| # taz.de -- Abstimmung im US-Repräsentantenhaus: Mike Johnson kann aufatmen | |
| > Der republikanische Sprecher des US-Repräsentantenhauses übersteht ein | |
| > Abwahlverfahren. Die meisten Demokraten stützen ihn. | |
| Bild: Krachend gescheitert: Die radikale Abgeordnete Marjorie Taylor Greene aus… | |
| Washington taz | Trotz zweier Vieraugengespräche und der angekündigten | |
| Rückendeckung durch Demokraten hat die republikanische Abgeordnete Majorie | |
| Taylor Greene versucht, die Abwahl des [1][Repräsentantenhaussprechers Mike | |
| Johnson] zu erzwingen. Die Abgeordnete aus Georgia, die dem extrem rechten | |
| Flügel der Partei angehört, überraschte ihre Kollegen am Mittwoch, als sie | |
| verlangte, dass die Abgeordneten über einen Antrag zur Abwahl von Johnson | |
| abstimmen sollten. | |
| Am Ende sprach sich eine klare Mehrheit jedoch für Johnson aus, insgesamt | |
| 359 Abgeordnete stimmten gegen den Antrag, darunter auch 196 Republikaner. | |
| Lediglich elf Republikaner und 32 Demokraten stimmten für Johnsons Abwahl. | |
| „Ich schätze den Vertrauensbeweis meiner Kollegen, diesen fehlgeleiteten | |
| Versuch zu vereiteln. Hoffentlich ist dies das Ende der | |
| Persönlichkeitspolitik und des leichtfertigen Rufmords, die den 118. | |
| Kongress geprägt haben. Das ist bedauerlich. Das ist nicht das, was wir als | |
| Amerikaner sind, und wir sind besser als das. Wir müssen darüber | |
| hinwegkommen“, sagte Johnson nach der Abstimmung. | |
| Obwohl die Abstimmung zugunsten des Sprechers aus Louisiana ausging, hat | |
| sie erneut verdeutlicht, wie zerrüttet die republikanische Partei im | |
| Augenblick ist. Greene, die zu den größten Unterstützern von Ex-Präsident | |
| Donald Trump gehört, hatte bereits vor Wochen einen Antrag auf | |
| Amtsenthebung angekündigt, sollte Johnson es wagen, ein Hilfspaket zur | |
| finanziellen und militärischen Unterstützung der Ukraine im | |
| Repräsentantenhaus zu verabschieden. Das Paket, welches mehr als 60 | |
| Milliarden US-Dollar an Hilfsleitung für die Ukraine in Aussicht stellt, | |
| [2][wurde im vergangenen Monat mit überwältigender Mehrheit verabschiedet]. | |
| ## Demokraten fühlen sich wie Mehrheitsfraktion | |
| „Die Amtszeit von Sprecher Johnson zeichnet sich durch ein eigennütziges | |
| Merkmal aus. Wenn Johnson vor die Wahl gestellt wird, die Prioritäten der | |
| Republikaner voranzutreiben oder sich mit den Demokraten zu verbünden, um | |
| seine persönliche Macht zu bewahren, entscheidet er sich regelmäßig für ein | |
| Bündnis mit den Demokraten“, sagte Greene noch vor der Abstimmung im Haus. | |
| Da die Republikaner nur eine hauchdünne Mehrheit im Repräsentantenhaus | |
| besitzen und die Fraktion intern zerrüttet ist, benötigt es oft die | |
| Unterstützung der Demokraten, um überhaupt handlungsfähig zu sein. | |
| Natürlich sind Demokraten auch nicht ganz uneigennützig, wie | |
| Fraktionsführer Hakeem Jeffries in einem Interview mit 60 Minutes am | |
| Sonntag erklärte. | |
| „Traditionell wäre unsere Ansicht: ‚Lass die andere Seite ihr Chaos selbst | |
| regeln‘. Wenn aber das Chaos auf der anderen Seite beginnt, die Fähigkeit | |
| des Kongresses zu beeinträchtigen, die Arbeit im Namen des amerikanischen | |
| Volkes zu erledigen, dann ist das verantwortungsvolle Vorgehen in einem | |
| solchen Moment, klarzustellen, dass wir es nicht zulassen werden, dass die | |
| Extremisten den Kongress und das Land ins Chaos stürzen“, erklärte Jeffries | |
| die demokratische Unterstützung für Johnson. | |
| Die parteiinternen Querelen auf republikanischer Seite haben laut Jeffries | |
| dazu geführt, dass Demokraten, obwohl sie in der Minderheit sind, so | |
| reagieren, als wären sie in der Mehrheit. Denn nicht nur beim Hilfspaket | |
| für die Ukraine waren demokratische Stimmen entscheidend, auch bei der | |
| Abwendung eines möglichen Regierungs-„Shutdowns“ oder bei der Abstimmung | |
| über das Militärbudget war die Unterstützung der Demokraten nötig. | |
| Für Greene und ihre Mitstreiter ist diese Kompromissbereitschaft Johnsons | |
| Grund genug für dessen Abwahl. „Das ist die ‚Einheitspartei‘ für das | |
| amerikanische Volk“, sagte Greene, als sie für ihren Antrag auf | |
| Amtsenthebung Buhrufe von anderen Abgeordneten kassierte. | |
| Johnsons Vorgänger [3][Kevin McCarthy] wurde zum Verhängnis, dass rechte | |
| Republikaner ihn absetzen wollten, weil er zusammen mit den Demokraten eine | |
| Haushaltssperre abgewählt hatte, er aber gleichzeitig so oft eine | |
| Blockadepolitik betrieben hatte, dass auch die Demokraten geschlossen für | |
| seine Abwahl stimmten. Johnson hat zumindest kurzfristig eine neue Allianz | |
| geschaffen – wie lange sie trägt, bleibt offen. | |
| 9 May 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hansjürgen Mai | |
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