# taz.de -- Biden über Proteste an US-Universitäten: „Kein Platz für Hass … | |
> Erstmals äußert sich US-Präsident Biden zu den Protesten an | |
> amerikanischen Universitäten. Seine Nahost-Politik wird die Wahlen im | |
> November beeinflussen. | |
Bild: US-Präsident Joe Biden bei seinem Statement zu den Proteste an US-Univer… | |
Washington taz | Friedliche Proteste und Meinungsäußerung gehören zu einer | |
Demokratie. Doch Gewalt, Einschüchterung und Antisemitismus haben keinen | |
Platz. US-Präsident Joe Biden spricht am Donnerstag Klartext in einer Rede | |
aus dem Weißen Haus. Es war die erste offizielle Stellungnahme des | |
Präsidenten, nachdem es [1][in den vergangenen Tagen zu Ausschreitungen | |
zwischen pro-palästinensischen Demonstranten] und der Polizei an vielen | |
amerikanischen Hochschulen gekommen war. | |
„Wir sind keine autoritäre Nation, in der wir Menschen zum Schweigen | |
bringen oder abweichende Meinungen unterdrücken. Das amerikanische Volk | |
wird gehört. Tatsächlich ist der friedliche Protest eine der besten | |
Traditionen, wie Amerikaner auf tiefgreifende Probleme reagieren. Aber wir | |
sind auch kein gesetzloses Land, unsere Zivilgesellschaft und Ordnung muss | |
Vorrang haben“, erklärte Biden. Seine Ansprache dauerte nicht einmal fünf | |
Minuten. | |
In den vergangenen Tagen kam es an vielen US-amerikanischen Universitäten | |
und Colleges zu teils gewaltvollen Szenen. Von New York [2][bis Los | |
Angeles] wurden Proteste an verschiedenen Hochschulen mit Polizeigewalt | |
niedergeschlagen. Zeltlager, in denen sich die Studierenden niedergelassen | |
hatten, wurden gewaltsam geräumt. Es kam zu Handgreiflichkeiten und | |
Sachbeschädigungen. [3][An der Columbia Universität in New York] setzte die | |
Polizei Tränengas ein, um ein von Studenten besetztes Campus-Gebäude zu | |
räumen. Studenten hatten sich zuvor gewaltsam Zutritt zu dem Gebäude | |
verschafft. | |
„Die Zerstörung von Eigentum ist kein friedlicher Protest. Es verstößt | |
gegen das Gesetz“, sagte Biden. „Vandalismus, Hausfriedensbruch, das | |
Einschlagen von Fenstern, die Schließung von Campusgeländen und die | |
erzwungene Absage von Kursen und Abschlussfeiern. Nichts davon ist Teil | |
eines friedlichen Protests.“ | |
## Demos für ein Ende der israelischen Militäraktion | |
Studenten wie Professoren und andere Fakultätsmitglieder demonstrieren seit | |
Wochen für [4][ein Ende der israelischen Militäraktionen im Gazastreifen.] | |
Mehr als 40.000 Menschen haben dort seit dem Beginn des Kriegs zwischen | |
Israel und Hamas ihr Leben verloren. Gefordert wird ein sofortiger | |
Waffenstillstand. Und an vielen Universitäten verlangen Studenten, dass die | |
Hochschulen und Colleges jegliche finanziellen Beziehungen zu Israel, | |
israelischen Unternehmen oder anderen Firmen, die am Krieg beteiligt sind, | |
beenden. Nur wenige Institutionen haben diesen Forderungen bislang | |
zugestimmt und versprochen, ihre Investitionen genauer unter die Lupe zu | |
nehmen. | |
„Meinungsverschiedenheit ist ein maßgeblicher Bestandteil von Demokratie“, | |
sagte Biden einlenkend. Allerdings: „Es gibt keinen Platz für Hassrede oder | |
Gewalt jeglicher Art, sei es Antisemitismus, Islamophobie oder | |
Diskriminierung arabischer oder palästinensischer Amerikaner.“ Der | |
US-Präsident schob hinterher: „Es ist einfach falsch. In Amerika gibt es | |
keinen Platz für Rassismus. Es ist alles falsch. Es ist unamerikanisch.“ | |
Biden unterstrich damit die bereits bekannte Position seiner Regierung. | |
Egal ob während der „Black Lives Matter“-Proteste oder rechtsradikalen | |
Kundgebungen, die Regierung vertritt eine klare Position: Friedliche | |
Proteste sind Teil der amerikanischen Tradition. Aber sobald Gewalt oder | |
Vandalismus ins Spiel kommt, handelt es sich um einen Gesetzesverstoß. | |
Biden erklärte auch, dass Menschen in Situationen der Unruhe immer | |
versuchten, politisch zu punkten. Gemeint waren damit wohl vor allem | |
Republikaner, die die anti-israelischen Proteste für ihre eigenen Ziele | |
nutzen wollen. Republikanische Abgeordnete und Senatoren hatten sich in den | |
vergangenen Wochen ein persönliches Bild von den verschiedenen Protesten an | |
den Universitäten gemacht und dabei betont, dass die USA weiter hinter dem | |
Verbündeten Israel stehen. | |
## Trump attackiert Biden für seine Nahost-Politik | |
[5][Ex-Präsident Donald Trump] erklärte, dass die Ausschreitungen an den | |
amerikanischen Universitäten ein Sinnbild für Bidens fehlgeschlagene | |
Nahostpolitik sei. Für Biden selbst stellt die aktuelle Situation eine | |
Problematik mit Hinblick auf die Wahlen im November dar. Viele der | |
Studenten äußern öffentlich Kritik an der Regierung, die ihrer Meinung nach | |
Israel stärker unter Druck setzen sollte, um palästinensische Zivilisten im | |
Gazastreifen zu schützen. Die Regierung hat zwar Israel dazu aufgefordert, | |
den Schutz der Zivilisten zu priorisieren, doch gleichzeitig sagt sie dem | |
israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu ihre unerschütterliche | |
Unterstützung zu. | |
„Täuschen Sie sich nicht, als Präsident werde ich immer die freie | |
Meinungsäußerung verteidigen, und ich werde mich immer genauso stark für | |
die Rechtsstaatlichkeit einsetzen“, so Biden. | |
2 May 2024 | |
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## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
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