# taz.de -- Ein Naturranger über seinen Traumjob: „Ich muss draußen sein“ | |
> In der DDR versorgte Detlef Baumung Rinder. Heute arbeitet er in | |
> Brandenburg in der Döberitzer Heide, wo Wisente und andere Tiere | |
> ausgewildert sind. | |
Bild: Früher hieß es mal Tierpfleger, jetzt neudeutsch Naturranger: Detlef Ba… | |
wochentaz: Herr Baumung, Sie haben den Ruf, ein Wisentflüsterer zu sein. | |
Sind Sie das? | |
Detlef Baumung: Das will ich nicht gesagt haben. Man kennt sich ein | |
bisschen aus (lacht). | |
Was heißt das? | |
Ich habe früher mal Rinderzüchter gelernt, in der DDR. Mit Berufsschule und | |
allem drum und dran. Mit Melken, im Kälberstall, im Jungbullenstall, alles. | |
Wir hatten 1.200 Mastbullen in der LPG Seeburg, wo ich gearbeitet habe. Der | |
Wisent ist ja auch ein bisschen wie ein Rind. | |
Inzwischen sind Sie schon lange bei der Heinz-Sielmann-Stiftung, | |
[1][Naturlandschaften Döberitzer Heide] – sozusagen vor den Toren Berlins – | |
beschäftigt. Was machen Sie genau? | |
Anfangs hieß es mal Tierpfleger, jetzt heißt es neudeutsch Naturranger oder | |
Landschaftspfleger. Auch für die Verkehrssicherung des Geländes bin ich | |
zuständig. | |
Bis zur Wende war die Döberitzer Heide Truppenübungsplatz der Sowjets. Die | |
[2][Sielmann-Stiftung] hat das Gelände danach gekauft, um beinahe | |
ausgestorbenen Tierarten einen Lebensraum zu geben. Mit geschätzt 130 | |
Tieren lebt dort heute Deutschlands größte Wisentherde. Wie gut kennen Sie | |
die Tiere? | |
Die leben wild auf einer Fläche von knapp 2.000 Hektar, die mit einem Zaun | |
gesichert ist. Wir sprechen von der Kernzone. Manchmal kriegt man sie | |
tagelang nicht zu Gesicht. Anders als in der Anfangszeit, als die Herde | |
noch deutlich kleiner war, kenne ich nicht mehr jedes einzelne Tier. | |
Anfangs waren die Tiere auch noch viel zutraulicher, wenn man sie gerufen | |
hat, sind sie angerannt gekommen. | |
Können Sie bitte mal so rufen? | |
Formt die Hände zu einem Trichter vor dem Mund und ruft: KOMMA! KOMMA! Ein | |
bisschen lauter natürlich (lacht). Die alten Bullen und die alten Kühe | |
bleiben auch heute noch stehen, die kennen noch unsere Autos, manche kommen | |
auch noch angerannt. Aber die ganze Nachzucht, die, die draußen geboren | |
sind, die kennen das nicht mehr, die hauen ab. | |
Können Sie die Alttiere anfassen? | |
Nee, so dicht kommen sie nicht ran. Ist auch nicht gewollt. | |
Wie fing das mit den Wisenten in der Dörberitzer Heide an? | |
Die ersten Wisente sind im April 2006 bei uns angekommen: 7 Tiere, sie | |
stammten aus dem [3][Wisentgehege Springe] bei Hannover und aus dem Zoo | |
Karlsruhe. Zuerst haben wir die Tiere in einem Schaugehege gehalten und | |
Kälber gezüchtet. Das waren 3 Gehege mit jeweils 7 Hektar. Die hatten wir | |
gebaut, auch um unseren Besuchern die 3 Tierarten vorzustellen, die wir | |
dann auswildern wollten. | |
Wisente, Przewalski-Pferde und Rotwild. | |
Das Schaugehege war der erste Schritt. 2007 haben wir angefangen, draußen | |
das erste Eingewöhnungsgehege zu bauen und weitere Tiere von außerhalb | |
nachgeholt. Das waren 50 Hektar. 2010 sind wir dann fertig gewesen mit dem | |
Einzäunen des großen Gebiets … | |
… der Kernzone, die nur zu Forschungszwecken betreten werden darf. | |
Mit einem großen Fest haben wir die Schleuse aufgemacht und die Tiere in | |
der Kernzone freigelassen. Vor allem die Anfangszeit des Schaugeheges, als | |
die Wisente neu hier waren, war ziemlich aufregend. Manchmal sind wir mehr | |
bei den Wisenten gewesen, als zu Hause (lacht). Auch nachts sind wir noch | |
mal gucken gefahren, ob alles in Ordnung ist. | |
Sie wussten, wie man mit Rindern umgeht. Wie hilfreich war das? | |
Sehr. Sie müssen ruhig an die Tiere rangehen. Egal ob Bulle oder Kuh, die | |
merken sofort, wenn Sie hektisch sind. Sie müssen die Tiere auch immer | |
ansprechen, wenn Sie sich von hinten nähern, sonst bekommen Sie ruckzuck | |
einen Huf ab. Die keilen ja aus. | |
Die LPG Seeburg, wo Sie 10 Jahre bis 1991 gearbeitet hatten, war auf | |
Mastbullen spezialisiert. Wie muss man sich das vorstellen? | |
Wir haben sämtliche Bullenkälber der anderen LPGs aufgekauft und bei uns | |
bis zur Schlachtreife großgezogen. Das bedeutete, dass wir zeitgleich bis | |
zu 1.200 Tiere im Stall zu versorgen hatten. | |
Standen die Bullen ihr ganzes Leben im Stall? | |
So lang war das Leben ja nicht. Zwei Jahre, zweieinhalb, dann waren sie so | |
groß, dass sie Schlachtreife hatten. Und dann kam ein Viehtransporter und | |
jeder wurde einzeln von der Kette abgemacht und durch einen Gang auf den | |
Wagen getrieben. | |
Klingt nicht ohne, da ist ja ganz schön viel Testosteron im Spiel. | |
Ja (lacht), da muss man mit umgehen können. Die haben sich auch manchmal | |
von den Ketten losgerissen, da hatte man schon manchmal Schwierigkeiten, | |
den wieder einzufangen und an seinen Platz zu bringen. | |
Die Bullen hatten aber Nasenringe? | |
Nö, nur Halfter. Sonst macht es ja keinen Spaß mehr. | |
Wie bitte? | |
Wenn Sie den am Nasenring haben, macht er ja, was Sie wollen und so hat er | |
gemacht, was er will. | |
Das hat Ihnen gefallen? | |
Ja (lacht), das hatte seinen Reiz. Sie müssen schon ein bisschen Obacht | |
geben. Sie müssen überlegen, wie ist der drauf. Wenn er schon angefangen | |
hat, zu randalieren, dürfen Sie sowieso nicht rangehen, oder wenn einer | |
frei war. Ein bisschen beobachten mussten Sie den schon. Und wenn Sie | |
merken, dass Sie Vertrauen aufbauen können zu den Tieren, vertrauen die | |
einem auch. | |
Funktioniert das bei Wisenten auch? | |
Im Prinzip schon. Der Unterschied ist allerdings, das Wisente Wildtiere | |
sind und nicht so ein Vertrauen entwickeln sollen. | |
Sind Sie ein eher ruhiger Typ? | |
Den Tieren gegenüber ja, denke ich mal. | |
Und Menschen gegenüber? | |
Schweigen wir (lacht). Auf jeden Fall bin ich ruhiger geworden im Laufe der | |
Jahre. | |
Und einer, der gerne lacht? | |
Ich denke ja. Man muss schon ein paar Späße machen, das Leben ist ernst | |
genug. | |
Wieso haben Sie damals nicht bei der LPG im Kuhstall angeheuert, wo Sie | |
doch auch Melken gelernt hatten? | |
Das war Teil der Ausbildung. Wir mussten ein Vierteljahr in Blankenfelde, | |
der größten Milchviehanlage Europas, arbeiten: 5.000 Milchkühe unter einem | |
Dach. Dort mussten wir sämtliche Melkscheine machen: Ketten-Melkstand, | |
Karussell-Melkstand, Handmelken. Aber dadurch, dass ich in Seeburg | |
aufgewachsen bin, bin ich bei der hiesigen LPG geblieben und die hatte nun | |
mal die Bullenmastproduktion. Mein Vater und meine Mutter waren auch schon | |
in unserer LPG. | |
In welcher Funktion? | |
Mutter war in der Küche, Vater bei den Rindern. Ich bin schon als Kind | |
immer mit in den Stall, sobald ich aus der Schule gekommen bin. Ein | |
bisschen gefegt, ein bisschen Milch angerührt für die Kälber, also keine | |
schwere Arbeit. Was ich eben helfen konnte als 8-, 9-jähriger Bengel. | |
Mussten Sie? | |
Nee, nee, ich wollte. Und dadurch kam das eben mit den Tieren und das | |
alles. | |
Sie wollten nie weg aus Seeburg? | |
Wo soll ich denn weiter hin? Hier war es doch schön gewesen. Kleines Dorf. | |
Sie kannten ringsherum alle. | |
Wie ging es mit Ihnen nach der Wende weiter? | |
Da war ich beim Tiefbau, 10 oder 12 Jahre lang. Die LPG wurde ja | |
abgewickelt nach der Wende, es musste ja weitergehen. Beim Tiefbau bin ich | |
Lkw gefahren, Fernfahrertouren, Inland. 2005 habe ich dann erfahren, dass | |
die Sielmänner Personal suchen. Mundpropaganda. So bin ich dann wieder in | |
meinen alten Beruf reingerutscht. | |
Wie viel Stunden am Tag sind Sie so draußen im Gelände? | |
Von den 8 Stunden Arbeitszeit bestimmt 6 oder 7. Wir fangen um 7 Uhr an, | |
aber ich bin schon immer um 6 Uhr hier. Ich bin das von früher gewöhnt. Ich | |
muss immer alles in Ruhe angehen morgens, meinen Kaffee trinken, egal auf | |
was für Arbeitsstellen ich war. | |
Wer ist wir? | |
Wir sind hier draußen 4 Mann, also die Arbeiter, die direkt mit den Tieren | |
zu tun haben. Wir machen auch jeden Tag eine Zaunkontrolle. Auf den 22 | |
Kilometern rings um die Kernzone fließt ja Strom. Eigentlich ist das nur | |
ein Weidestrom, eher dazu da, dass Besucher nicht über den Zaun klettern. | |
Die Strecke fahren wir immer ab. Wir müssen Protokoll führen, wenn mal was | |
passieren sollte, was wir nicht hoffen, dass ein Tier ausbricht oder so. | |
Gott sei Dank ist das noch nie vorgekommen. Und dann sind wir immer noch | |
dabei, größere Flächen freizumachen, damit sich die Heidelandschaft und die | |
dazugehörigen Pflanzen und Lebewesen ausbreiten können. Die größte Gefahr | |
ist ja die Verbuschung. | |
Was heißt das? | |
Noch schaffen es unsere ausgewilderten Tiere nicht, die Landschaft durch | |
Fressen und Trampeln mit den Hufen offenzuhalten. Also müssen wir | |
nachhelfen. Wir müssen die großen Flächen zum Beispiel vom Ginster | |
befreien, sonst würde alles zuwuchern. Den Ginster fressen die Tiere nicht, | |
das ist das Problem. | |
Nicht nur die bedrohten Wisente, auch die beinahe ausgerotteten | |
Przewalski-Pferde haben in der Döberitzer Heide einen Lebensraum bekommen. | |
Identifizieren Sie sich mit dem Naturschutzgedanken des Projekts? | |
Natürlich, sonst wäre ich jetzt nicht schon das 20. Jahr hier. | |
Wie macht sich der Klimawandel in der Döberitzer Heide bemerkbar? | |
Natürlich sieht man das. An den Bäumen, wenn man in den Wald fährt, die | |
Trockenheit in den letzten Jahren. Das kriegt man hier sehr deutlich mit, | |
auch wenn man kein Forstwirt ist, kein Gelernter. Wie die großen Eichen | |
absterben, wie die großen Birken absterben. | |
Im Oktober sind in Brandenburg Wahlen. Die AfD hat sehr hohe Umfragewerte. | |
Die leugnen den Klimawandel und dadurch bedingte Veränderungen. | |
Ich hoffe es nicht, dass die jemals an irgendeiner Regierung beteiligt | |
werden. Meiner Ansicht nach hat man die AfD unterschätzt. Die großen | |
Parteien haben die doch die ersten Jahre belächelt. Das hätte man ganz | |
anders angehen müssen, mit Gegenargumenten, dass die gar nicht erst so viel | |
Wähler an sich ranziehen können. | |
Gibt es in Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis in Seeburg Menschen, die AfD | |
wählen wollen? | |
Noch habe ich nichts gehört, ich hoffe es nicht. Bei uns in Seeburg ist es | |
aber auch nicht so, dass es großartig eine Ortsgruppe oder so gebe. Aber im | |
Moment, das muss ich auch ganz ehrlich sagen, wüsste ich auch nicht, welche | |
Partei ich wählen würde, wenn morgen Wahlen werden. Weil, richtiges | |
Vertrauen hat man eigentlich zu keinem mehr im Moment. | |
Seeburg liegt am Rand der Döberitzer Heide, einen Katzensprung von Berlin | |
entfernt. Hat sich das Dorf seit der Wende verändert? | |
Früher war das ein kleines Dorf, jetzt ist es um das Dreifache gewachsen, | |
ist ja Randlage Berlin. Ungefähr 1.200 Einwohner. | |
Gibt es im Ort eine Kneipe oder Einkaufsmöglichkeit? | |
Wir haben jetzt wieder, was früher in DDR-Zeiten der Konsum war, einen | |
kleinen Dorfladen, so nennt er sich. Da kriegen Sie Brötchen, Zeitungen und | |
Grundnahrungsmittel. Kneipe haben wir keine mehr. | |
Bedauern Sie das? | |
Ja. | |
Wie lange schon nicht mehr? | |
Ach, die ist bestimmt schon – lassen Sie mich lügen – aber 10 Jahre ist die | |
bestimmt schon weg. Da ist jetzt ein Wohnhaus drin (lacht). Früher in der | |
Kneipe war immer was los. Das war so ein zentraler Mittelpunkt gewesen. | |
Nicht, dass Sie da jeden Tag besoffen rausgekommen wären, aber wenn Sie aus | |
dem Kuhstall gekommen sind, haben Sie kurz angehalten, ein bisschen | |
gequatscht, ein Bierchen getrunken und dann sind Sie nach Hause gefahren. | |
Da hat sich ja keiner großartig festgesetzt. Weil, zu Hause hatten Sie ja | |
auch noch ihre Wirtschaft. | |
Sie selbst hatten auch einen Hof und eine kleine Landwirtschaft? | |
So ein bisschen nebenbei, ja. Schweine, Hühner, Kaninchen, 2 Ziegen. 2007 | |
mussten wir da leider endgültig raus. Der Alteigentümer hat den Hof | |
zurückgekriegt, was keiner verstehen kann, normalerweise. Meiner Ansicht | |
hatte er da gar keinen Anspruch mehr drauf. Der war ja entschädigt worden, | |
nachdem er nach dem Krieg rübergesiedelt war in den Westen. Also das mit | |
dem Einigungsvertrag, da haben sie die alte DDR ganz schön verkauft. | |
Auf dem Hof sind Sie aufgewachsen? | |
Ja, seit meiner Kindheit habe ich da gelebt, über 40 Jahre. Mein Vater und | |
meine Mutter waren auch ein bisschen Bauern nebenbei gewesen. Bisschen | |
Landwirtschaft, Enten, Hühner, Kaninchen, großen Garten, man war ein halber | |
Selbstversorger. | |
Wo sind Sie mit Ihrer Frau und der Tochter dann hingezogen? | |
In einen Neubaublock in Seeburg, Dreizimmerwohnung. Wir wohnen da immer | |
noch. Die ersten Jahre war es schwer, das sage ich Ihnen ganz ehrlich. Ich | |
kannte das nicht, dass über mir, unter mir, neben mir Nachbarn sind. | |
Ungewohnt. Eng. Das muss man erst mal auf die Reihe kriegen. Bis ich dann | |
einen kleinen Garten übernehmen konnte von einer älteren Dame, danach ging | |
es, weil ich wieder einen Rückzugsort hatte. | |
Die Anstellung in der Döberitzer Heide war für Sie vermutlich ein | |
Glücksfall. | |
Mit Sicherheit, gerade auch nach der ganzen Fernfahrerei. Ich könnte nicht | |
den ganzen Tag im Büro sitzen, da würde mir die Decke auf den Kopf fallen. | |
Ich muss die Natur haben, ich muss draußen sein. Oder in einer Werkhalle am | |
Fließband stehen, da würde ich verrückt werden. Dazu kommt, dass wir hier | |
draußen relativ eigenverantwortlich arbeiten, weil die Chefs auch wissen, | |
sie können sich auf unser Team verlassen. | |
Auch die Wisente führen ein Eigenleben, oder füttern Sie zu? | |
Unsere Wisente versorgen sich selbst. Nur in extrem kalten Wintern würden | |
wir eine Ausnahme machen und zufüttern. In der Kernzone stehen sechs | |
solarbetriebene Tränken, das ist das einzige technische Unterstützung. | |
Wasser ist immer da. | |
Wer hat in der Herde eigentlich das Sagen? | |
Die Leitkühe, in der Regel handelt es sich um Mutterkuhherden mit 15 bis 20 | |
Tieren. Die adulten Bullen laufen übers Jahr meistens alleine, manchmal | |
auch zu zweit. Nur wenn Brunft ist – im August, September um den Dreh – | |
gesellen sie sich zu den Kühen. Danach ziehen sie sich wieder zurück. | |
Finden in der Paarungszeit heftige Kämpfe statt? | |
Weniger. Ein ausgewachsener Wisentbulle wiegt bis zu einer Tonne. Die | |
Jungbullen wissen, dass sie gegen die Großen keine Chance haben. Bei den | |
Rothirschen ist in der Paarungszeit deutlich mehr Stimmung. Wenn die sich | |
Ende September, Oktober gegenüberstehen, anbrüllen und loskämpfen mit | |
krachenden Geweihen, das ist herrlich! | |
Dann halten Sie Ihren weißen Jeep auch mal an? | |
Natürlich, das muss man hören und sehen! | |
Was sind für Sie die schönsten Momente in der Heide? | |
Mit das Schönste ist, wenn Sie morgens kommen und da rennt auf einmal so | |
ein Lütter mittenmang mit rum. Wir haben in den Autos ja auch Ferngläser. | |
Aber da kommt man absolut nicht ran, da passen die Kühe auf. Früher im | |
Schaugehege konnte man das noch besser verfolgen. Wenn Sie sehen, dass da | |
wieder etwas Neues entsteht. Auf einmal rennen da zwei Wisentkälber rum, | |
die am Abend vorher noch nicht da waren. Da muss kein dreiköpfiges | |
Tierarzt-Team dabei sein. Die Geburt und alles machen die Muttertiere ganz | |
alleine. Natürlich gehört der Tod auch mit dazu. Wenn Sie kommen, und da | |
liegt einer. | |
Sind Sie dann auch traurig? | |
Natürlich. Man kennt das ja von früher, wenn im Kuhstall auch mal ein Kalb | |
tot gewesen ist. Leben und Tod gehört nun mal zusammen. Es ist auch besser | |
ein Tier von seinem Leiden zu erlösen, wenn es schwer krank ist. Wenn man | |
sieht, wie manche ältere Damen oder Herrschaften, die einen uralten Hund | |
haben, der schon fünfmal Krebs hatte, ihre letzten Ersparnisse in das Tier | |
stecken. Aber das ist meine persönliche Meinung. | |
Haben Sie einen Überblick, wie viele Wisentkühe in diesem Frühjahr trächtig | |
sind? | |
Keine Ahnung … Die Tiere leben ja wild, das kann man also überhaupt nicht | |
sagen. Geburtszeit ist in der Regel im Mai, das hängt auch ein bisschen vom | |
Wetter ab. | |
Dann ist das für Sie ja gerade eine ziemlich spannende Zeit! | |
Auf jeden Fall! Letztes Jahr waren es bestimmt 10, 15 Kälber gewesen. Wenn | |
das Futterangebot gestimmt hat, der Winter war ja nicht so doll, kann es | |
durchaus wieder so ein gutes Jahr werden. Müssen wir abwarten. Wir haben | |
zwar einen Haufen Wildkameras aufgestellt, aber man kriegt ja doch nicht | |
alles mit, was da draußen abgeht. | |
Was auch gut ist, oder? | |
Vollkommen richtig. Ist ja Natur, die braucht auch ihre Geheimnisse. Das | |
betrifft ja nicht nur die Großtiere. Wenn Sie den ersten Wiedehopf | |
rumspringen sehen. Wenn die Vorboten vom Frühling wieder angekommen sind. | |
Nee, nee, das ist schon eine spannende Angelegenheit da draußen. | |
9 May 2024 | |
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