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# taz.de -- Umweltverbände warnen vor Klimaeffekt: Klage gegen LNG-Terminal
> BUND und DUH wollen ein festes Terminal für Flüssiggas in Stade
> verhindern. Sie bezweifeln, dass die Anlage sicher und zukunftsfähig ist.
Bild: Vor der Kulisse von Dow Chemical in Stade entsteht ein Terminal für das …
Hamburg taz | Den Bau eines festen Einfuhrterminals für Flüssiggas (LNG) in
Stade will der Umweltverband BUND verhindern. Im März hat der Landesverband
Niedersachsen Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig erhoben und
jetzt die Begründung nachgereicht. Unterstützt wird der BUND dabei von der
Deutschen Umwelthilfe.
„Durch den Bau des ersten festen, landseitigen LNG-Terminals in Stade
werden [1][fossile Infrastrukturen für die nächsten Jahrzehnte zementiert]
und neue, langjährige Abhängigkeiten geschaffen“, warnt die
BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner. Der Bau entspreche nicht den
Bedürfnissen einer zukünftigen klimaneutralen Energieversorgung.
Mit dem Bau von Anlandestellen für Flüssiggas [2][will die Bundesregierung
den Wegfall der Gasversorgung aus Russland ausgleichen]. Diese wurde nach
dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022
abrupt unterbrochen, sodass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)
im Eiltempo Ersatz beschaffen musste.
Die Ampel-Regierung charterte fünf Schiffe, auf denen flüssiges Erdgas
verdampft und damit ins Leitungsnetz gespeist werden kann. Drei dieser
schwimmenden Terminals sind als Übergangslösung gedacht, bis an Land – in
Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel – feste Anlagen installiert sind.
Diese sollen um ein Vielfaches leistungsfähiger sein.
## Nutzbarkeit für Wasserstoff nicht nachgewiesen
Einer der schwimmenden Terminals des Bundes in Wilhelmshaven ist bereits in
Betrieb, zudem ein privates in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. In Stade
ist der schwimmende Terminal Mitte März angekommen. Er wird gerade ans Netz
angeschlossen. Die Klage der Umweltverbände richtet sich gegen den festen,
landseitigen Terminal, der die schwimmende Anlage 2027 ersetzen soll.
Die BUND-Landesvorsitzende Gerstner kritisiert, der geplante Betrieb des
festen Terminals bis 2043 stehe „im krassen [3][Widerspruch zu den Plänen
des Landes, bis 2040 klimaneutral zu sein]“. Hinzu komme, dass die Planer
nicht nachgewiesen hätten, dass die Anlage wie gesetzlich gefordert auf
einen Betrieb mit Wasserstoff oder daraus erzeugten Gasen umgerüstet werden
könne. Damit werde „eine klimaverträgliche Nutzung auf den St.
Nimmerleinstag verschoben“.
Konkret dürfe eine Genehmigung [4][laut dem LNG Beschleunigungsgesetz nur
erteilt werden], wenn der künftige Betreiber nachweisen könne, dass die
Anlage spätestens 2044 flüssiges Ammoniak regasifizieren könne. Ammoniak
ist eine Möglichkeit, überschüssigen Windstrom über den Umweg Wasserstoff
zu speichern. Die Antragsteller hätten aber weder belegt, dass die
Anlagenteile für Ammoniak geeignet seien, noch hätten sie ausreichend
geprüft, was passieren könnte, wenn die Anlage Leck schlage.
## Gefahren durch Ammoniak
„Flüssiger Ammoniak ist ein Gefahrenstoff mit akuter Toxizität für
Wasserorganismen“, warnt Gerstner. „Gleichzeitig liegen im Umfeld der
geplanten Anlage geschützte Gewässerlebensräume von internationaler
Bedeutung wie das FFH-Gebiet Unterelbe.“ Sicherheitsabstände seien bloß
geschätzt worden.
BUND und DUH prognostizieren, dass der feste Terminal zu einer
Überkapazität beim Erdgasangebot führen werde. Diese wäre umso schlimmer,
als ein Großteil des LNG wohl Fracking-Gas aus den USA sein werde. „Der
LNG-Terminal stärkt also die zerstörerische US-Fracking-Industrie, die
schon jetzt massive Umwelt- und Gesundheitsschäden verursacht“, warnt
DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.
Das Bundeswirtschaftsministerium konterte die Sorge vor möglichen
Überkapazitäten und einer Fossilisierung des Energiesystems in einem
[5][Grundlagenpapier vom März 2023] eben mit der Flexibilität der
LNG-Terminals: Sinke der Gasbedarf schneller als erwartet, würden sie eben
auf Wasserstoffwirtschaft umgestellt.
22 May 2024
## LINKS
[1] /Fossile-Politik/!5983492
[2] /Berechnungen-der-Speicherbetreiber/!5896133
[3] /Klage-von-DUH-und-Nabu-abgeschmettert/!6006816
[4] https://www.gesetze-im-internet.de/lngg/BJNR080200022.html
[5] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Energie/20230303-lng-bericht.pdf…
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Energiekrise
Energiewende
LNG
Stade
Fracking
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Schwerpunkt Klimawandel
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Robert Habeck
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