | |
den ehemals mühseligen Weg zum Katzensprung. Die sogenannten „Freedmen“ | |
(befreite Sklaven) und ihre Nachkommen mussten den Dekreten des Masterplans | |
weichen und wegziehen. Heute gehören die Stadtteile zu den teuersten in | |
Austin und sind vornehmlich weiß. | |
Afroamerikaner:innen und Latin@s wurden systematisch östlich der | |
sogenannten „East Avenue“ angesiedelt. Dort entstanden auch | |
Industriegelände, die das weiße Austin nicht bei sich haben wollte. Aus der | |
East Avenue wurde in den 1960er und 70er Jahren die I-35. Sie durchzieht | |
die Stadt bis heute wie eine Schneise. Fußgänger:innen, die den Highway von | |
Osten nach Westen überqueren wollen, müssen sich an die wenigen Über- oder | |
Unterführungen halten, die sie vom Rest der Stadt trennen. So schaffte die | |
Autobahn eine Grenze aus Beton, um das eine Austin vom anderen zu trennen. | |
Die texanische Hauptstadt ist mit dieser Geschichte in den USA nicht | |
allein. Der Bau von Autobahnen als Schaffung von ethnischen und | |
ökonomischen Barrieren hatte im 20. Jahrhundert System. Dessen vielleicht | |
bekannteste Umsetzung geschah in und um New York City, wo der bis heute | |
viel besprochene Stadtplaner Robert Moses über Jahrzehnte seine Visionen | |
durchsetzen konnte. Diese bestanden vor allem aus gigantischen, „Parkways“ | |
genannten Autobahnen, die die Bezirke der Metropole miteinander verbanden. | |
Oftmals wurden sie entweder quer durch vornehmlich nicht-weiße Wohngegenden | |
gezogen, oder, so wie in Austin, um diese vom Rest der Stadt zu trennen. | |
[3][Mangelnde Mobilität in betroffenen Gegenden verstärkte die soziale | |
Ungleichheit] und hat bis heute schwere Folgen für die Gesundheit vieler | |
ihrer Bewohner:innen. | |
[4][Eine 2018 veröffentlichte Studie] besagt, dass Schwarze | |
Amerikaner:innen ein 42 Prozent höheres Risiko für Asthma haben als | |
Weiße. Die Nähe zu Hauptverkehrsstraßen und Industrie, die bis heute viele | |
ihrer Wohngegenden ausmachen, werden als wichtiger Grund für diese | |
Ungleichheit genannt. Für Schoenfield zieht Austin mit der geplanten | |
Erweiterung die Politik des letzten Jahrhunderts akkurat nach: „Die | |
zuständige Behörde hat bis heute nicht prüfen lassen, wie der Ausbau die | |
Luftqualität beeinflussen wird. Und 87 Prozent der Gebäude, die abgerissen | |
werden sollen, gehören armen oder nicht-weißen Menschen.“ | |
Rethink35 hat sich deshalb mit anderen Gruppen zusammengeschlossen, um | |
gerichtlich gegen die geplanten Maßnahmen vorzugehen. Aus ihrer Sicht | |
werden durch diese die Bürgerrechte der Betroffenen verletzt. Denn | |
Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe oder Herkunft ist in den USA | |
verfassungsrechtlich nicht zulässig. | |
Ein paar Kilometer südlich des kleinen Nachbarschaftsparks, in dem | |
Schoenfield sitzt, sind die ersten Anzeichen des geplanten Ausbaus schon zu | |
sehen. Eine Tankstelle und mehrere Wohnhäuser mussten an einer | |
Ausfallstraße der Expansion weichen. Zurückgeblieben ist eine Brachfläche, | |
die langsam unter dem Unkraut verschwindet. Eine Ecke weiter ist ein | |
weiterer kleiner Nachbarschaftspark, in dem Anwohner:innen Gemüse und | |
Obst anbauen. Die Gegend gehört zur alten „East Side,“ dem benachteiligten | |
Stadtteil östlich der I-35. Vielen Weißen in Austin galt er lange als | |
No-Go-Area. Heute ist die East Side ein Epizentrum des Booms. Zwischen | |
verglasten Neubauten und Luxussanierungen sieht man hier und da noch alte | |
Gang Graffitis. | |
## „Austin wird immer unzugänglicher für viele Menschen“ | |
Carmen Llanes Pulido sitzt auf einer Parkbank. Sie versucht, sich die | |
Mückenschwärme vom Hals zu halten, während sie von ihrer Vision vom neuen | |
Austin erzählt. Pulido ist Mitte dreißig und spricht energisch. „Austin | |
wird immer unzugänglicher für viele Menschen,“ sagt sie. Pulido ist in der | |
Stadt aufgewachsen und engagiert sich dort seit Jahren für Minderheiten und | |
Arme. Kirk Watson, der wirtschaftsfreundliche Bürgermeister, war bereits | |
einmal Anfang der Nullerjahre im Amt. „Ich habe quasi mein ganzes | |
Erwachsenenleben seine Politik und deren Folgen beobachten können“, erzählt | |
Pulido. | |
Bei der kommenden Wahl im November kandidiert sie selbst für das höchste | |
Stadtamt. Sie versteht sich als links von Demokraten wie Watson. Während | |
sie die Kandidat:innen der Partei zum Teil unterstützt, „habe ich auch | |
beobachten können, zu welchen katastrophalen Ergebnissen ihre Politik in | |
Austin geführt hat.“ | |
Für Pulido ist die Stadt alles andere als verloren. „Hier gibt es immer | |
noch einen Zauber,“ sagt sie über den Ort, dessen Grünflächen, Musikszene | |
und entspannte Lebensart ihn lange zum Geheimtipp im amerikanischen Süden | |
gemacht hat. „Aber wenn wir uns nur darauf konzentrieren, den ökonomischen | |
Wert aus all diesen Dingen herauszusaugen – ohne über das Klima oder | |
Ungleichheit zu sprechen – dann machen wir die Stadt immer unattraktiver.“ | |
Im letzten Jahr haben mehr Menschen Austin verlassen, als dazugekommen | |
sind: zum ersten Mal in zwei Jahrzehnten. „Ich finde, das sagt etwas aus,“ | |
so Pulido. Auch an diesem Tag hängt der Smog in der Luft, die zuständige | |
Behörde hat eine Warnung ausgesprochen, von übermäßiger Aktivität im Freien | |
wird abgeraten. | |
Im gleichen Park bereitet sich Adam Greenfield auf eine kurze Rede vor, die | |
er für Unterstützer:innen von Rethink35 halten will. Unter dem | |
Schatten großer Bäume haben sich hier rund zwei Dutzend Mitglieder und | |
Spender:innen der Gruppe zusammengefunden. Auch hier dröhnen die | |
Motorengeräusche der I-35, aber die Versammelten lassen sich nicht stören | |
in ihrer Oase. | |
Greenfield, mit Dreitagebart und gegen die Hitze in einem leichten | |
Leinen-Hemd gekleidet, stammt ursprünglich aus England und lebt seit rund | |
zehn Jahren in Austin. „Heute ist das zweijährige Jubiläum der | |
‚Elizabeth‘-U-Bahnlinie in London,“ sagt er. „Sie transportiert übers … | |
mehr Menschen als der Katy Freeway in Houston – das zeigt doch, dass | |
Autobahnausbau nicht die richtige Methode ist, um mit Bevölkerungswachstum | |
Schritt zu halten.“ | |
Greenfield spricht hier ein kontroverses Thema an, das Gegner:innen des | |
Ausbaus bewegt. Rund 4,5 Milliarden US-Dollar werden Stadt und Bundesstaat | |
für diesen wohl zahlen. Die Instandhaltungskosten sind dabei noch nicht | |
eingerechnet. Die Milliarden für einen effektiven öffentlichen Nahverkehr, | |
wie er in Europa weit verbreitet ist, würden den Preis des Ausbaus aber | |
weit übersteigen. | |
## Städte, die durch Autos entstanden | |
Städte wie Austin stehen hier vor einem Paradox, denn die Metropolregionen | |
im Süden und Westen der USA entstanden nicht nur mit, sondern erst durch | |
das Auto. Eine durchgreifende Überholung des Transportwesens, wie Rethink35 | |
sie befürwortet, muss sich auch mit den Tatsachen auseinandersetzen, die | |
ein Jahrhundert der KFZ-Stadtplanung geschaffen hat. | |
Rethink35 ist derzeit Mitkläger bei zwei Gerichtsprozessen, die darauf | |
abzielen, die Erweiterung der Autobahn zu verhindern oder zumindest zu | |
verzögern. Einer bezieht sich auf die Bürgerrechtsverletzungen, die durch | |
die Verdrängung geschehen könnten. Der zweite orientiert sich an der | |
mangelhaften Prüfung der ökologischen Folgen des Projekts und läuft erst | |
noch an. Der erste Prozess wird bereits vor einem Bundesgerichtshof | |
verhandelt. Auch der Park, in dem Greenfield spricht, soll verkleinert | |
werden, um Platz für Straßenbaumaschinen zu schaffen. Während sich die | |
Prozesse noch ziehen, plant die Stadt einen Ausbaubeginn noch diesen | |
Sommer. | |
Ob sich der Ausbau aufhalten lässt oder nicht, ist für Adam Greenfields | |
Aktivismus nicht entscheidend. „Selbst wenn wir gegen die I-35 gewinnen, | |
gibt es noch so viele andere Erweiterungen anderswo, die aufgehalten werden | |
müssen,“ sagt er. „Es würde keinen Sinn machen, danach einfach aufzuhöre… | |
Der Aktivist erzählt, dass sich Rethink35 nicht nur überregional, sondern | |
auch national mit gleichgesinnten Gruppen vernetzt, die ähnliche Ziele | |
verfolgen. Freeway Fighters nennt sich Greenfield – wie viele andere, die | |
sich in den USA gegen die Übermacht des Automobils aufbäumen. Auf ihrem | |
Vernetzungsportal sind dutzende Gruppen gemeldet, die sich gegen neue | |
Autobahnprojekte in ihren Gegenden wehren. | |
„Es ist eine junge Bewegung, und wir stehen mächtigen Interessen gegenüber, | |
die am Status Quo verdienen.“ Bei den Freeway Fighters verbinden sich die | |
Kämpfe gegen den Klimawandel, gegen Rassismus und zu lebenswerten Städte | |
für alle. Auf verlorenem Posten stehen sie bei Weitem nicht, [5][laut | |
Umfragen] befürworten 75 Prozent aller befragten Amerikaner:innen mehr | |
Schienennetze für Fracht- und Personenverkehr. | |
[6][Eine Studie, die im Jahr 2021] von der US-Behörde für Transportwesen | |
herausgegeben wurde, besagt, dass ein halbes Prozent der globalen | |
CO2-Emissionen auf den Straßenverkehr in Texas zurückgeführt werden kann. | |
Die Dominanz des Autos und das System, das um dieses kreist, vergleicht | |
Adam Greenfield mit einem großen Schiff. „Und um große Schiffe zu bewegen, | |
braucht es Zeit“, sagt er. „Aber wenn wir es erstmal umgekehrt haben, dann | |
fährt es in die richtige Richtung.“ | |
14 Jun 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://cityobservatory.org/reducing-congestion-katy-didnt/ | |
[2] https://trerc.tamu.edu/news-talk/gone-to-buda-population-boom-on-the-horizo… | |
[3] https://kinder.rice.edu/urbanedge/link-between-cars-and-income-inequality | |
[4] https://www.lung.org/blog/asthma-burden-on-black-community | |
[5] https://media.amtrak.com/2020/09/americans-continue-to-strongly-support-mor… | |
[6] https://www.chron.com/news/houston-texas/transportation/article/texas-cars-… | |
## AUTOREN | |
Johannes Streeck | |
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