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# taz.de -- LNG-Terminal in Stade vor dem Aus: Schwimmendes Terminal scheitert
> Ein Streit über Verträge und fehlende Landanlagen gefährden das
> LNG-Terminal in Stade. Die Umwelthilfe kritisiert hohe Kosten und
> Überkapazitäten.
Bild: Wird wohl nicht fertiggestellt: Baustelle des LNG-Terminals in Stade
Göttingen taz | Die Inbetriebnahme [1][eines schwimmenden
Flüssiggas-Terminals in Stade] ist vorerst gescheitert. Ob die Anlage
überhaupt jemals betriebsbereit sein wird, erscheint nach einem Jahr
Verzögerung mehr als fraglich. Das für die Verdampfung des flüssigen LNG
(Liquefied Natural Gas) erforderliche Spezialschiff „Energos Force“ hat den
Stader Hafen bereits vor Wochen verlassen und dümpelt vor der dänischen
Küste. Jetzt wurde publik, dass es einen handfesten, wenn auch schwer zu
durchschauenden Streit um angeblich nicht erfüllte Verträge gibt. Die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die Verschwendung eines dreistelligen
Millionenbetrags für das Projekt scharf und fordert eine klare Absage für
den Ausbau weiterer LNG-Überkapazitäten.
Für den Transport mit Schiffen wird der Aggregatzustand von Gas umgeformt,
denn flüssiges Gas lässt sich leichter transportieren, da es weniger
Volumen hat. Im März 2024 legte die „Energos Force“ im eigens dafür
errichteten [2][neuen Stader Energiehafen] an, um den Rohstoff als
schwimmendes LNG-Terminal wieder zu „regasifizieren“. Doch seitdem ist
nichts passiert, Termine für die Inbetriebnahme wurden immer verschoben,
Gründe dafür aber lange nicht genannt.
Nun hat die Deutsche Energy Terminal GmbH (DET) als Betreiber der Anlage
und Vermarkter des Gases bekannt gegeben, dass sie die Verträge mit dem
Hanseatic Energy Hub (HEH) als Partner und Dienstleister bereits im Januar
gekündigt hat. Die Rede ist von einer „fortlaufenden Nichterfüllung der
vertraglichen Pflichten“ seitens der HEH. Diese sollte sich um den Ausbau
der Anlagen an Land kümmern, damit das Gas dort ins Netz eingespeist werden
kann.
## Keine Zahlungen erhalten
Doch diese Anlagen – Kräne, Rohre und Leitungen – sollen laut DET gar nicht
fertiggestellt sein. Deshalb habe das Terminal keine Aussicht auf einen
erfolgreichen Betrieb. Die Kündigung der Verträge sei nötig gewesen, um
einen unabsehbar anwachsenden finanziellen Schaden von der DET sowie ihrer
Gesellschafterin, der Bundesrepublik Deutschland, abzuwenden.
Die HEH hat ihrerseits den Vertrag mit der DET zur Verbindung zwischen
Terminal und Gasnetz gekündigt, [3][wie das] [4][Handelsblatt berichtet].
Demnach erklärt die HEH, sie habe sehr wohl ihre vertragliche Pflicht
erfüllt, dafür jedoch keinerlei Zahlungen der DET erhalten. Nach
Informationen des NDR sollen im Hintergrund beide Seiten weiterhin
miteinander sprechen, ob das Terminal nicht doch noch in Betrieb gehen
könne.
„Das schwimmende LNG-Terminal in Stade ist gescheitert“, konstatierte am
Donnerstag DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Damit wurde von
Bund und dem Land Niedersachsen ein dreistelliger Millionenbetrag in den
Sand gesetzt.“ In Stade zeige sich sinnbildlich, wie das einstige
Notfallprogramm gegen den russischen Angriffskrieg aufgrund des
„Größenwahns der Gaslobby und der noch amtierenden Bundesregierung“ aus d…
Ruder gelaufen sei.
## Überkapazitäten und Verstoß gegen Klimaziele
„Die entstandenen Überkapazitäten müssen dringend abgebaut werden“,
verlangte Müller-Kraenner. Ein Ausbau weiterer Kapazitäten mit den in
Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Stade geplanten festen Terminals müsse
gestoppt werden. Außerdem stehe eine Überprüfung der Aktivitäten der DET
an: „Es muss dringend untersucht werden, in welcher Dimension Steuermittel
für unnötige LNG-Projekte verschwendet wurden. Das ist ein Fall für den
Bundesrechnungshof.“
Die Kosten für das mutmaßlich gescheiterte Projekt werden laut Handelsblatt
auf rund 50 Millionen Euro geschätzt, dazu kommen 300 Millionen Euro für
den Hafenausbau. Die DUH geht davon aus, dass das schwimmende LNG-Terminal
die Steuerzahler pro Tag auch weiterhin rund 200.000 Euro kostet. Denn der
Bund habe das Schiff für zehn Jahre gechartert.
Unabhängig von dem Streit verhandelt das Bundesverwaltungsgericht in
Leipzig am 27. März die Klage des BUND Niedersachsen gegen die
immissionsschutzrechtliche Genehmigung für Bau und Betrieb des stationären
LNG-Terminals in Stade, das 2027 das schwimmende Terminal ablösen soll.
Aus Sicht des Umweltverbandes verstößt der Bau gegen Klimaziele, die Pläne
wiesen schwere sicherheitsrelevante Fehler auf. „Mögliche Störfälle werden
nicht ausreichend berücksichtigt, obwohl sich in unmittelbarer Umgebung
große Chemiebetriebe befinden“, so die BUND-Landesvorsitzende Susanne
Gerstner. Durch eine Schiffshavarie auf der stark befahrenen Elbe könne es
zu gravierenden Folgen für nahe gelegene, geschützte Gebiete kommen.
20 Mar 2025
## LINKS
[1] /Noch-ein-Fluessiggas-Terminal/!6020403
[2] /Drohnenfluege-ueber-Atomanlagen/!6032685
[3] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/gasversorgung-schwimmendes…
[4] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/gasversorgung-schwimmendes…
## AUTOREN
Reimar Paul
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Sie bezweifeln, dass die Anlage sicher und zukunftsfähig ist.
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